Kilian Wächtler hat ein großes Herz für Bienen
19.5.2016, 17:42 UhrKilian Wächtler steht mit einem geschwollenen Auge vor den Bienenstöcken in seinem Bienenhaus: „Heute sind sie ein bisschen wild“, erzählt er. „Das Wetter ist zu schlecht, da hocken sie im Stock und langweilen sich, da stechen sie dann schon mal.“ Dieses Mal hat es sein linkes Auge getroffen. Doch Wächtler macht das wenig aus. Er ist das gewöhnt.
Die Imkerei hat er von seinem Vater gelernt. Seit er denken kann, beschäftigt er sich mit Bienen. Durch zahlreiche Schulungen hat er sich im Laufe der Jahre über die fleißigen Tierchen ein enormes Wissen angeeignet, das inzwischen in der ganzen Region gefragt ist. Als Vorsitzender des Schlüsselfelder Imkervereins steht er zudem den 38 Mitglieder bei, vor allem der Nachwuchs ist ihm wichtig. Er gibt nicht nur sein Wissen weiter, sondern auch seine Bienenvölker. „Letztes Jahr sind den jungen Imkern fast alle Völker eingegangen. Da habe ich meine Völker abgegeben, damit die nicht aufhören mit der Imkerei“, erzählt Wächtler.
Täglich im Einsatz
Als Fachwart für den LVBI, der 20 000 Mitglieder hat, ist er im Landkreis Erlangen-Höchstadt zuständig für Bienengesundheit. Hier berät er Imker und greift ein, wenn eine Krankheit wie die amerikanische Faulbrut ausgebrochen ist. „Da muss ich dann die Völker sanieren.“ Als Artenschutzbeauftragter wird Wächtler gerufen, wenn es um Hornissen, Hummeln, Wespen und Wildbienen geht. Hier informiert und berät er oder siedelt — in Notfällen — zusammen mit der Feuerwehr ganze Völker um. So ist der 77-Jährige im Sommer für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten fast jeden Tag in der ganzen Region unterwegs, bis zu 10 000 Kilometer pro Jahr fährt er dafür.
Privat pflegt und hegt Wächtler 20 Völker. Nach dem schwierigen Jahr 2015 laufe es heuer wieder besser. Doch insgesamt werde die Lage für die Bienen immer problematischer, berichtet der Fachmann. „Den Bienen fehlen zunehmend die blühenden Landschaften.“ Es gebe immer weniger Blumenwiesen und blühende Pflanzen und Kräuter, klagt der Imker. Monokulturen und der Einsatz von Spritzmitteln machen den Bienen das Leben schwer. Auch die Wiesen werden viel früher gemäht wie früher, meist schon bevor die Blumen blühen, dann fehlt den Bienen die Nahrung. „Doch wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken“, findet Wächtler. „Die Imkerei ist ein schönes Hobby und macht Spaß.“
Für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde er jetzt mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet. Der Bamberger Landrat Johann Kalb und die stellvertretende Landrätin des Landkreises Erlangen-Höchstadt, Gabriele Klaußner, haben ihm die Urkunde bei einer Feierstunde überreicht. Gestern Abend ist Kilian Wächtler außerdem in seiner Heimatstadt Schlüsselfeld von Bürgermeister Johann Krapp geehrt worden. Noch fühlt sich der Senior fit, und solange es geht, will er seine zeitintensiven Ehrenämter weiter ausüben. Ein Nachfolger für ihn ist aber nicht in Sicht: „Da kriegst du doch keinen mehr. Wer macht das heute noch alles kostenlos?“, meint er.
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