Ein Professor für das MVZ in Höchstadt

Katrin Bayer

Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach/Höchstadt

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14.5.2020, 12:00 Uhr
Ein Professor für das MVZ in Höchstadt

© Foto: Katrin Bayer

Dieses gehört dem Landkreis, der seinerzeit die Orthopädiepraxis von Dr. Michael Stephan im Kieferndorfer Weg gekauft hat. 2019 siedelte das Versorgungszentrum dann neben das Krankenhaus um. "Wir haben das Versorgungszentrum damals als GmbH gegründet, um das Kreiskrankenhaus zu unterstützen", erinnert sich Landrat Alexander Tritthart. Der Nutzen für den Landkreis: Über die Praxis kommen Patienten ins Krankenhaus.

Mit Prof. Hennig praktiziert jetzt ein Mediziner im Versorgungszentrum, der den Höchstadter Krankenhausbetrieb und die handelnden Akteure dort sehr gut kennt. Zunächst behandelt er im MVZ als Vertretung des erkrankten Dr. Stephan, ab Juli soll er die Praxis übernehmen. Geschäftsführer ist weiter der kaufmännische Leiter des Kreiskrankenhauses, Thomas Menter.

Zustande gekommen ist die Lösung letztlich durch die Coronakrise. Denn eigentlich wäre Prof. Hennig jetzt noch in Diensten einer Firma in Vietnam, wohin er gleich nach Ruhestands-Eintritt im Januar 2019 aufgebrochen ist, um deutsche Medizintechnik in das asiatische Land zu bringen. Doch die Pandemie zwang ihn zur Ausreise. Zurück in Franken fragte er beim Kreiskrankenhaus an, ob man hier seine Unterstützung in Sachen Corona brauchen könnte.

Man konnte – und bald wurde festgestellt, dass man seine Arbeit durch den Krankheitsfall auch im MVZ gut brauchen könnte. Zwei bis drei Jahre soll der Unfallchirurg und Orthopäde hier arbeiten, dann soll eine gut eingearbeitete Nachfolgerin oder ein Nachfolger die Praxis übernehmen.

Der Mediziner lobt seinen neuen Arbeitsplatz in den höchsten Tönen: Angeboten werde im MVZ, in dem derzeit pro Tag 50 bis 55 Patienten behandelt werden, das gesamte Spektrum konservativer Orthopädie, also Probleme mit den Knien, der Hüfte oder auch Bänderschäden. "Und zwar, ohne dass man mehrere Wochen auf einen Termin warten muss", wie Prof. Hennig betont. Durch diese straffe Organisation würden nicht zuletzt teure Krankschreibungen vermieden. Auch Bildgebung sei durch die Zusammenarbeit mit der Radiologiepraxis im selben Haus sehr zeitnah möglich.

"Wenn die konservativen Methoden aber nicht ausreichen und eine OP nötig ist, reichen wir direkt an die Klinik nebenan weiter", berichtet der Arzt. Sehr komplizierte Fälle würden nach Erlangen überwiesen, wo Prof. Hennig selbst 25 Jahre gearbeitet hat. 80 Prozent des orthopädisch-unfallchirurgischen Spektrums, so Menter, könne das Kreiskrankenhaus im Rahmen der Grund- und Regelversorgung durch die Kooperation mit der Uni in Höchstadt selbst abdecken, die restlichen 20 Prozent der Fälle werden in Erlangen behandelt.

Die Nachsorge passiere dann wieder im MVZ. "Das ist unser Vorteil im Gegensatz zu einem 1500-Betten-Haus", erklärt der kaufmännische Leiter. In Höchstadt treffe man im Lauf seiner Behandlung immer wieder auf dieselben Ansprechpartner.

Bei entsprechenden Patienten- und Umsatzzahlen sei auch eine Ausweitung der Praxiszeiten des MVZ denkbar, so Prof. Hennig. Eine Lösung wäre beispielsweise, einen Mediziner anzustellen, der Teilzeit in der Praxis und Teilzeit nebenan im Kreiskrankenhaus arbeite.

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