Quo vadis, Röttenbach?
9.12.2015, 14:00 UhrMatthias Rühl und Andreas Zacherl von GBI zeigten einiges Potenzial auf: freie Flächen für gut 200 weitere Bauplätze im Westen, sechs Hektar für weitere Gewerbebetriebe im Süden, im Ortszentrum Platz für mehrgeschossigen Mietwohnungsbau, eine mögliche Westumgehung Röttenbachs von der B 470 bei Adelsdorf aus, deren Trasse man unbedingt im Flächennutzungsplan verankern sollte, so Rühl.
Der Gutachter sprach von großen Möglichkeiten, den Ortskern zu beleben. Entlang der Hauptstraße gebe es Grund für Wohnungsbau. Er riet, Besitzern einiger nicht erhaltenswerter Anwesen Anreize zu bieten, alte Wohnhäuser, Scheunen und Schuppen abzureißen und durch Neubauten, durchaus bis dreigeschossig, zu ersetzen. Nachdrücklich riet er zum Überarbeiten der alten Bebauungspläne hin zu mehr Freiheiten für Geschossbau.
Er, so Rühl, sehe Röttenbach nicht als ein Dorf mit historischem Kern, sondern als eine Gemeinde mit städtebaulich modernem Gesicht. Man müsse eine Neuordnung anstreben, Abrisse nicht scheuen, einen groben städtebaulichen Rahmenplan entwickeln, Beratung anbieten.
Rühl empfahl auch ein Verkehrsgutachten zum „Knoten Kaibachweg-Hauptstraße“.Und wolle man die Ortsmitte beleben, die eine Staatsstraße mit 13 000 Fahrzeugen pro Tag durchschneidet, müsse man laut Rühl „langfristig an eine Umgehung denken“.
Visionen, die durchaus auch Bedenken hervorriefen. Andreas Kroner (FWG) äußerte Zweifel am Bedarf für Gewerbeflächen. Lothar Saulich (SPD) fand, wenn dies einmal verwirklicht werde, dann „bleibt nicht mehr viel übrig“. Er gab zu bedenken, dass die Gemeinde da ja auch infrastrukturell mithalten müsse, bei der Wasserversorgung, den Kindertagesstätten, der Kapazität der Kläranlage. Saulich sagte, es sei doch Konsens gewesen, Röttenbach „moderat“ zu entwickeln.
Saulich habe die Machbarkeitsstudie und ihre Präsentation falsch verstanden, so Bürgermeister Ludwig Wahl. GBI habe Auftrag erhalten zu ermitteln, welche Möglichkeiten zur Entwicklung Röttenbach hat. Das heiße nicht, dass alle Möglichkeiten auch Wirklichkeit werden sollten. Im Gegenteil, so Wahl. Ihm seien die Möglichkeiten auch zu groß. Aber er wolle auch nicht, dass Röttenbach „ein toter Ort“ werde.
Zumindest auf dem Weg zum Rentnerdorf ist die Gemeinde. So Christopher Warter (FWG), als er die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung vernommen hatte. In der Tat steigt der Altersdurchschnitt der Röttenbacher — bei stagnierender Einwohnerzahl. In 15 Jahren, so der Gutachter, werden nicht mehr wie heute 28 Prozent der Einwohner über 60 sein, sondern 38 Prozent. Man rechnet nicht mehr mit 45 Geburten im Jahr wie heute, sondern mit 28.
Über Jahre sei die Gemeinde geschrumpft, so Ludwig Wahl. Erst vergangenes Jahr habe es wieder Zuwachs gegeben, um 80 Neubürger. Gleichwohl stehen 42 Namen auf einer Liste von Familien, die gern in Röttenbach bauen wollen. Ihnen Bauplätze zu bieten, sei durchaus moderates Wachstum: bedarfsorientiert und sukzessive, so Wahl.
Es gelte schließlich, den Schrumpf-Symptomen entgegenzuwirken — mit einem Grundpaket an Maßnahmen. Dieses werde, gehe es nach ihm, sehr viel kleiner sein, als die Machbarkeitsstudie für machbar erklärt.
In die gleiche Richtung geht die Sicht von Harald Rotschka (CSU). Der zweite Bürgermeister wies darauf hin, dass seine Partei auch „ortsabrundende Bebauung“ im Programm habe.
Ludwig Wahl kündigte auch gleich an, welches Paket ihm vorschwebt. Er werde im Januar alle Gemeinderatsfraktionen aufsuchen und für fünf Maßnahmen werben. Mit dem Ziel, darüber im Februar eine Abstimmung mit breitem Konsens zu bekommen.
Erstens schlage er vor, im Westen der Gemeinde die Erschließung von Bauland voranzutreiben. Viel kleiner allerdings als machbar. Wahl nannte eine Größenordnung von 50 Bauplätzen, die ja schon nachgefragt würden.
Zweitens möchte er die Bebauungspläne für das Innere Röttenbachs überarbeitet wissen — in dem Sinn, wie es der Gutachter geraten hatte. Dies soll laut Wahl in einer Bebaungssplan-Werkstatt gemeinsam mit den Bewohnern passieren.
Drittens schlage er neue Gewerbeflächen vor. Sie sollen nördlich ans Gewerbegebiet Am Sandfeld anschließen. Dort hatten die Gutachter von möglichen zwei Hektar gesprochen. Zurzeit steht dort Wald.
Viertens will Wahl entlang der „Lebensader“, also am Röttenbach, eine „lose“ Wohnbebauung möglich machen.
Fünftens und nicht „lose“, sondern verdichtet, wird der Bürgermeister nach seinen Worten Mietwohnungsbau vorantreiben. Im Ortskern seien geeignete Flächen dafür zu entwickeln.
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