Es geht um Nächstenliebe und auch um Gerechtigkeit
22.10.2011, 00:00 Uhr Ziegen für Uganda? Hilft das den Menschen dort denn?
Ulrike Makumbundu: Ja, das Ziegenprojekt (sie lächelt). Das kann man sich gar nicht vorstellen, dass so eine Kleinigkeit hilft, nicht wahr? Aber da haben etliche ugandische Familien jeweils eine Ziege geschenkt bekommen. Die konnten sie dann entweder weiterverkaufen oder die Milch nutzen oder Ziegen züchten — jedenfalls können diese Familien mit einer Ziege einen Teil ihres Lebensunterhaltes bestreiten.
Und aus Hannberg kam das Geld, um diese Ziegen zu kaufen?
Makumbundu: Ja, zum Teil. Wenn wir Geld übrig haben, wenden wir uns an die dortige Entwicklungshilfeeinrichtung Caritas Maddo, das steht für „Masaka Diocese Development Organisation“. Masaka ist die Diözese, in der die beiden Pfarreien Mbirizi und Busagula liegen, die von Hannberg unterstützt werden. Jedenfalls kümmert sich Maddo um die Verteilung der Gelder und weiß auch immer, welche Projekte gerade Unterstützung brauchen. Da suchen wir uns dann eines aus; so ist es auch mit dem Ziegenprojekt gelaufen.
Was heißt: „Wenn wir Geld übrig haben“?
Makumbundu: Zunächst einmal unterstützen wir immer eine feste Anzahl von Kindern, 37 sind es. Denn das ist sozusagen unser „Kerngeschäft“. So hat sich am Anfang die Partnerschaft entwickelt.
Erzählen Sie von den Anfängen.
Makumbundu: In den Jahren 1992 und 1994 war ein ugandischer Priester als Urlaubsvertretung in Hannberg und in Adelsdorf. Er erzählte von den vielen Aids-Waisen in seiner Heimat, für die er Patenschaften suchte. Schon 1995/96 wurden von Hannberg aus 20 Kinder unterstützt. Wichtig ist zu erwähnen, dass sich auch die Pfarrei Adelsdorf finanziell beteiligt. Am Anfang standen also die Kinder und das ist bis heute so geblieben. Und wie gesagt: Erst wenn dann aus den Spenden noch Geld übrig ist, unterstützen wir auch andere Projekte.
Warum gerade die Kinder? Und gibt es da feste Patenschaften?
Makumbundu: Ja, am Anfang gab es spezielle Patenschaften, aber jetzt nicht mehr. Es ist doch immer so, dass ein paar Kinder herausstechen, das wollten wir nicht. Jetzt überweisen wir einfach das komplette Geld für die Patenschaften an Maddo und die verteilen das vor Ort. Und warum Kinder? Es gibt nach wie vor ganz viele Aids-Waisen. Und es macht ja keinen Sinn, nur ein Jahr was zu spenden. So eine Schulausbildung und dann eventuell noch eine Berufsausbildung dauert eben länger, da muss auch das Spenden längerfristig angelegt sein. Wir bekommen auch jedes Jahr einen Rechenschaftsbericht, in dem alles aufgelistet ist. Wir wissen also immer ganz genau, wo unsere Gelder hinfließen.
Hat es auch schon Besuche gegeben?
Makumbundu: Ja, schon 1996 war jemand aus unserer Pfarrei in Uganda, 1999 waren es drei Leute und im vergangenen Jahr war eine ganze Gruppe mit elf Personen inklusive Pfarrer zu Besuch in Uganda und den dortigen Partnerpfarreien. Man kann ja nicht immer nur Geld spenden, die menschlichen Kontakte sind ebenso wichtig. In den 1990er Jahren waren mal die Bischöfe aus Uganda hier, das war ein Riesen-Fest. Jetzt kommt alle zwei bis drei Jahre der stellvertretende Direktor von Maddo, Father Peter, gemeinsam mit seinem Freund Father Aloysious nach Hannberg, um die Kontakte aufrecht zu erhalten.
Und hat der Besuch dieser elfköpfigen Hannberger Gruppe im vergangenen Jahr etwas gebracht?
Makumbundu: Sehr viel sogar! Ich selbst war leider nicht dabei. Aber die Gruppe hat dort eine unglaubliche Gastfreundschaft erfahren. Die kamen zurück und haben gesagt: Da müssen wir unbedingt was machen und dort müssen wir eine Schule bauen usw. Die waren richtig begeistert. Vor allem auch, weil sie gesehen haben, dass die meisten Projekte wie zum Beispiel die Brunnen oder eine Molkerei gut laufen. Man sieht, dass da schon viel Positives auf den Weg gebracht worden ist. Die Arbeit ist nach diesem Besuch nochmal auf allen Ebenen intensiver geworden.
Warum halten Sie Hilfe für Uganda für wichtig?
Makumbundu: Nun ja, Uganda hat sich halt aus der damaligen Urlaubsvertretung so ergeben. Aber generell finde ich Nächstenliebe einfach wichtig, das ergibt sich aus unserem christlichen Menschenbild. Wir aus dem reichen Europa sollten auch etwas abgeben und es sollten nicht nur Almosen sein.
Wie viele Leute stehen Ihnen denn zur Seite? Und würden Sie sich noch mehr Unterstützer wünschen?
Makumbundu: Im Ausschuss sind wir rund zehn Leute, die das in der Hand haben. Wir teilen uns die Arbeit auf. Und in der Pfarrei gibt es viele Mitglieder, die die Uganda-Projekte mit Spenden unterstützen. Aber ich denke auch an die, die nicht kirchlich gebunden sind. Wir bekommen auch Geld von Leuten, die unsere Arbeit einfach gut finden. Das dürfen ruhig noch mehr werden (sie lächelt)! Schließlich ist es nicht nur eine Frage der Nächstenliebe, es geht auch um politische Fragen und um Gerechtigkeit.
Was steht aktuell an?
Makumbundu: Im Moment brennt uns die Reparatur einer Solaranlage auf den Nägeln. Denn damit die Leute dort arbeiten können, braucht man für fast alles Strom. In Planung ist auch noch ein Schulbau in Busagula. Die Kinder dort werden momentan in einer wirklich extrem schlechten Situation unterrichtet. Und wir wissen ja: Ohne Bildung läuft gar nichts. Auch sauberes Wasser und gute Hygiene sind wichtige Faktoren. Übrigens bindet Maddo die Menschen in Uganda auch immer mit ein, sie müssen selbst Hand anlegen beim Brunnenbau etc. Denn was man selbst mitgeschaffen hat, das schätzt man auch mehr.
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