E-Books im Kommen

10.11.2015, 14:00 Uhr
E-Books im Kommen

© Foto: Silvia Schulte

Die rund 3300 virtuellen Titel, die allen Nutzern der Stadtbibliothek neben den gut 25 000 Büchern und Medien zur Verfügung stehen, füllen keinen zusätzlichen Platz im Regal. Sie lassen sich über einen Computer mit Internetzugang abrufen und können auf Smartphones, Tablets oder E-Book-Readern gelesen werden. Bereitgestellt wird das digitale Lesefutter nicht von der Stadtbücherei Höchstadt allein. Gemeinsam mit acht weiteren Büchereien bietet man sie im Verbund, der sogenannten E-Ausleihe Franken, an.

Das Angebot wird gut genutzt, selbst wenn die absoluten Zahlen noch bescheiden klingen. „170 E-Books wurden im September von 46 Höchstadter Nutzern ausgeliehen“, sagt Büchereileiterin Marlitt Grigull nach einem kurzen Blick in ihre Unterlagen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum griffen die Besucher 2700 Mal zu gedruckten Büchern, Hörbüchern, Spielen oder Filmen.

Doch der Trend ist positiv. Grigull ist überzeugt, dass das Büchereipublikum E-Books verstärkt als Zusatzangebot wahrnimmt. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: E-Book-Reader sind flach und handlich und bleiben es auch, selbst wenn man auf ihnen Tolstojs Gesammelte Werke speichert. In elektronischer Form wird eben jeder Wälzer zum Leichtgewicht.

Zu Grigulls Überraschung hat vor allem die ältere Generation die Vorteile von E-Books als Erstes entdeckt. Veränderbare Schriftgrößen und beleuchtete Displays lassen so manche Lesebrille wieder im Etui verschwinden. Auch im Urlaub sind die Akku-sparenden Flachmänner ideale Reisebegleiter.

Aus Gesprächen mit Neukunden weiß Marlitt Grigull, dass das digitale Angebot bei einigen den Ausschlag gegeben hat, für eine Jahresgebühr von zehn Euro endlich einen Büchereiausweis zu beantragen. Denn damit hat man rund um die Uhr Zugriff auf die virtuellen Bücher, die aktuelle Bestsellertitel ebenso enthalten wie Krimis, Biographien oder Ratgeber. An Öffnungszeiten ist man nicht mehr gebunden, wohl aber an die Leihfrist. Die Rückgabe versäumen oder vergessen kann man allerdings nicht mehr: Nach Fristablauf lassen sich die virtuellen Medien einfach nicht mehr öffnen oder werden vom Gerät gelöscht.

Mehrfachlizenz ist teuer

Eine Vormerkung auf besonders beliebte Titel gibt es aber weiterhin. „Mehrfachlizenzen sind eben sehr teuer und werden deshalb kaum für den digitalen Bestand eingekauft“, sagt die Büchereileiterin. So haben die meisten digitalen Bücher nur eine Einfachlizenz. Ist dieser Lesestoff gerade virtuell verliehen worden, kann er von einem anderen Nutzer für die Dauer der Leihfrist nicht mehr heruntergeladen werden.

Marlitt Grigull erwartet, dass das Medium E-Book künftig noch stärker in Anspruch genommen wird: „Die junge Generation ist daran gewöhnt. Viele Schulen nutzen ja schon Tablets oder E-Book-Reader im Unterricht.“ Sorgen um die Zukunft der realen Bücherei macht sie sich deshalb aber nicht. „Romane, Hörbücher und Kinder- und Jugendliteratur werden stark nachgefragt“, sagt sie. Und damit immer neuer Lesestoff bereit liegt, werden im Jahr im Durchschnitt rund 2000 Medien neu eingekauft. „Die Nutzer sind mit der Medienauswahl sehr zufrieden, die Resonanz ist durchwegs positiv“, sagt Grigull. Nächstes Jahr wolle man das Angebot von deutscher Lektüre auf einfachem Sprachniveau mit Blick auf die vielen Leser ausländischer Herkunft ausweiten.

Der Bücherei als „Rückzugsort“ für Lesefreudige oder als Raum für neue literarische Entdeckungen macht die virtuelle Bibliothek derzeit also kaum Konkurrenz — im Gegenteil. Neue Leser kommen — und stoßen so auf das kulturelle Angebot, dass die Bücherei in der Fortuna Kulturfabrik organisiert, wie zum Beispiel die 3D- Projektion über Südafrika, die der Fotograf und Filmemacher Stephan Schulz kürzlich in der Bücherei gezeigt hat.

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