Amazon äußert sich zum Bürgerentscheid in Pommersfelden

Claudia Freilinger

Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach/Höchstadt

E-Mail zur Autorenseite

24.3.2020, 17:26 Uhr
Amazon äußert sich zum Bürgerentscheid in Pommersfelden

Amazon und der beteiligte Logistikimmobilienentwickler P 3 hatten am 26. März eine Informationsveranstaltung zum Thema geplant. Diese muss nun entfallen – deswegen luden Stephan Eichenseher (Head of Communication for Amazon Customer Fulfillment) und Sönke Kewitz, Geschäftsführer P 3 Logistic Parks Deutschland, zum Pressegespräch per Internet-Call. Außerdem wird voraussichtlich bis zum kommenden Wochenende eine Postwurfsendung an die Haushalte im Gemeindegebiet verteilt, die alle Fragen beantworten soll.

Denn davon gibt es viele. Als die Pläne im Herbst bekannt wurden, weil der Gemeinderat die Änderung des Bebauungsplans diskutierte, regte sich im 300-Einwohner-Dorf Limbach sofort Widerstand. Innerhalb kurzer Zeit sammelte die Bürgerinitiative "Lebenswertes Pommersfelden" mehr als doppelt so viele Unterschriften wie nötig, um einen Bürgerentscheid anzustoßen. Der Gemeinderat hat ihn zugelassen und ein Ratsbegehren dagegen gesetzt. Über beides stimmen die Pommersfeldener am 5. April ab. Auch die Bürgerinitiative muss eine Info-Veranstaltung absagen und rührt die Werbetrommel jetzt per Flyer.

"Es ist das erste Mal, dass wir auf solchen Protest stoßen", betont Sönke Kewitz. P 3 plant mit Amazon vier ähnliche Immobilien deutschlandweit. "Das ist ein relativ neues Produkt für uns", sagt Kewitz. "Es stellt die Zukunft dar." Die aktuellen Entwicklungen zur Eindämmung von Corona zeigten: "Wir werden ohne E-Commerce nicht auskommen."

Diese Überzeugung ist auch Grund, warum Amazon sein Netzwerk ausbaut und verstärkt auf "die letzte Meile" setzt, wie Sprecher Eichenseher es formuliert. 13 große Logistikzentren habe der US-Konzern in Deutschland. Von dort komme die Ware in fünf Sortierzentren – eins davon steht in Eggolsheim – und von dort über die Verteilzentren noch näher an die Kunden heran.

Ein solches Verteilzentrum soll in Limbach entstehen. Hier werden Pakete sortiert und verladen für den Versand an die Endkunden. "Wir wollen diesen Standort haben", macht Eichenseher klar. Genau in dieser Lage würden "Kapazitäten gebraucht", weil es viele Kunden gebe. Auch die Verkehrsanbindung an die B 505 sei für Amazon ein Argument. Die Fahrer müssten sich an vorgegebene Routen halten, sonst drohten Sanktionen.

Viele Bürger hatten Bedenken angemeldet, weil es am Sortierzentrum in Eggolsheim Probleme gab mit Fäkalien und Müll von Lkw-Fahrern. Diese "Startschwierigkeiten hat Amazon gelöst und daraus gelernt", meinte Eichenseher. Ein Verteilzentrum wie in Pommersfelden weise deutlich geringeren LKW-Verkehr auf, da die Pakete vorsortiert ankommen und in der Logistikhalle auf die Routen der Zusteller verteilt werden.

Sönke Kewitz betonte, das Ein- und Ausladen finde unter einem Vordach mit Seitenwand statt, sodass aktuelle Lärmgutachten keine Probleme sähen. Viele Gebäudeteile würden begrünt, außerdem kämen 80 neue Bäume hinzu. Der Mietvertrag mit P 3 habe eine Laufzeit von zehn Jahren, auch darüber hinaus sei eine Nutzung angestrebt. Mit einem Leerstand des Objektes sei weder mittel- noch langfristig zu rechnen.

Zum Thema Löhne meinte Amazon-Sprecher Eichenseher, es entstünden Arbeitsplätze unterschiedlichster Qualifikationsansprüche – vom Logistikmitarbeiter bis hin zum Standortleiter. "Die Löhne für Logistikmitarbeiter liegen am oberen Ende dessen, was in vergleichbaren Jobs bezahlt wird." Nach 24 Monaten seien es im Durchschnitt 2500 Euro brutto im Monat, inklusive zusätzlicher Leistungen wie leistungsbezogener Boni. "In der Sortierung arbeiten wir am Anfang mit einem Zeitarbeitsunternehmen zusammen." Später würden die Mitarbeiter dann voraussichtlich sukzessive übernommen.

InfoBei weiteren Fragen erreichen Interessierte die Vertreter der Unternehmen Amazon und P 3 per E-Mail unter der Mailadresse verteilzentrum-pommersfelden@amazon.de

Hier nochmal die Fakten-Angaben von Amazon:

Das Gebäude: zirka 5600 Quadratmeter, 12,75 Meter hoch

Betriebszeiten: Drei-Schichtbetrieb in 24 Stunden und an sechs Wochentagen.

Arbeitsplätze: Unterjährig bis zu 100 Mitarbeiter im Verteilzentrum. Mehrheitlich keine formale Ausbildung/Lehre erforderlich. Zusätzlich 20 bis 25 Managementpositionen.

Verkehr: zirka 20 Lastwagen pro Nacht (das macht zwei pro Stunde) und zirka 189 Auslieferfahrzeuge (maximal 3,5 Tonnen) pro Tag (maximal 72 pro Stunde).

Parkplätze: 428 Stellflächen für die Lieferfahrzeuge (Parkplatz im Norden und Parkhaus), zusätzlich 156 Mitarbeiterparkplätze.

Steuern: Amazon entrichtet ab dem ersten Betriebsjahr die fällige Gewerbesteuer und P 3 die späteren Grundsteuern in Pommersfelden.