Der "weiße Blitz" zu Besuch in Herzogenaurach

27.4.2018, 14:09 Uhr
Zwischen diesen Bildern liegen über 60 Jahre: Links ist Heinz Fütterer (M.) mit Rudolf Dassler (r.) und dessen Sohn Armin Dassler (l.) zu sehen.

© Fotos: Puma Zwischen diesen Bildern liegen über 60 Jahre: Links ist Heinz Fütterer (M.) mit Rudolf Dassler (r.) und dessen Sohn Armin Dassler (l.) zu sehen.

Puma-Urgestein Helmut Fischer führte die Sportlegende durch die Unternehmenszentrale und den Neubau. Höhepunkt für den ehemaligen Weltklassesprinter war der Besuch in der Archivwerkstatt des Sportunternehmens. Unter den Exponaten aus verschiedenen Jahrzehnten konnte Fütterer einige Spikes aus seiner eigenen Zeit als Ausnahmeathlet begutachten. "Meine Spikes habe ich aber leider nie so sauber gekriegt", sagt er lachend. Im Rahmen eines Zeitzeugeninterviews ließ er seine größten Erfolge und seine enge Bindung zur Marke Puma Revue passieren.

Fütterer bewies, dass man selbst noch im hohen Alter sehr sportlich sein kann. So ließ es sich der passionierte Golfer nicht nehmen, auf Pumas Golf-Testfläche verschiedene Schläger zu testen. Bei einem persönlichen Gespräch mit Vorstandschef Bjørn Gulden zeigte sich der heutige Puma-Chef, selbst ehemaliger Profi-Sportler, von der Lebensgeschichte und den zahlreichen Erfolgen Fütterers beeindruckt: Fütterer gewann in seiner Karriere 536 Rennen, 150 allein im Jahr 1954 – unbesiegt.

Auf diesem aktuellen Bild umrahmen Helmut Fischer (l.) und Vorstandsvorsitzender Bjørn Gulden (r.) den immer noch topfitten Ausnahme-Leichtathleten.

Auf diesem aktuellen Bild umrahmen Helmut Fischer (l.) und Vorstandsvorsitzender Bjørn Gulden (r.) den immer noch topfitten Ausnahme-Leichtathleten. © Fotos: Puma

Fütterer war der erste Superstar, den das noch junge Unternehmen Puma Anfang der 50er Jahre verpflichtete. Den Kontakt hatte sein damaliger Trainer hergestellt, wenig später folgte der direkte Austausch zu Firmengründer Rudolf Dassler, der vom besonderen Talent des jungen Sportlers von Anfang an überzeugt war. Der damals 19-jährige Junge aus dem baden-württembergischen Dorf Elchesheim-Illingen, der seine ersten Rennschuhe in einer Umtauschzentrale heimlich gegen ein Kleid seiner Schwester getauscht hatte, bekam damals von Rudolf Dassler zwei nagelneue Spikes aus glattem, schwarzem Känguruleder, die ihn noch schneller machten.

1953 sorgte der junge Athlet in Paris für die erste Sensation: Seinen Spitznamen erhielt er, als er gegen vier farbige Athleten über die 60 Meter antrat und den Lauf am Ende gewann. Die französische Sportzeitung "L’Équipe" berichtete damals: "Der Deutsche zuckte durch die Halle wie der weiße Blitz".

Ein "Held von Bern"

Ein Jahr später – nur zwei Wochen nach der legendären Fußball-Weltmeisterschaft 1954 – wurde Fütterer selbst zum "Helden von Bern": Er holte sich die Europa-Meisterschaft über 100 und 200 Meter und lief mit 20,9 Sekunden neuen Europarekord. Diese Erfolge verschafften ihm zu seinem eigenen Erstaunen den Titel "Sportler des Jahres 1954" – noch vor dem frischgebackenen Fußball-Weltmeister Fritz Walter und Springreiter Hans-Günther Winkler.

Zum "schnellsten Mann der Welt" wurde Fütterer im Oktober 1954 im japanischen Yokohama, als er den 100-Meter-Weltrekord des Amerikaners Jesse Owens mit 10,2 Sekunden einstellte. Sein sportliches Vorbild hatte er somit in der Königsdisziplin geschlagen.

Sein ganzes Leben hat Fütterer Puma die Treue gehalten, er sah Rudolf Dassler als "väterlichen Freund" an. Dassler-Sohn Armin wurde sogar Pate seines Sohnes.

Nach dem Ende seiner sportlichen Karriere arbeitete Fütterer 27 Jahre bei Puma, zunächst als Vertriebsmitarbeiter, später im Sportmarketing Leichtathletik. Umso größer war für ihn die Freude, seinen alten Freunden aus Herzogenaurach einen Besuch abzustatten: "Ich bin sehr froh, wieder bei meiner Familie zu sein", sagte der "Weiße Blitz" zum Abschied.

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