Höchstadt: Die drei Rentner an der Aischbrücke

23.4.2016, 10:04 Uhr
Täglich verfolgen die drei Rentner (v. l.) Helmut Dausch, Franz Dausch und Günther Dausch von der alten Aischbrücke aus die Abrissarbeiten an der Betonbrücke.

© Ralf Rödel Täglich verfolgen die drei Rentner (v. l.) Helmut Dausch, Franz Dausch und Günther Dausch von der alten Aischbrücke aus die Abrissarbeiten an der Betonbrücke.

Lässig lehnt Franz Dausch an der Sandsteinbrüstung der alten Aischbrücke, die Schirmmütze tief über die Brille gedrückt, sie schützt vor den grellen Sonnenstrahlen an diesem Tag. Die Lederjacke über dem karierten Hemd hält die morgendliche Kühle fern. Von hier aus kann der Rentner genau beobachten, was auf der nur wenige Meter entfernten Betonbrücke gearbeitet wird.

Dort stehen zwei große Bagger auf der nackten Betonfläche, die zu diesem Zeitpunkt noch von der ehemaligen Fahrbahn übriggeblieben ist. Vier Bauarbeiter in neongelben Arbeitsjacken flexen eine Etage tiefer an den Stahlträgern. Die Funken sprühen hoch. Ein Bagger hievt gerade ein mächtiges Teil auf die behelfsmäßig aufgebaute Plattform unterhalb der Brücke: „Das soll wahrscheinlich die Teile aufhalten, wenn sie die Brücke ganz und gar auseinander legen“, mutmaßt Franz Dausch.

Höchstadt: Die drei Rentner an der Aischbrücke

© Foto: Edgar Pfrogner

Jeden Tag schaut der 69-Jährige an der Brückenbaustelle vorbei, manchmal sogar zweimal am Tag. „Das sind für mich Erinnerungsstücke, ich bin am Bleichanger hier gleich in der Nähe aufgewachsen.“ Der ehemalige Pflasterer kann sich noch gut an den Bau der Betonbrücke vor rund 55 Jahren erinnern. „Ich war damals 14 Jahre alt. Wir sind da an den Brückenpfeilern immer in die Aisch runtergetaucht, da war abgespundet und der Fluss schön tief“, erzählt er. „Das war natürlich verboten“, sagt er und grinst verschmitzt.

Neben ihm steht Günther Dausch. Der 66-jährige ehemalige Kraftfahrer, eingepackt in eine warme Jacke, ein Ring im linken Ohr, kennt noch die alte Holzbrücke. „Die haben die Amis nach dem Krieg gebaut, die ging bis zur alten Aischbrücke hier. Und wenn es geregnet hat, war es spiegelglatt.“ Die beiden Rentner aus Höchstadt, die übrigens nicht verwandt sind, kennen sich gut. Sie treffen sich fast jeden Tag, seit der Brückenabriss begonnen hat. Der Dritte im Bunde ist heute früh Helmut Dausch. Hier ist die Namensgleichheit kein Zufall: Der 74-jährige frühere Busfahrer ist der Cousin von Günther Dausch. Der ältere Herr ist fast jeden Tag mit seinem Rad unterwegs. Dann legt er auf der alten Aischbrücke immer ein Päuschen ein und schaut den Bauarbeiten zu. „Das ist immer interessant“, findet er.

Täglich stehen die drei Rentner, wenn das Wetter einigermaßen passt, auf der Brücke beieinander und fachsimpeln über die Bauarbeiten. Franz Dausch und Günther Dausch bringen wenig Verständnis dafür auf, dass die rund 55 Jahre alte Brücke so aufwendig abgebaut werden muss. „Die sollten die Brücke einfach sprengen, dann wäre das Ruckzuck gegangen. Aber die dürfen das nicht wegen dem Wasserwirtschaftsamt“, zeigt sich Franz Dausch sachkundig. „Die haben wahrscheinlich Angst, dass ein Fisch erschlagen wird, wenn ein paar Betonteile ins Wasser fallen“, mutmaßt er nicht ganz ernst.

Experten unter sich

Er ist sich mit Günther Dausch einig, dass eine Sprengung des Bauwerks viel besser gewesen wäre. „Dann wäre es viel schneller gegangen und billiger wäre es auch gewesen“, sind sie sich sicher. „In zwei, drei Tagen wär die weg gewesen, dann hätten die Höchstadter Geschäftsleute nicht so bluten müssen“, meint Franz Dausch. Die drei Experten von der Brückenbaustelle diskutieren bei ihren Treffen natürlich auch über die Folgen der langwierigen Baustelle.

„Da kommt jetzt der andere Baggerfahrer“, sagt Franz Dausch, der inzwischen fast alle Arbeiter auf der Baustelle kennt, und deutet auf einen Mann auf der Brücke. Unten am Aischufer schiebt derweil ein Bagger Erde herum. „Vielleicht sucht der nach dem Geldbeutel, den einer vor über 50 Jahren beim Bau der Brücke verloren hat“, überlegt Günther Dausch und lacht. Die zwei grauhaarigen Herrn haben noch eine Idee. „Wenn’s Wetter besser wird, stellen wir hier einen Kasten Bier auf.“

Helmut Dausch hat für heute früh genug gesehen. Der 74-Jährige im Radler-Outfit und Helm radelt davon. Vielleicht kommt er später noch einmal vorbei, um zu sehen, wie weit die Bauarbeiten heute fortgeschritten sind. „Aber so richtig spannend wird es erst, wenn die neue Brücke eingeschalt wird“, freut er sich schon.

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