Luxus-Wohnung auf zwei Etagen für 250 Hühner
5.9.2014, 15:58 UhrRund 70 Quadratmeter Platz auf zwei Ebenen haben die Hühner im Hühnermobil. Dazu kommen dann noch einmal zirka 650 Quadratmeter eingezäunte Freifläche, auf der sich die Tiere nach Lust und Laune tummeln können.
Eine Wiese aber, auf der 250 Hühner der Rasse „Isa Warren“ picken und scharren, verschlammt nach kurzer Zeit. „Der beste Nährboden für Krankheiten“, sagt Nebenerwerbslandwirt Heinrich Egelseer (44). Und hier ist der große Vorteil des Hühnermobils: „Wir fahren den Krankheiten einfach davon.“ Denn letztlich handelt es sich beim Hühnermobil von der Firma Weiland lediglich um einen mobilen Hühnerstall; freilich „Hightech“ auf dem modernsten Stand der Technik.
Zunächst das einfachste: Mit dem Traktor wird der drei Tonnen schwere Hühnerstall auf Rädern alle 10 bis 14 Tage versetzt. Die Tiere haben also immer frische Wiese unter ihren Krallen, während das vorherige Stück Wiese sich erholen kann.
Das Hühnermobil an sich ist voll isoliert (bis minus 20 Grad), hat automatische Öffnungs- und Lüftungsklappen und eine Solaranlage für deren Steuerung. Das heißt: Morgens um 10 Uhr öffnen sich die Klappen, die Hühner können ins Freie hüpfen. Eine Stunde nach der Dämmerung schließt sich der Stall.
Viel Handarbeit
„Trotzdem ist es aber auch noch viel Handarbeit — im Schnitt eine Stunde täglich“, betont Heinrich Egelseer, der von seiner Frau Kerstin (37) tatkräftig unterstützt wird. Was fällt an? „Jeden Tag die Eier holen, einmal pro Woche Wasser und Futter auffüllen (Gras und Getreide aus der eigenen Landwirtschaft), einmal pro Woche Ausmisten und alle 14 Tage das Hühnermobil versetzen“, zählt der Landwirt auf.
Die Eier legen die Hühner in Dinkelspelzen auf der Rückseite des Hühnermobils. Auch dort gibt es eine Luke, welche die Egelseers hochklappen und dann die Eier einsammeln können. Dabei hilft auch der dreijährige Christian gerne. „Pro Tag haben wir zirka 180 verkaufsfähige Eier“, sagt Heinrich Egelseer. Diese werden ausschließlich ab Hof (Neuseser Straße 12a) verkauft. Dort gibt es außerdem Kartoffeln und je nach Saison Erdbeeren, Kirschen und Himbeeren. Neu im Angebot: selbst gemachte Nudeln aus 100 Prozent Hartweizengries. Heinrich und Kerstin Egelseer betreiben die elterliche Landwirtschaft aber nur noch im Nebenerwerb. Heinrich arbeitet sonst bei Siemens, auch seine Frau ist in Teilzeit berufstätig. Dennoch: Aufgeben wollen sie die Landwirtschaft nicht. „Wir wollen die Tradition erhalten“, sagen sie. Auch wenn das viel Arbeit bedeutet.
Von ihrem Hühnermobil, das sie im Internet entdeckt haben, sind die Egelseers begeistert. „Die artgerechte Haltungsform hat uns überzeugt“, erzählt Kerstin Egelseer. Und Heinrich fügt hinzu: „Die Hühner bekommen keine Medikamente, weil sie keine brauchen.“ Deshalb könne man die Eier guten Gewissens essen. Und: „Man sieht und schmeckt es den Eiern auch an.“ Übrigens werden auch die Hähnchen küchenfertig verkauft.
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