Plaudern wie anno dazumal
4.1.2012, 10:00 UhrIn der Küche finden sich Gerätschaften, die die Hausfrau von heute gar nicht mehr kennt. Die Apparatur zum Beispiel, mit der sich Bohnenkerne zerkleinern lassen. „Es hat lange gedauert, bis wir jemand gefunden haben, der uns sagen konnte, was das eigentlich ist“, sagt Regina Bruckmann. Die Vorsitzende des Heimatvereins steht in der Küche der historischen Wohnung, die im Rahmen der 1100-Jahr-Feier 2010 im Kleebauernhaus eingerichtet worden war. „Wir wollten die Wohnung nach dem Jubiläum erhalten, die Idee, einen Verein zu gründen, kam auf.“
Eine Idee, die viele Freunde fand. Schon bei der Gründungsversammlung im Frühjahr 2011 kamen 45 Männer und Frauen — „beim Jubiläum war ein Ruck durch die Gemeinde gegangen“, sagt Bruckmann. Und vor allem ein Gefühl entstanden, was in Lonnerstadt an Altem noch vorhanden ist, das erhalten werden sollte.
„Mit dem Heimatverein versuchen wir nun diese alten Bräuche zu pflegen“, sagt die Vorsitzende. Dazu gehört auch der des „ins Dorf Gehens. „Die Leute trafen sich früher an Winterabenden in Privathäusern“, so Bruckmann. Plauderten miteinander, erledigten Handarbeiten. In den Wintermonaten deshalb, weil im Sommer die Menschen abends länger auf dem Feld oder dem Hof beschäftigt waren. Im vergangenen November und Dezember ließ der Verein den Brauch des Treffens im Kleebauernhaus wieder aufleben, das nächste Mal findet es am 10. Januar ab 18 Uhr in der historischen Wohnung statt. „Eingeladen sind ausdrücklich auch Nichtmitglieder“, sagt Bruckmann. Die bisherigen Treffen seien „von Jung und Alt“ gut besucht gewesen.
Derzeit sind einige Fleißige dabei, einen Raum der historischen Wohnung zu sanieren. Balken wurden freigelegt, Wände verputzt. Hier sollen künftig die Abende „im Dorf“ stattfinden, denn das bisher dafür genutzte Zimmer kann nicht geheizt werden. Als Mobiliar sucht der Verein noch Tische und eine Eckbank.
Die sonstigen Möbel stammen von einem 2009 verstorbenen Fetzelhofener. Das „Wohnen anno dazumal“, das alte Mobiliar, die Gewölbeküche, die nur spärlich vorhandene Elektrizität fasziniert die Besucher — etwa die Kindergartenkinder, die sich bereits umgeschaut haben.
Erbaut worden ist das Kleebauernhaus — benannt nach seinen Bewohnern — 1839. Als Gastwirtschaft wurde das Gebäude genutzt, doch nach einem Brand war ungefähr 1930 Schluss damit. Nach dem Krieg bewohnten Heimatvertriebene die Räume, die letzte Bewohnerin des Erdgeschosses, in dem sich nun die historische Wohnung befindet, zog 2009 aus. Nutzen will der Heimatverein die Wohnung solange wie möglich — „auch wenn wir uns freuen würden, wenn jemand eines Tages das Haus sanieren und wieder komplett nutzen würde“, so Bruckmann. Der Gemeinde, der das Gebäude gehört, fehle dafür das Geld: „Dann könnten wir in Lonnerstadt jahrelang nichts anderes machen.“
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen