Herzogenaurach: Gepflegter Grusel im Dohnwald

2.11.2020, 12:23 Uhr
Herzogenaurach: Gepflegter Grusel im Dohnwald

© Margot Jansen

Cornelia Schmid (Gesang) und Christian D. Kaltenhäußer (Rezitation) vom Theater Tausendkunst hatten sich unter dem Motto "Schaurig ist’s" ein paar spannende "Balladen und Lieder zum Fürchten und Schmunzeln" ausgesucht. 32 mutige Nachtschwärmer, ausgerüstet mit Taschenlampe und Mund-Nasen-Schutz, folgten der Einladung.

Und schon ging das Grauen los. Gespenstisches Licht, von Herbert Dotzauer installiert, umhüllte Kaltenhäußer, als er Annette von Droste-Hülshoffs: "Der Knabe im Moor" rezitierte. Da erschreckte sich sogar der von einem Besucher mitgebrachte Hund und jaulte gequält auf.

Cornelia Schmid, trotz herbstlicher Temperaturen in ein luftiges weißes Kleid gehüllt, ließ ihren ausdrucksstarken Sopran bei Schuberts "Der Tod und das Mädchen" erklingen. Die Klavierbegleitung von Britta Köstner kam, der Freiluft-Situation geschuldet, aus der Konserve.

Hexen und seltsame Gestalten

So ging es von Station zu Station immer weiter in den dunklen Dohnwald. Auf Hexen und seltsame Gestalten trafen die Besucher. "Hilfe, Hilfe, ein Werwolf", schrie Christian D. Kaltenhäußer – und der mitgebrachte Hund wollte ihn schon verteidigen. Aber dann folgte doch nur ein humoriges Gedicht von Christian Morgenstern. Cornelia Schmid buddelte bei ihrem "Totengräberlied" aus der Feder von Franz Schubert die entsprechenden Requisiten wie Totenschädel und Hand aus der Erde.

Geister und Tote luden zum Tanz, schreckerregende Flüche hallten durch den dunklen Wald. Diese musikalische Lesung war gruselig und unterhaltsam zugleich. Das raschelnde Laub und die gespenstische Stille zwischen den Auftritten verstärkten den Gänsehauteffekt.

Geglückte Premiere

Die Premiere war mehr als geglückt, das Publikum restlos begeistert. Die aufwändige Performance schreit geradezu nach einer Wiederholung und vielleicht wird im nächsten Jahr in der Walpurgisnacht der Horror wieder in den Dohnwald einziehen. Nun muss die Kultur allerdings vorläufig wieder mindestens einen Monat Pause machen, bis die Corona-Zahlen gesunken sind.

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