Nach dem Debakel kehrt beim HEC die Demut zurück

22.2.2016, 16:45 Uhr
Nach dem Debakel kehrt beim HEC die Demut zurück

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Im Vorfeld hatte die Begeisterung auch den sonst eher vorsichtigen HEC-Sportvorstand Jörg Schobert erfasst, der sich im Interview davon überzeugt gab, dass es wieder eine „lange Reise“ seines Vereins in den Play-offs werden würde und jeder, der in der heißen Phase der Saison nicht dabei sei, etwas verpasse und selbst schuld sei.

Auch die Höchstadter Marketingabteilung war kreativ. Auf Facebook sind Videobotschaften zu sehen, auf denen ehemalige Spieler wie Simon Knaup und Christian Eyrich oder Unterhaltungskünstler wie Bauchredner Christian Reich und sein Nilpferd Amanda auf witzige Weise den Alligators verbal die Daumen drücken.

Doch das Lachen ist den HEC-Verantwortlichen vergangen; die Play-offs sind keine Spaßveranstaltung. Das war auch Spielertrainer Daniel Jun anzusehen, der in der Pressekonferenz nach dem Spiel ziemlich gequält aussah, als zunächst sein Landsberger Kollege Andreas Zeck sein Statement abgab und er wohl schon am liebsten ab zum Videostudium nach Hause gefahren wäre.

Denn damit, so kündigte er an, werde er wohl die ganze Nacht verbringen. Wie jedem im Stadion war ihm nicht entgangen, dass sein eigentlich playoff-erfahrenes Team mit dieser Drucksituation offenbar nicht umgehen konnte und so schlecht spielte wie lange nicht.

Juns Liste der Fehler war lang: Der Gegner habe sich besser bewegt, in der Unterzahl besser verteidigt und in der Überzahl besser angegriffen. Das eigene Überzahlspiel, sonst mit das beste der Liga, sei hingegen schlecht gewesen. Jetzt müsse allen in Höchstadt, die gemeint hätten, man könne Landsberg einfach so wegputzen, klar sein, dass es schwer werde. Er selbst sei von Anfang an vorsichtig gewesen.

Nun erwartet der Perfektionist aber eine Reaktion: „Wir müssen anfangen zu arbeiten und aufzuwachen. Um diese Serie zu gewinnen, brauchen wir 16 Spieler und nicht nur zehn oder elf. Dass die Jungs Eishockey spielen können, haben sie oft genug bewiesen.“

Nur am Sonntag war davon nach vier teils begeisternden Siegen nichts zu sehen. Ein 1:6 im eigenen Haus tut vor allem aus sportlicher Sicht weh, trägt aber auch nicht dazu bei, das gerade ausbrechende Eishockeyfieber im Aischgrund weiter zu verbreiten. Wer am Sonntag nicht dabei, hatte definitiv nichts verpasst – es sei denn, er war Fan des HC Landsberg.

Nun muss etwas Demut her, aber noch lange keine Panik. Schließlich steht es erst 0:1 in der Best-of-Five-Serie, die Höhe der Niederlage spielt keine Rolle. Auch die meisten anderen Favoriten patzten am Anfang daheim – nun ist Zeit zu zeigen, dass man nicht nur gut Eishockey spielen kann, sondern auch über Charakter verfügt. Wer Daniel Jun kennt, ahnt, wie es in ihm brodelt und dass er diese Scharte so schnell wie möglich auswetzen will. Seine Spieler werden nicht viel zu lachen haben in dieser Woche.

Übrigens: Der Bauchredner Reich kommt am 12. März nach Höchstadt. Am Tag vorher beginnt das Bayernliga-Halbfinale. Falls das ohne den HEC steigt, wird sich der Spaß in Grenzen halten . . .

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