Leiser Abgang einer „Legende“
08.10.2012, 00:00 Uhr
In der Tat, verdenken kann man es der Mutter zweier Töchter absolut nicht, wenn sie nun „Platz für die Jüngeren machen will“, obwohl sie mit ihrer fast unverändert hervorragenden körperlichen Verfassung und der Vorliebe für körperbetonte Abwehrarbeit locker ein weiteres Jahr den „jungen Hüpfern“ im Team zeigen könnte, wozu man fähig ist, wenn man sich kompromisslos dem Mannschaftserfolg unterordnet.

Leise war „Didi“, wie sie längst von allen Handballfreunden gerufen wird, immer wenn es um ihre Reputation in der Öffentlichkeit ging, nicht jedoch in jenen Phasen, wo es auf den inneren Zusammenhalt in der Mannschaft an- kam und darum, dass die richtige Einstellung Berge versetzen kann. Sie lebte dies jedenfalls konsequent vor und so kann es auch nicht verwundern, dass sowohl die Mannschaftskameradinnen als auch ihre verschiedenen Trainer über all die Jahre hinweg nicht nur an ihr fest hielten, sondern auch immer wieder auf ihre Meinung großen Wert legten.
Fighterin statt Filigrankünstlerin
Gasper war zwar nie mit Offensiv-Feinheiten gesegnet, dafür aber hatte sie in der Defensive als auch hinsichtlich ihrer selbst auf dem Spielfeld ausstrahlenden Ruhe Vorteile, welche die TSH so manch schwere Situation überwinden half.
Die Aktion „Jugend trainiert für Olympia“, damals war sie in der 6. Schulklasse, brachte sie dazu, gemeinsam mit ihren Klassenkameradinnen geschlossen der Handballabteilung in der TSH beizutreten. „Wir waren eine prima Truppe“, so Gasper, und ihr erster Trainer Peter Friedrich konnte die jungen Mädchen rasch motivieren.
Auch an nachfolgende Trainer erinnert sie sich gerne, so unter anderem an die ehemaligen TSH- Größen Peter Rienecker und Ralph Buss. In der Folgezeit war sie an allen drei Aufstiegen der ersten Mannschaft beteiligt, wobei es „immer auch unsere tolle Kameradschaft war, die uns so erfolgreich machte“.
Wie wertvoll dieser Teamgeist aber wirklich war, konnte sie speziell 2005 am eigenen Leib erfahren. Damals verlor sie ihren Mann Carsten „Gassi“ Gasper, einige Zeit auch ihr Trainer, durch einen tragischen Verkehrsunfall: „Gerade jetzt war meine Mannschaft ein überaus wichtiger Bezugspunkt für mich und hat mir einen wertvollen Halt gegeben“, erinnert sich „Didi“ noch heute dankbar.
Nun also nur noch zweite Mannschaft, die selbstständige Physiotherapeutin wird sich auch hier unverändert zuverlässig einbringen und wer weiß, vielleicht muss sie ja doch mal wieder oben aushelfen.
Und das sagen drei Wegbegleiter: Wolfgang Hentschke, lange Jahre Abteilungsleiter der Handballer, erinnert daran, dass Gasper auch im sozialen Bereich sehr viel bewegt hat, sich für die Belange der Frauen enorm engagierte.
Seine Nachfolgerin und heutige TSH-Abteilungsleiterin Christine Odemer lobt: „Didi hat immer eine positive Ausstrahlung und ist stets hilfsbereit, packt überall an – auch in geselliger Hinsicht. Wir sind froh dass sie in der zweiten Mannschaft noch weiter macht.“ Ihr letzter Trainer Udo Hermannstädter kommt aus dem Schwärmen nicht heraus: „Jeder Trainer darf sich glücklich schätzen, solch ein Vorbild in Sachen Teamgeist und Zuverlässigkeit dabei zu haben. Ohne sie wären wir nie da, wo wir heute sind.“
Dazu passt ihr Rat an alle jungen Mädchen: „Sucht euch eine Mannschaftsballsportart aus, hier bekommt ihr frühzeitig teamübergreifende Werte vermittelt, die euch später sehr hilfreich sein können.“
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