Neues Luxus-Heim: Suarez lebt jetzt in München
22.6.2016, 18:33 UhrFür Spannung ist gesorgt, als Suarez alias Schnappi am Mittwochabend in München eintrifft. Denn es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Suarez wird Haremsdame oder Platzhirsch. "Das Geschlecht entscheidet darüber, wie die Schildkröte gehalten wird“, sagt der Sprecher der Reptilienauffangstation, Patrick Boncourt. Zuerst aber muss Schnappi in Quarantäne. In einer Styroporbox war das bissige Tier, das ein Passant am Montagabend in Röttenbach unter einem Auto entdeckt hatte, am Mittwoch von Höchstadt nach München gebracht worden.
"Die Reptilien kommen auch locker mal einige Stunden ohne Wasser aus", erklärt Boncourt. Auch die sommerlichen Temperaturen stören die Schildkröte nicht, ganz im Gegenteil. "Sie mögen das." Tierärzte haben das Tier gegen Abend in der Station in Empfang genommen und werden es in den nächsten Tagen ausführlich untersuchen. Fünf bis sechs Tage dauert die Quarantäne, sollte es "Suarez" insgesamt gut gehen. Die Frage nach dem Geschlecht ist schneller geklärt. "Es ist ein Männchen, und das macht es schwierig, ihn in eine Gruppe zu integrieren", sagt Boncourt.
Zwei Platzhirsche - das funktioniert nicht in der Schnappschildkröten-Welt. Weibchen gliedern sich gut ein in einem Harem. In "Chelonia" leben zurzeit 12 Schnappschildkröten. Für Suarez, der nach einem bissigen Fußballstürmer aus Uruguay benannt wurde, wird jetzt wohl eine neue Gruppe gegründet - mit "Schnappi" als Chef. Fest steht: Den Dechsendorfer Weiher wird das Reptil nicht wieder sehen. Vor zwei Jahren war es hier zuletzt gesichtet worden. Dann war Suarez abgetaucht. Das kann er jetzt in "Chelonia" nach Herzenslust tun.
Deutschlands größtes Schildkröten-Refugium bietet Platz für 450 Schmuck- und anderen Wasserschildkröten in einer rund 500 Quadratmeter großen Teichanlage, die ganz neu gebaut worden ist. "Die Aufnahme von ausgesetzten exotischen Tieren ist für uns Alltag", sagt Patrick Boncourt. Rund 1200 Tiere nimmt die Reptilienauffangstation pro Jahr auf: Schlangen, Echsen, Amphibien. Etwa 800 davon werden wie in einem klassischen Tierheim weiter vermittelt.
Bei "Suarez" ist die Lage schwieriger. Er gehört vorerst zu den 1300 Tieren, die längerfristig vor Ort bleiben. Weil der Gesetzgeber Schnappschildkröten als potenziell gefährlich einstuft, dürfen sie nur an Zoos vermittelt werden. Patrick Boncourt hört das Wort "gefährlich" nicht gerne. Natürlich sei es wichtig, mit dem Tier korrekt umzugehen. Aber er versichert mit einem Augenzwinkern: Schnappschildkröten ernähern sich von Fischen, nicht von Menschen."
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