Abwassergebühren im Kreis ERH könnten bald steigen

14.1.2016, 16:29 Uhr
Abwassergebühren im Kreis ERH könnten bald steigen

© Foto: André De Geare

Diese Daten hat Bayerns Umweltministerium dem Wilhermsdorfer SPD-Landtagsabgeordneten Harry Scheuenstuhl auf eine schriftliche Anfrage mitgeteilt. Der Grund für Scheuenstuhls Anfrage: 2013 hatte die Staatsregierung den Renovierungsbedarf ermittelt, der offenbar einige Bürgermeister aufschreckte. Daraufhin hatte der Gemeindetag des Landkreises Neustadt-Aisch/Bad Windsheim eine Art Brandbrief nach München geschickt.

Im Landkreis ERH geht es nach Ministeriums-Angaben um immerhin zwölf Kläranlagen verschiedener Größe. Je eine in Röttenbach, Vestenbergsgreuth, Mühlhausen, Hannberg (Heßdorf), Buchfeld (Wachenroth) und Ailsbach (Lonnerstadt); vier in den Weisendorfer Ortsteilen Boxbrunn, Oberlindach, Rezelsdorf und Schmiedelberg. Außerdem muss die Anlage des Abwasser- und Gewässerunterhaltungsverbands (AGV) Mittlere Regnitz in Baiersdorf und jene der Gemeinde Heroldsberg fit für die Zukunft gemacht werden.

Nach Auskunft von Andreas Hannweg, beim Abwasserverband Seebachgrund für die Technik zuständig, wird die Anlage in Hannberg in den nächsten ein bis zwei Jahren geschlossen. Der Abwasserverband leitet das Abwasser der angeschlossenen Gemeinden — darunter Weisendorf — nach Erlangen in die dortige Großkläranlage weiter.

Die zügige Sanierung der zum Teil Jahrzehnte alten Anlagen sei, so erklärt es das Umweltministerium, unter anderem dann notwendig, wenn „wasserrechtliche Anforderungen wegen baulicher und/oder verfahrenstechnischer Mängel nicht mehr zuverlässig eingehalten werden können“. Aber auch neue europäische Vorschriften könnten relativ zeitnah eine Nachrüstung nötig machen, schreibt Ministerin Ulrike Scharf (CSU) in ihrer Antwort an Harry Scheuenstuhl.

Einige Kommunen haben bereits reagiert und versuchen, ihre kleineren, eigenen Kläranlagen aufzugeben, zusammenzulegen oder die Abwässer in Großstädte zu leiten. So bestätigt Nürnbergs Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) Gespräche mit der Nachbarkommune Kalchreuth über deren möglichen Abwasseranschluss an Nürnbergs Klärwerke. Heroldsberg ist bereits angeschlossen.

Mittelfrankens Kommunen am Land mit vielen Ortsteilen stecken allerdings in einem Dilemma. Vor allem hier wird der größte Teil des Investitionsbedarfs von fast 250 Millionen Euro bis 2020 erwartet. Dem steht ab heuer ein geplanter staatlicher Fördertopf gegenüber von 20 Millionen pro Jahr, sagt Harry Scheuenstuhl. Für den gesamten Freistaat wohlgemerkt. Daraus sollen außer den Kläranlagen auch Abwasserkanäle und Trinkwasserversorgungen saniert werden.

„Ausreichend Haushaltsmittel“

Ein Sprecher des Bayerischen Umweltministeriums nennt das Förder-Programm ohnehin „Härtefallförderung“. Das Programm soll nur Kommunen unterstützen, bei denen die Umlage der Sanierungskosten zu unzumutbaren Belastungen führen würde. Dafür seien mit jenen 20 Millionen Euro pro Jahr „ausreichend Haushaltsmittel eingeplant“.

Weshalb offenbar die Chancen vieler Kommunen schlecht stehen, notwendige Renovierungen staatlich kofinanziert zu bekommen. Zumal die regionalen Zahlen in jener Liste des Umweltministeriums die Verantwortlichen aufschrecken müssten: Im Kreis Ansbach seien 67 Kläranlagen sanierungsbedürftig, im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 56, im Kreis Roth 39, im Kreis Nürnberger Land 19, im Kreis ERH besagte zwölf. Negativer Spitzenreiter: der Landkreis Neustadt /Aisch-Bad Windsheim mit 68 Nennungen.

Um Gebührenerhöhungen werden die Bürger nicht herum kommen. So spart man sich beispielsweise in Weisendorf, das über vier (kleine) Kläranlagen verfügt, relativ viel Geld, weil man bis 2019 die Anlagen in Schmiedelberg und Oberlindach schließt, nur Boxbrunn und Rezelsdorf behält und das Wasser in Erlangen behandeln lässt. Dennoch bleiben in der Übergangszeit an der Gemeinde zwischen 100 000 Euro und 150 000 Euro notwendige Investitionen in die Kläranlagen „hängen“, was auf die Abgaben umgelegt wird. Nach Auskunft von Bürgermeister Heinrich Süß und Hauptamtsleiterin Eva Fröhlich kostet der Kubikmeter Schmutzwasser derzeit 2,12 Euro (zuvor 2,28 Euro), die Oberflächenwassergebühr stieg von 33 auf 62 Cent je Quadratmeter.

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