Im Aischgrund ist Karpfen in aller Munde

2.9.2019, 06:57 Uhr
Im Aischgrund ist Karpfen in aller Munde

© Foto: Christian Enz

"Es ist nicht selbstverständlich, dass Zuschauer beim Abfischen dabei sind", betont Gerald Brehm. Die Gründe dafür sind vielfältig. In Abhängigkeit von Wetter und Nachfrage stehen die Termine oft erst kurzfristig fest. Häufig erfolgt das Abfischen aber auch in den frühen Morgenstunden. "Gegen 5 Uhr morgens sind die Tiere noch ausgeruht und besonders robust. Da macht ihnen die Aufregung weniger aus", erklärt Teichwirt Leonhard Thomann. "Aber genau heute vor 20 Jahren wurde unser Verein Karpfenland Aischgrund ins Leben gerufen", betont Brehm. "Deshalb sind wir sehr dankbar, dass Konrad Scheubel uns zum Jubiläums-Abfischen eingeladen hat. Und das mit Samstagfrüh um 7 auch noch zu einer humanen Zeit."

Gefischt wird im zwei Tagewerk großen Himmelsweiher nach K 3. So wird der typische fränkische Speisekarpfen genannt. "Das bedeutet, der Fisch hat drei Sommer im Weiher erlebt", erläutert Martin Oberle. "Dann bringt er ein Gewicht von zirka ein bis 1,5 Kilo auf die Waage", so der Leiter des Höchstadter Amtes für Karpfenteichwirtschaft. Er prognostiziert ein gutes Karpfenjahr. "Der Karpfen liebt die Wärme. Wenn er genügend Wasser hat, gedeiht er unter der Sonne hervorragend."

Deshalb sind die Karpfen, die wenig später in den Keschern zappeln, erstaunlich groß. "Früher wäre das ein Problem gewesen", erinnert sich Oberle. "Niemand wollte Karpfen, die über die Pfanne hinausragen." Heute ist das anders. "Inzwischen ist Karpfenfilet sehr gefragt. Dazu sind etwas größere Karpfen hervorragend geeignet".

Das finden auch die scheidende Karpfenkönigin Nina I. und ihre Vorgängerin Katrin Uano. Beide haben sich die Wathose übergestreift und unterstützen die Männer beim Abfischen. Das muss schnell gehen, um die Fische vor Einsetzen sommerlicher Temperaturen in den Transportbehälter zu bekommen. Was den Routiniers natürlich problemlos gelingt.

Wichtiger Standortfaktor

Am 31. August 1999 wurde der Verein Karpfenland Aischgrund ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Karpfenfans aus der Region hat der Verein nach dem Anfischen sein 20-jähriges Bestehen auch noch gebührend gefeiert. Der Verein fördert Teichwirtschaft, Tourismus und Kommunen – und wurde laut dem Vorsitzenden Gerald Brehm so zu einem wichtigen Standortfaktor.

Im Aischgrund ist Karpfen in aller Munde

© Foto: Christian Enz

"Karpfenland Aischgrund ist eine Erfolgsgeschichte geworden", fasst der Vorsitzende Gerald Brehm die Geschichte des Vereins in einem Satz zusammen. Dass dies so sein würde, davon waren bereits die 40 Gründungsmitglieder überzeugt. Auch wenn damals noch nicht klar war, in welcher Weise der Verein tätig sein sollte. "Der Karpfen ist weltweit in der Fischerei das wichtigste Produkt. Noch vor Forelle und Lachs", betont Martin Oberle. "Aber halbe Karpfen gebacken, das gibt es nur bei uns." Ebenso wie die Weiherlandschaft mit über 7000 Teichen. "Diese Alleinstellungsmerkmale zu erhalten und zu fördern, das haben wir uns zur Aufgabe gemacht", erinnert Gerald Brehm. "Dass wir am Ende unter europaweit 10 000 Projekten als eines von 40 besonders ausgezeichneten werden würden, war natürlich nicht zu erwarten".

Es überrascht jedoch nicht, wirft man einen Blick ins Vereinsarchiv. Da sticht zunächst Fridolin ins Auge. Seit März 2001 ziert der weltgrößte Steinkarpfen den Höchstadter Kreisel. "Den haben wir gemeinsam mit dem Rotary Club Neustadt möglich gemacht. Obwohl es bereits einen anderen Stadtratsbeschluss gab", erzählt Brehm. Walter Jakob, sein Stellvertreter, erinnert sich noch an den Gestaltungsprozess. "Mit 30 Personen sind wir nach Langenfeld gefahren. Dort haben wir dann gemeinsam mit Bildhauer Bertold Schneider an einem Modell aus Styropor gefeilt. Solange, bis ein echter Spiegelkarpfen entstand." Um die Namensgebung kümmerte sich dann Martin Oberle. "Auf dem Altstadtfest habe ich dazu eine Bürgerbefragung gemacht. Am Ende gab es acht Stimmen für Beppo, zehn für Fridolin".

Der Ipsheimer Landtagsabgeordnete Hans Herold überbringt die Glückwünsche des Nachbarlandkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. "Wir sind froh, dass ein landkreisübergreifendes Netzwerk entstanden ist. Auf diese Weise konnten zahlreiche EU-Fördergelder in die Region geholt werden".

Lobende Worte findet auch Landrat Alexander Tritthart. Er hebt vor allem das ehrenamtliche Engagement im Verein heraus. "In vielen Vereinen wird es immer schwerer, Menschen zu finden, die längere Zeit freiwillig Verantwortung tragen. Hier machen das einige schon seit 20 Jahren." Das Aufgabenfeld habe aus Sicht Trittharts in dieser Zeit an Bedeutung gewonnen. "Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, regionale Produkte hoch zu halten."

Dies gelingt, da sind sich Tritthart und Oberle einig, dem Verein ausgezeichnet. Auch, weil er gemeinsam mit den Teichgenossenschaften die Zertifizierung des "Original Aischgründers" als europaweit geografisch geschützte Angabe erreicht hat. Ebenso wie die Zertifizierung von Karpfenküchen, die auf dieses Qualitätsprodukt setzen. "Gut 50 Stück gibt es heute davon", weiß Gerald Brehm. "Einige auch außerhalb des Aischgrundes, zwei sogar in München".

Auf dem Erfolg der letzten 20 Jahre wollen sich Gerald Brehm und sein Team freilich nicht ausruhen. Die nächsten Schritte sind bereits geplant. So soll ein Teichkultur-Park die aufwendige, kleinteilige Teichwirtschaft erlebbar werden lassen. Aber auch das Netzwerk soll weiter ausgebaut und beispielsweise der Karpfenradweg bis Dinkelsbühl reaktiviert werden. Außerdem soll die Werbung verstärkt werden. "Denn wichtig ist, dass am Ende auch wirtschaftlicher Erfolg steht. Sonst wird sich die nächste Generation nicht für Arbeit in der Teichwirtschaft begeistern", ist Landrat Tritthart überzeugt.

Eine neue "Queen"

Ein weiterer Höhepunkt am Wochenende war am Samstagnachmittag die Krönung einer neuen Karpfenkönigin. Svenja Viertel aus Schwarzenbach übernahm die Krone von Nina Hock. Die Höchstadterin hatte zuvor drei Jahre lang den Aischgrund repräsentiert und zahlreiche Kontakte geknüpft.

Die Aufgaben einer Karpfenkönigin sind sehr vielfältig. "Gut 40 Termine habe ich im Jahr absolviert. Von Hoffesten bist zum Besuch der Grünen Woche war alles dabei", erzählt die scheidende Karpfenkönigin. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Besonders wenn man, wie Nina Hock, als Unternehmerin tätig ist. "Deshalb danke ich meiner Familie für die große Unterstützung in dieser Zeit." Trotz der Belastung – Nina Hock war gerne Karpfenkönigin. "Weil ich viele tolle Leute getroffen habe und für meine Heimat etwas bewegen konnte."

Ihre Nachfolge tritt nun Svenja Viertel an. Eine Jury hat sich für sie ausgesprochen. "Damit geht ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung", sagt sie. "Schon als kleines Mädchen habe ich die Fotos in der Zeitung gesehen. Da war mir klar, das möchte ich auch einmal machen." Aber vor drei Jahren, bei der letzten Wahl, war die heute 20-jährige noch zu jung. Doch jetzt hat es geklappt.

"Bei der Bewerbung musste ich viele Fragen zu Institutionen rund um den Karpfen beantworten. Aber auch zu Fischzucht und zum Karpfen selbst." Für Svenja Viertel allerdings keine echte Herausforderung. "Immerhin haben wir zu Hause selbst eine Karpfenzucht, bei der ich schon lange mit anpacke." Sie strahlt, als Nina Hock ihr im Beisein von Landrat Alexander Tritthart und Vertretern der Teichgenossenschaften die Krone aufsteckt.

"Mein Ziel ist es, etwas für die Region, für die Teichwirtschaft und für den Lebensraum zu erreichen", sagt Svenja Viertel. Und natürlich, noch mehr Menschen für den Karpfen zu begeistern.

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