Großenseebach: Der neue Bürgermeister im Portrait
29.4.2020, 13:00 UhrDer Bewerber des neuen Bündnisses "Miteinander für Großenseebach" hat sich in der Stichwahl gegen den CSU-Kandidaten Christian Schmitt durchgesetzt und löst den Freien Wähler Bernhard Seeberger am 1. Mai im Amt ab.
Jäkel wird den Vorsitz in einem sehr ausgeglichen besetzten Gemeinderat haben. Dessen 14 Sitze teilen sich sein eigenes Bündnis aus SPD-Leuten und Parteiunabhängigen mit fünf Mandaten, die CSU mit ebenfalls fünf und die Freien Wähler mit vier Sitzen.
Keine Mehrheiten programmiert
Da sind keine festen Mehrheiten programmiert, ein Umstand, mit dem der 53-jährige Neu-Bürgermeister sich umzugehen zutraut. Er finde ohnehin, sagt Jäkel, dass übergroße Mehrheiten nicht ideal seien in der Demokratie. Jetzt werde man themenbezogen arbeiten im Gemeinderat. Weil alle anderen Fraktionen bereits ein Miteinander signalisiert haben, so Jäkel, werden anstehende Entscheidungen wohl eine breite Basis haben: "Das werden wir hinkriegen."
Überdies waren die Wahlprogramme in seinen Augen fast deckungsgleich. Es gebe keine grundlegenden Differenzen bei den Entwicklungszielen für die Gemeinde Großenseebach.
"Dorfplatz ist kein Dorfplatz"
Jürgen Jäkel nennt da nicht zuerst neue Baugebiete, wie sie in den vergangenen Jahren teils mit durchaus eigenwilligen Bebauungsplänen – etwa für ein einziges Bauvorhaben – um den Ortskern geplant wurden. Jäkel spricht zuerst der Ortskern selbst an. Der Dorfplatz sei eigentlich kein Dorfplatz, wenigstens keiner, der als Treffpunkt in der Mitte Großenseebachs funktioniere.
Es gebe auch keine Möglichkeit für die Jugend, sich zu treffen. Ein Bürgerhaus könnte hier Abhilfe schaffen und – bringe man auch die sehr gute und engagiert geführte Gemeindebücherei hier mit unter – dem Dorf genau diesem Treffpunkt in der Mitte geben. Mittelfristig werde man auch an Wohnbau für Senioren denken müssen. All dies will Jürgen Jäkel unter Einbeziehung der Bürger weiterverfolgen. Er gibt sich sicher, dass die Großenseebacher dazu viele Ideen haben und Anregungen liefern können. Es wäre ja dumm, sich diese nicht abzuholen.
Vereine, Kindergärten, überall
Auch dazu will der Neue zuerst "Runden drehen", bei den Vereinen im Kindergarten, überall. Er wolle alle kennenlernen, sagt Jäkel, sozusagen den "Ist-Zustand" der Gemeinde für sich ermitteln.
Sobald es wieder geht und das öffentliche Leben wieder anlaufen kann. Derzeit ist das Ehepaar Jäkel mit Tochter Anna daheim im Einfamilienhaus Am Kiefernwald. Was erträglich sei, denn der Garten gehöre sowieso zu den Leidenschaften der Familie. Aber der erklärte Musikliebhaber Jürgen Jäkel – "mit AC/DC sozialisiert und jetzt bei der Klassik angelangt" – vermisst längst den Kulturbetrieb, trauert um das ausfallende Konzert der Welt-Cellistin Sol Gabetta mit den Bamberger Symphonikern in der Ladeshalle, um Kino und Kleinkunst.
Er habe zwar nie Gelegenheit gehabt, ein Instrument zu lernen, aber Musik gehöre zum Leben. Und immer nur daheim in die CD-Sammlung zu greifen, sei auf Dauer nichts.
Lehrer für Masseure
Als Bürgermeister ist Jürgen Jäkel ehrenamtlich tätig. Dafür hat er sich aber Sonderurlaub genehmigen lassen. Der gelernte Masseur und medizinische Bademeister hat sich zum Physiotherapeuten weitergebildet und ist als Lehrkraft für angehende Masseure in Erlangen tätig.
Dorthin ist er immer mit dem Rad gefahren, denn Sport ist Jäkels weitere Leidenschaft, wie er sagt. Immerhin hat der gebürtige Herzogenauracher den ersten Sport-Leistungskurs am dortigen Gymnasium mitgemacht, spielt bis heute Fußball und Volleyball.
Dass sich vieles in seinem und der Familie täglichem Leben nun ändern wird, ist dem neuen Bürgermeister klar: "Das muss man wissen, bevor man kandidiert."
Einmal monatlich zusammensetzen
Sein Arbeitsalltag als Bürgermeister ist noch nicht detailliert geklärt. Doch habe er bereits mit dem Nachbarbürgermeister und derzeitigen Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Horst Rehder regelmäßige Dienstversammlungen vereinbart. Mehr noch, man habe mit dem anderen Nachbarn Weisendorf eine Art Seebachgrund-Verbund abgesprochen. Einmal monatlich wollen sich Heinrich Süß, Horst Rehder und Jürgen Jäkel zusammensetzen und über Dinge reden, die den ganzen Seebachgrund betreffen – gerne auch mit einem Vertreter Dechsendorfs.
In der Verwaltungsgemeinschaft mit Heßdorf stehen in absehbarer Zeit ebenfalls personelle Wechsel bevor. Er habe seit seiner Wahl Gespräche mit den Mitarbeitern gehabt. Man werde zukunftsorientiert zusammenarbeiten.
Arbeitsplatz noch in Heßdorf
Geregelte Amtsstunden in der Gemeinde kann der neue Bürgermeister noch nicht anbieten – der Corona-Krise wegen. Er wird seinen Arbeitsplatz vorerst in Heßdorf haben. Die Großenseebacher Gemeindekanzlei bleibt wegen der Corona-Krise bis auf weiteres geschlossen, Jäkel "hospitiert" beim VG-Vorsitzenden Horst Rehder.
Der Großenseebacher Gemeinderat konstituiert sich laut Jäkel am 14. Mai. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr.
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