Förderprogramm mit "Kollateralfreuden"

Jeanette Seitz

Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach/Höchstadt

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12.7.2020, 07:57 Uhr
Förderprogramm mit

© Foto: Eduard Weigert

"Bei dieser Idee gibt es nur Gewinner", bringt es Ruth Fleischmann aus Haundorf auf den Punkt. Die 65-Jährige hat bei Alfred Binner ein Cello gekauft, gespielt wird es von einer aufstrebenden Cellistin, die aus Bulgarien stammt und heute in Wien lebt und arbeitet. Denn genau das ist die Idee des Förderprogramms: Sponsoren kaufen ein Instrument bei Alfred Binner und stellen dieses einem jungen Musiktalent zur Verfügung, um die Karriere zu unterstützen und zu fördern.

Der erste Sponsor war ein Freund Binners. Das Gespräch kam auf ein Haus, das der Freund im Begriff war zu verkaufen. Doch wie sollte er das Geld sinnvoll anlegen? "Und da habe ich halb flapsig, halb ernst gemeint gesagt, er könne doch ein Instrument bei mir kaufen und das einem talentierten Musiker zur Verfügung stellen", erzählt Alfred Binner, der schon in dritter Generation Geigenbaumeister ist. Gesagt, getan – so nahm das Förderprogramm seinen Anfang.

Förderprogramm mit

© Foto: privat

Ruth Fleischmann wiederum kam durch einen dieser Sponsoren – insgesamt gibt es inzwischen schon 14 "Tandems" – auf den Geschmack. "Bei einer Feier erzählte mir mein Gegenüber, er sei völlig unmusikalisch, habe aber eine Geige gekauft." Als sie nachfragte und von Binners Projekt erfuhr, war für sie klar: "Das mache ich auch!" Ruth Fleischmann hatte gerade Geld aus einer fällig gewordenen Lebensversicherung übrig. Denn eine Investition ist ein solches Instrument durchaus: Eine handgemachte Geige kostet 12 000 Euro, ein Cello 25 000 Euro. Und das ist eine finanzielle Herausforderung, die ein junger Student nicht stemmen kann.

Förderwürdige Musiker zu finden, darum kümmert sich Alfred Binner. Er hat viele Kontakte zu Musikhochschule in Deutschland und Österreich, zu Professoren und zu Musiklehrern. Und die wiederum können junge Talente empfehlen. "Ich möchte dadurch jungen Musikern den Weg ebnen", so Binner. Soziales Engagement steht also im Vordergrund seiner Idee.

Förderprogramm mit

© Foto: Eduard Weigert

Für Daniel Götte aus Tübingen beispielsweise war dieses Förderprogramm ein Glücksfall. Der 23-Jährige spielt Cello seit er sechs Jahre alt ist. Zwar strebt Götte nicht danach, Berufsmusiker zu werden, er studiert Maschinenbau in Stuttgart. Seine "Riesenbegeisterung für klassische Musik" und sein Talent jedoch qualifizierten ihn dennoch für Binners Förderprogramm. Und so spielt er nun als Stimmführer im akademischen Orchester der Uni Stuttgart ein Binner’sches Cello, das ihm Familie Herzog aus Großenseebach als Dauer-Leihgabe überlassen hat.

Eine "fruchtbare Symbiose" nennen die Herzogs das. Und weiter: "Wir als ,Gebende‘ dürfen nicht nur mit großer Freude erleben, mit welcher Begeisterung und welchem Können ,unser‘ Daniel dieses Cello in so wundervolle Schwingungen versetzt, sondern erfahren durch ihn auch eine völlig neue Sicht- und Hörweise auf die Musik."

Im Idealfall entwickelt sich nämlich sogar eine Freundschaft zwischen Sponsor und Musiker. So wie bei Ruth Fleischmann und Lilyana Kehayova. "Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick – als hätte es so sein sollen", erzählt Fleischmann. Und auch sie, die eigentlich eher im Jazz zu Hause ist, berichtet, dass sie durch Lilyana auch wieder zur Klassik zurückgefunden habe. "Ich höre, wie wunderbar ihr Spiel klingt, und das ist einfach schön."

Ein weiterer schöner Nebeneffekt: Ein solches Instrument ist eine gute Geldanlage, denn durch das Spielen gewinnen eine Geige oder ein Cello kontinuierlich an Wert. Ruth Fleischmann formuliert es so: "Es ist eine langfristige Geldanlage mit vielen Kollateralfreuden."

"Ich würde das auch machen, wenn ich mal viel Geld habe", betont Daniel Götte. Er freut sich vor allem darüber, dass auch er als leidenschaftlicher Amateurmusiker profitieren darf.

Die Musik bedeute ihm so viel, sagt er. "Ich brauche keine anderen Drogen." Er höre gerne Musik, genieße auch die besondere Atmosphäre bei einem Konzert, das Größte aber sei es, selbst zu spielen. "Da bekommt man einen ganz anderen Zugang zur Musik, man verliebt sich quasi in die Stücke." Und durch die Leihgabe dieses "Meisterinstruments" sei es ihm möglich, "meine Leidenschaft für die Musik weiter wachsen zu lassen und weiterzugeben, wo immer ich kann".

Kontakt: kontakt@binner-alfred.de, Telefon (0 91 35) 72 98 24

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