Landwirt erklärt: Darum ist das Spritzen ganz oft unnötig

25.2.2020, 06:00 Uhr
Vor allem gegen den Pilz Sklerotinia wird oft dicht am Boden versprüht.

© dpa Vor allem gegen den Pilz Sklerotinia wird oft dicht am Boden versprüht.

Kreß will keine Gegenattacke gegen seinen geschätzten Nachbarn führen. Er weiß, dass beide Seiten an einem Strang ziehen, sich gegenseitig brauchen. Doch als sowohl praktisch als auch akademisch ausgebildeter Landwirt und Rapsanbauer will er weitere Informationen liefern, vor allem darlegen, dass das Spritzen der Rapsblüten im Grunde gar nicht wirtschaftlich ist, weshalb es er und zahlreiche Kollegen auch gar nicht tun. Standard, so Philipp Kreß, sei es keinesfalls.

Aus dieser Sicht, sagt Kreß, ist das von Zeilinger und Imker-Kollegen propagierte Dropleg-Verfahren, bei dem das Pflanzenschutzmittel – vor allem gegen den Pilz Sklerotinia – dicht am Boden versprüht wird, wo es von Bienen beim Nektarsammeln nicht aufgenommen wird, eher eine Spezialanwendung.

Sie sei Mittel der Wahl, wenn bei einer warmfeuchten Witterung während der Rapsblüte Sklerotinia massive Schäden verursachen sollte. In solchen Fällen müsse man spritzen. Eine mit Dropleg-Düsen ausgerüstete Maschine ist dann zweifellos besser für den Insektenschutz, wenn man denn den Raps zur Zeit der Blüte spritzen müsse.

Doch in normalen Frühjahren müsse man das gar nicht. Zur Zeit der Vollblüte Anfang Mai seien Schadinsekten für den Raps in aller Regel keine Gefahr mehr. Höchstens die Kohlschotenmücke könnte die Frucht gefährden, wenn sie ihre Eier in die Rapsschoten legt, doch in der hiesigen Gegend, so Kreß, wurde die Schadschwelle zu ihrer Bekämpfung noch selten erreicht.

Überhaupt: die Schadschwelle. Sie ist, so Kreß, bei Landwirten das Prinzip, nach dem sie Pflanzenschutz betreiben. Will heißen, bis zu einem gewissen Grad nimmt der Bauer Krankheiten oder Schädlingsbefall an seinen Kulturpflanzen hin. Erst dann werde mit Chemie – Kreß vermeidet das Wort Gift, spricht von chemischen Wirkstoffen – dagegen vorgegangen.

Längere Fruchtfolge

Meistens sei das völlig unnötig. Er selbst, sagt Kreß, setze nicht auf Chemie, sondern auf natürlich resistente Rapssorten, vor allem aber auf eine längere Fruchtfolge. Raps ist nämlich durchaus keine einfache Feldfrucht. Er verträgt es schlecht, auf dem selben Acker binnen drei Jahren immer wieder angebaut zu werden. Gesünder und ertragreicher wächst er, wenn man vier bis fünf Jahre wartet, dazwischen andere Früchte anbaut, bevor man ein Feld wieder mit Raps bestellt.

 

 

Mit dieser Arbeitsweise hat Kreß, der nicht nur in seinem eigenen Betrieb arbeitet, sondern hauptberuflich in den Lehranstalten Triesdorf Landwirtschaftsstudenten in der Praxis ausbildet, noch keinen chemischen Pflanzenschutz während der Rapsblüte durchgeführt. Imker könnten also problemlos ihre Bienen auf seinen Rapsfeldern weiden lassen. Dem Fachmann ist eine weitere Information wichtig. Mitunter sehe man Bauern bei Nacht mit der Spritze über den Acker fahren.

Sie haben, sagt Kreß, nichts zu verbergen noch tun sie etwas Verbotenes. Nachts liege aber Tau in der Luft und viele Spritzmittel wirken bei höherer Luftfeuchtigkeit besser. Bei Nacht brauche man deshalb weniger Wirkstoff als am Tag. Außerdem gebe es nachts keine Thermik über dem Feld, die einen Teil des Wirkstoff-Sprühnebels nach oben wegtransportiert. Und Bienen, sagt Kreß, seien nachts auch nicht gefährdet, weil sie dann nicht fliegen.

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