Alle Räder speisen Strom ein

31.12.2015, 05:33 Uhr
Alle Räder speisen Strom ein

© Foto: Matthias Kronau

Herbert Krafft lacht. „Der schwache Wind war natürlich gut für den Bau der Windräder“, weiß der Lonnerstadter, einer der Initiatoren der Bürgerwindräder. Insbesondere beim Hochziehen und Montieren der Rotoren ist nämlich schon schwacher Wind gefährlich. Selbst wenn am Boden nur ein laues Lüftchen weht, kann es auf 141 Metern Nabenhöhe empfindlich ziehen. Gute meteorologische Vorhersagen waren daher entscheidend für die Firma Nordex, die die Anlagen lieferte und installierte.

Der lange Sommer und insbesondere der milde Herbst spielte den Planern in die Hände. Allerdings: Just in dem Moment, als bei bestem Wetter die Montage der Rotoren eingeplant war, kam eine Hiobsbotschaft. In einer Anlage in Norddeutschland war es bei Wartungsarbeiten zu einem tödlichen Unfall mit einem Aufzug gekommen. Es musste geklärt werden, wie es dazu kommen konnte.

Zwei Wochen lang durften in Windanlagen europaweit Aufzüge dieses Typs nicht benutzt werden. Nach außen hin wirkten die Verantwortlichen stets ruhig, sie hatten zuvor auch schon einen kleinen Zeitvorsprung herausgearbeitet. Und auch nach Freigabe der Aufzüge war das Wetter mit den Windradbauern: Es gab genug windstille und warme Tage, sodass noch vor Weihnachten alle fünf Rotorsterne hochgezogen waren. „Ab jetzt brauchen wir Wind“, hofft Herbert Krafft nun auf die regelmäßige Bildung bedeutender Luftdruckunterschiede.

Was so ein bisschen Wind ausmacht, war schon kurz vor Weihnachten in Windrad Nr. 4 abzulesen, der Anlage also, bei der im Juni der Spatenstich für den Windpark gefeiert wurde. Herbert Krafft öffnet die schwere Eisentür des Windrads, und nach wenigen Schritten steht er vor einem Display, das die aktuelle Stromerzeugung anzeigt. „1,5 Megawatt“, sagt Krafft und ist zufrieden. Bei Höchstleistung sind 2,480 Megawatt möglich.

Herbert Krafft kann den Windrädern künftig gelassen beim Drehen zusehen. In den vergangenen Monaten hat es praktisch keinen Tag gegeben, an dem er nicht auf den Baustellen war. Oft war er in der Flur zwischen Lonnerstadt und der A 3 einer der Ersten, um nach dem Rechten zu sehen. Als Lonnerstadter mit bester Vernetzung zu regionalen Bau- und Handwerksfirmen waren auftretende Probleme und Problemchen oft schnell behoben. Krafft wusste, wen man anrufen musste, und auf wen man sich verlassen konnte.

Fast fertig geworden ist sogar die ökologische Ausgleichsfläche für die Anlagen. Gleich neben dem bestehenden Pavillon auf dem Höhenzug nördlich von Lonnerstadt ist auf einer Fläche von zwei Hektar eine Plantage mit über 170 Obstbäumen angelegt worden. Sie wird zum Teil umrandet von einer fünf Meter breiten Heckenpflanzung. Außerdem wurden an anderer Stelle noch einige Bäume gepflanzt.

Für Kraffts Tatkraft in der Bauphase gibt es von Arno Weber von der WWS Projektbau GmbH & Co. KG, die das Gesamtprojekt koordiniert hat, großes Lob.

WWS steht für „Wust – Wind und Sonne“ aus Markt Erlbach. Die Firma übernimmt auch die kaufmännische und technische Betriebsführung der Bürgerwindanlagen. WWS-Geschäftsführer Erich Wust die Fertigstellung der fünf Räder zur Jahreswende für einen großen Erfolg. „Dabei ist kalkulatorisch der 30. März angepeilt gewesen.“ Nun können die Räder früher Geld verdienen, außerdem blieb man rund 300 000 bis 400 000 Euro unter dem geplanten Investitionsvolumen von 20,4 Millionen Euro.

Rund 250 Bürger aus der näheren und weiteren Umgebung haben sich mit Einlagen (Mindestsumme 5000 Euro) an den Bürgerwindrädern beteiligt. Insgesamt kamen rund fünf Millionen Euro zusammen, der Rest wurde über die Nürnberger Umweltbank finanziert.

In durchschnittlichen Windjahren wird davon ausgegangen, dass ein Windrad etwa fünf Millionen Kilowattstunden produzieren kann. Der Strom aller fünf Windanlagen würde dann dafür reichen, dass rechnerisch rund 6250 Privathaushalte mit Strom versorgt werden könnten.

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