Familie Well als Mehrgenerationenkabarettgruppe
11.11.2013, 18:36 UhrHÖCHSTADT / HEMHOFEN — Zuerst, nämlich am Freitagabend, kamen die „Wellbappn“. Das ist zunächst einmal Hans Well, der für die „Blosn“ die meisten Texte geschrieben und mit deren satirisch-gesellschaftskritischer Ausrichtung immer wieder die Mächtigen in Bayern auf die Schippe genommen hat.
Klerus, CSU und Konzerne nahm und nimmt er ins Visier. Nach dem Ende der Kultgruppe konnte und wollte es Hans Well nicht lassen. Mit jungem Blut aus eigener Nachzucht geht es weiter: Zusammen mit Sohn Jonas und den Töchtern Tabea und Sarah geht der „Vadder“ auf die Bühne und hat auch schon eine CD eingespielt.
„Wie die Biermösl nach der Frischzellenkur“ schrieb die Schwäbische Zeitung über die „Bappn“ und liegt damit nicht verkehrt: Während Hans verbal im Vordergrund steht und ansonsten vorzugsweise Gitarrenbegleitung liefert, zeigt sich sein Nachwuchs ähnlich multi-instrumental und dabei virtuos wie seinerzeit ihre Onkel bei der Blosn.
Die bayerische Volksmusik ist auch hier die Basis, von der gerne experimentelle Ausflüge in andere Genres unternommen werden. Der „Tango Maria“ mit einem Violinenduell der Schwestern war ein gelungenes und mit viel Beifall bedachtes Beispiel. Auch von kabarettistischer Seite bleiben die Bappn der familiären Linie treu; vermutlich war es aber der Nachwuchs, der Impulsgeber für Themen wie Komasaufen und die Bildungspolitik gewesen ist.
Auch im Aischgrund, fern von ihrer oberbayerischen Heimat, wären die Wells eine Bereicherung. Das zumindest lässt ein in einem Gstanzl zusammengefasster Abriss über die Gastgeberregion erahnen, wo über die Harmonie zwischen „Beppone“ Brehm mit Don Camillo ebenso gespottet wird wie über den aalglatten Stefan Müller oder die Eskapaden einer Karin Knorr.
Die „Wellküren“ sind im Aischgrund dagegen keine Neulinge. Mit bewährtem und bekanntem Konzept ließen sie sich am Sonntag wieder einmal in Hemhofen sehen. Als „Moni und Burgi und Bärbi“ bieten diese drei Schwestern von Hans Well mittlerweile auch schon ein Vierteljahrhundert lang ihre „Synthese aus Volksmusik und Kabarett“.
Als emanzipierte Frauen fühlen sich die Wellküren gefordert: Im Dreierchor fragen sie, was sie denn heute bloß kochen beziehungsweise anziehen sollen. Freilich kommen auch weniger harmlose Themen auf den Tisch. Die Damen haben nicht nur musikalisches Talent, sie können auch verbal gut austeilen. Das muss wohl in den Genen liegen.
Unterstellt man einen Wellschen Familienwettbewerb und nimmt dabei die „Quote“ als Maßstab, gingen die Aischtalauftritte an diesem Wochenende klar an die Wellküren: Um die 400 Zuschauer kamen zu ihrem vom „Spielraum Kultur“ veranstalteten Gastspiel in die Hemhofener Mehrzweckhalle. Bei den „Newcomern“ von den Wellbappn, von der Höchstadter Bücherstube in die Ritter-von-Spix-Schule geholt, kamen aber immerhin auch rund 150 Besucher. KARL-HEINZ PANZER
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