Landkreissingen: Musikgenuss ohne "Tatschophonie"
24.10.2017, 17:06 Uhr"Es ist keine Kunst, einen Profi-Chor singen zu lassen. Nein, die Kunst ist es, die Brücke von Laien zur Musik zu schlagen. Chormusik ist viel näher, als jede Musik aus dem Radio", begrüßte Werner Löblein, Kreisgeschäftsführer des Sängerkreises Erlangen-Forchheim die zahlreichen Gäste, die zum Landkreissingen nach Großenseebach gekommen waren.
Fünf Chöre unter Gesamtleitung von Gerald Fink, Kantor der evangelischen Gemeinde Herzogenaurach und Kreischorleiter des Sängerkreises, nahmen die Zuschauer mit auf eine Reise durch "Musik, die Freude macht". Den Auftakt machten die Großenseebacher Seebachspatzen unter Leitung von Silke Articus. Der Kinderchor tanzte, klatschte und sang zum Lied "Der Herbst ist da". Tosender Zwischenapplaus begleitete den Auftritt der Vier- bis Achtjährigen.
Der Erwachsenenchor Cäcilia übernahm mit einem stimmungsvollen zweistimmigen "Hallelujah" von Leónhard Cohen. Chorleiter Udo Reinhart begleitete am E-Piano die Lieder des Großenseebacher Chors, der mit 35 Sängerinnen und Sängern auftrat. Im Anschluss sang der Volkschor Herzogenaurach unter Leitung von Cornelia Schmid. Deutsches Liedgut und englischsprachige Songs wie "Lollipop" oder "Yellow Submarine" wurden ohne instrumentale Begleitung mit Esprit und Spaß, tongenau und mit viel Timbre dem Publikum präsentiert.
Der Musik- und Gesangverein Adelsdorf brachte mit rund 40 Chormitgliedern die meisten Sängerinnen und Sänger auf die Bühne. Deutsche Popsongs wie "Über sieben Brücken" von Peter Maffay und "Freiheit" von Marius Müller Westernhagen wurden mit harmonischer Stimmenvielfalt von Sopran bis Bass kraftvoll und volltönend vorgetragen. Das E-Piano unterstützte Chorleiter Claus Keller und seinen Chor bei der sehnsuchtsvollen Interpretation von "Freiheit, ist das Einzige was zählt".
Ganz anders dann der Auftritt des Vokalensembles Voicegarden aus Münchaurach. Der kleine Chor mit nur zehn Mitgliedern brachte mit seinem A capella-Gesang frische und unkonventionelle Texte zum Hinhören: "Alle haben Handys, Facebook, WhatsApp, alle haben ,Tatschofonie‘" sangen sie humorvoll und ironisch. Ob Englisch oder Mundart, das Vokalensemble beherrschte mit Soli und Sprechgesang Tempi und feinste Tonlagen: Beim Rockklassiker "Music" von John Miles interpretierten sie ein ganzes Orchester von Streichinstrumenten mit der Vielfalt ihrer Stimmen und faszinierten das begeisterte Publikum.
Das Motto "Musik, die Freude macht" wurde der bunten Titelauswahl aus dem breiten Angebot weltlicher Musik gerecht. Drei Lieder pro Chor machten das 39. Landkreissingen zu vergnüglichen 90 Minuten ohne Überlänge. Der gemeinsame Kanon "Singen macht Spaß, Singen tut gut und macht Mut" baute Brücken in den Saal. Zum Abschluss des Chorkonzerts gab es viel Applaus: "Menschen, die man sogar persönlich kennt, stehen auf der Bühne und singen. Es war wieder wunderschön", freute sich eine treue Zuhörerin, die jedes Jahr dabei ist.
Auch Gastgeber Landrat Alexander Tritthart bedankte sich beim Engagement des Sängerkreises. "Wir unterstützen unsere Sängerinnen und Sänger finanziell und fördern damit die Tradition, unseren Chören im Landkreis jährlich die Möglichkeit zu geben, ihr Können einem breiten Publikum vorzustellen", so der Landrat. Zum 40. Jubiläum werde das Landkreissingen am 24. Februar 2018 in Eckental stattfinden, kündigte er an.
Allein in Erlangen-Höchstadt gibt es 50 aktive Chöre. Die Sängergruppe gehört zum Sängerkreis Erlangen-Forchheim, der mit derzeit 131 Vereinen und rund 4800 aktiven Sängerinnen und Sängern die lebhafte Chorszene von Laiensängern im Land- und Sängerkreis bildet.
Einen nachdenklichen Blick in die Zukunft gab es aber von Löblein: "Früher ging es nach der Arbeit zum Singen ins Gasthaus. Heute gibt es zu viele Freizeitangebote, die jungen Leute gehen nach der Ausbildung weg. Wer im Kinderchor begonnen hat, wechselt nicht mehr zum Erwachsenenchor. Hier ist eine Nachwuchslücke an jungen Erwachsenen entstanden, die wir derzeit in den Chören nicht füllen können."
Eine Neuigkeit verkündete er noch zum Schluss: Gerald Fink wurde kürzlich vom Fränkischen Sängerbund (FSB) zum Bundes-Chorleiter gewählt und wird mit seinem künstlerischen Wirken der reichen Chorszene in Franken noch stärker seine musikalische Note geben. Dazu überbrachte er auch die gute Nachricht des FSB, im ehemaligen Benediktinerkloster Weißenohe im Landkreis Forchheim das Chorzentrum für Aus- und Fortbildung von Mitgliedschören und Chorleitern unter der künstlerischen Leitung von Fink jetzt bauen zu wollen.
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