Herzogenaurach: Nach Feierabend auf Streife gehen

Katrin Bayer

Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach/Höchstadt

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16.5.2018, 05:57 Uhr
Herzogenaurach: Nach Feierabend auf Streife gehen

© Foto:NN

Das Wichtigste zuerst: "Herzogenaurach ist eine sichere Stadt", betonen Wilhelm Wölfel, der Chef der hiesigen Polizeiinspektion, und Bürgermeister German Hacker unisono. Auch die Aufklärungsquote sei sehr gut, wie Wölfel hinterschiebt.

Doch es gibt eben nicht nur die nackten Zahlen, sondern auch ein Sicherheitsempfinden der Bürger. Ein ungutes Gefühl in der Magengegend, am späteren Abend allein an gewissen Orten unterwegs zu sein. Genau dafür ist die Sicherheitswacht da, "sie soll den Menschen mehr Sicherheit vermitteln", erklärt Sonja Schneider, stellvertretende Inspektionsleiterin, die bereits in anderen Städten wie Forchheim Erfahrung mit der Arbeit von Sicherheitswächtern gemacht hat.

Auf ihre Aufgabe wurden Ali Birdal, Irene Weiß und ein weiterer Ehrenamtlicher sorgfältig vorbereitet. 40 Stunden Kurs haben sie hinter sich, um rechtliche Belange ging es dabei unter anderem, um Konfliktschulung, um Funkdisziplin.

Wann sie zu ihren Spaziergängen durchs Städtchen aufbrechen, entscheiden die Ehrenamtlichen selbst. "Wir müssen nur vorher bei der Inspektion Bescheid sagen, dass sie wissen, dass wir unterwegs sind", sagt Ali Birdal.

In den vergangenen Wochen habe sich bereits herauskristallisiert, dass vor allem Rundgänge zwischen 20 und 23 Uhr sowie am Wochenende sinnvoll seien. "Aber auch tagsüber schadet es nicht, sich beispielsweise mal am Busbahnhof umzuschauen", so Wölfel. Da sei es dann sehr gut, wenn die Sicherheitswächter zeitlich flexibel seien. Ali Birdal beispielsweise arbeitet bei der Post und kann sich seine Zeit, die er für die Sicherheitswacht aufbringt, sehr gut einteilen.

Allein oder zu zweit

Seit 20. April waren die Ehrenamtlichen 75 Stunden in Herzogenaurach — allein oder zu zweit — unterwegs, mehr als 20 Einsatzberichte für die Polizei ergaben sich daraus, darunter waren sechs "Fälle", die eine offizielle Sachbearbeitung der Beamten nach sich zogen. Um Vandalismus ging es da zum Beispiel, Diebstahl und auch einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.

"Und auch aus den Gesprächen, die die Sicherheitswacht mit den Leuten draußen führt, gewinnen wir Erkenntnisse", sagt Wölfel. Denn prinzipiell würden diejenigen, die wegen Ruhestörung oder sonstiger Auffälligkeiten ermahnt würden, den Ehrenamtlichen mehr erzählen als den Beamten.

Zu den Befugnissen der Sicherheitswacht gehört das Anhalten und Befragen von Personen, das Recht Personalien festzustellen, aber auch Platzverweise auszusprechen.

Für die Polizei ist die Sicherheitswacht eine Erleichterung, Wilhelm Wölfel möchte daher noch mehr Interessierte anwerben. Bis zu acht Männer und Frauen ab 18 Jahren könnten in der Sicherheitswacht tätig sein, derzeit sind es gerade mal drei.

Die Bürger würden es gut finden, wenn "jemand da ist", so die Beobachtung von Polizistin Sonja Schneider. Doch diese Präsenz zu Fuß, das könne die Polizei personell gar nicht leisten.

Zum anderen werde jetzt auch bei Ruhestörungen oder anderen Ordnungsproblemen eingegriffen, wo bislang die "Hemmschwelle zu hoch war, deshalb wirklich die Polizei zu rufen". Klar ist aber: Treten Schwierigkeiten auf, rufen die Ehrenamtlichen die Beamten zu Hilfe.

Ihre Ausrüstung (Funkgerät, Taschenlampe, Pfefferspray für den Notfall) bekommen die Sicherheitswächter von der Polizei, eine Aufwandsentschädigung von 8 Euro pro Stunde gibt es auch. "Allerdings ist das ein Ehrenamt, es ist nicht erlaubt, das quasi als Einkommen zu nutzen", erklärt Wölfel. Will heißen: Entlohnt wird für maximal 25 Stunden Sicherheitswacht-Dienst pro Monat.

ZDie Herzogenauracher Polizei sucht noch Ehrenamtliche, die sich bei der Sicherheitswacht engagieren wollen. Kriterien sind außer Verantwortungsbereitschaft unter anderem eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung. Mehr Informationen bei der Polizei, Telefonnummer (0 91 32) 7 80 90.

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