Bei Zollhöfers wird das Ehrenamt groß geschrieben

23.8.2015, 15:57 Uhr
Bei Zollhöfers wird das Ehrenamt groß geschrieben

© Foto: Schneller

Die Rede ist von Kurt Zollhöfer, von 1996 bis 2009 Vorsitzender des 1. FC Herzogenaurach, seiner Ehefrau Karin Wittenzellner-Zollhöfer, 14 Jahre lang Vorsitzende des ASV Niederndorf (1998 bis 2012) sowie Marcel Zollhöfer, Sohn aus erster Ehe von Kurt Zollhöfer, der aktuell für die Triathlon- Abteilung bei der TS Herzogenaurach verantwortlich zeichnet.

Kurt Zollhöfer fand den klassischen Weg zum Vereinsleben, indem er ab 1986 seinen anderen Sohn André bei dessen Spielen für den FC mit weiteren Eltern am Spielfeldrand anfeuerte. Es folgten zunächst Betreueraufgaben. 1988 überredete ihn der damalige Bürgermeister Hans Ort bei der Mitgliederversammlung, Schriftführer zu werden. Als der Verein 1995 kurzfristig ohne Vorsitzenden auskommen musste, übernahm der CSU-Stadtrat und Religionslehrer Zollhöfer das Amt zunächst kommisarisch und wurde wenig später auch offiziell in dem Amt bestätigt.

„Rein gerutscht“

Ehefrau Karin hatte bereits 1972 in Erlangen den Übungsleiterschein des BLSV erworben und war danach beim ATSV Erlangen als Übungsleiterin tätig. Als sie mit ihrem damaligen Mann und drei Kindern 1977 nach Niederndorf zog, wurden sie beim ASV sofort in die Vereinsarbeit eingebunden. 1980 gründete das Ehepaar Fäth die Skiabteilung, und es waren die rundum positiven Erfahrungen im Kreise Gleichgesinnter, die ihr den Mut gaben, 1998 das Amt der Vereinsvorsitzenden zu übernehmen. Marcel Zollhöfer startete bei der Turnerschaft 1861 zunächst als Tischtennisspieler, wo er schon mit 16 Jahren dem Übungsleiter zur Hand ging. Mit 20 Jahren wurde er dann dessen Nachfolger („ich bin da so rein gerutscht“), doch als der Nachwuchs weniger wurde und er Freude am Laufen entdeckte, schloss er sich der Laufsportabteilung an.

Der Weg als Aktiver zum Triathlon war da auch für ihn nicht weit, und nachdem er immer wieder bei organisatorischen Aufgaben in der TSH mitgewirkt hatte, stellte er sich 2011 für die vakant gewordene Position des Abteilungsleiters zur Verfügung.

Bemerkenswert einmütig und realistisch schätzen die drei Familienmitglieder ihre Ehrenämter ein. So meint Marcel Zollhöfer, seit kurzem auch Vater eines Sohnes: „Ich mache meinen Sport gerne, sowohl als Aufgabe im Verein aber auch als Aktiver. Dies mit dem Beruf und der Familie zu vereinbaren, ist extrem schwierig. Wenn man aber etwas macht, muss man es richtig machen. Jeder sollte sich ein ,Zeitbudget‘ erstellen. Wenn dann eine Aufgabenbeschreibung vorhanden ist, gilt es abzuwägen, ob man ein Ehrenamt übernehmen will.“

Die beiden Ex-Vorstände ergänzen, dass man in dieser Funktion auch in der Lage sein müsse, Aufgaben zu delegieren oder abzulehnen, wenn sie nicht dem Aufgabenprofil entsprechen oder man überlastet ist. „Am ehesten haben die Senioren Zeit sich einzubringen, dann heißt es aber oft, der Verein sei überaltert. Dabei liegt bei aktiven Senioren ein großes Potenzial. Optimal wären die 35- bis 50-Jährigen, die aber voll im Beruf eingespannt sind. Deshalb ist es wichtig, delegieren zu können und dabei auch Verantwortung zu übergeben“, so Karin Wittenzellner- Zollhöfer, Trainerin für Rhetorik und Kommunikation. Ein großes Problem sei die Einstellung vieler, wonach der Verein als Dienstleister angesehen werde, wo man seinen Beitrag zahlt und die wichtigste Frage laute, was man dafür kriege. Der Solidaritätsgedanke gehe langsam verloren. Da sei es besonders wichtig dass die „Chemie“ im Verein stimme, denn dann sei es leichter, Leute für die Mitarbeit zu gewinnen.

Auch sei es falsch, berufliche Perfektion von Ehrenamtlichen vorauszusetzen, notfalls müsse man auch mal mit 80 Prozent zufrieden sein. „Nicht das Ehrenamt steht in der Krise, die Vereine sind in der Krise, weil das Anspruchsdenken vieler überhand nimmt“, so die drei Befragten übereinstimmend.

Zudem sei es in leitender Funktion sehr wichtig, auch zuhören zu können, viel Geduld mitzubringen und notfalls auch mal unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Viel hänge natürlich auch von den Rahmenbedingungen ab. So sieht man Herzogenaurach als „eine sportliche Stadt, aber noch nicht als Sportstadt“. Man hofft, dass der Sportentwicklungsplan hier etwas bewegen wird, da gäbe es viel zu tun.

Immer auf Augenhöhe

Kurt Zollhöfer nennt die Partnerstadt Wolfsberg durchaus als Vorbild. Er und seine Frau halten eine Fusion der Vereine im Fußball unverändert für absolut richtig, doch die vielen vergeblichen Bemühungen in der Vergangenheit machen ihnen wenig Hoffnung: „Der Leidensdruck der Protagonisten ist noch nicht groß genug. Zudem ist es unabdingbar, dass weitere Verhandlungen immer auf Augenhöhe erfolgen müssen, eine ,feindliche Übernahme‘ anzustreben, wäre unlauter und würde schon im Ansatz scheitern.“

Zusammenfassend gibt das Trio aber ein rundum fast begeisterndes Fazit ihrer Tätigkeit im Ehrenamt. Es gebe wunderschöne Veranstaltungen und übergreifend neue Bekanntschaften. Gerade wenn man etwas gemeinsam im Verein auf den Weg gebracht habe und dies dann auch von Erfolg gekrönt wurde, entschädige das für vereinzelte Widrigkeiten. Das Ehrenamt sei keine Einbahnstraße, wenn man denn damit richtig umzugehen wisse.

Und auf die Frage, ob die beiden Senioren alles nochmal so machen würden, kam ein uneingeschränktes „Ja“. Menschen, die vor der Frage stehen, ob sie denn ein Ehrenamt übernehmen sollen und wollen, empfiehlt die Familie Zollhöfer kurz und bündig: „Trau‘ Dich!“

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