„SoFi“ räumt die Regale aller Optiker leer

18.3.2015, 13:00 Uhr
„SoFi“ räumt die Regale aller Optiker leer

Keine guten Nachrichten hat Optiker Jürgen Bitter (Optik Wagner) für seine Kundschaft. Bei dem Innenstadt-Laden hängt ein weißer Zettel in der Ladentür: „Sonnenfinsternisbrillen ausverkauft“ lautet dort die entmutigende Aufschrift.

„Heute musste ich schon 20 Kunden absagen, die ins Geschäft gekommen waren.“ Weitere 30 wollten sich telefonisch eine der begehrten, schwarz gefärbten Sonnenfinsternisbrillen sichern. Alles vergebens. Schon am Vortag holten sich rund 50 Kaufinteressenten eine Abfuhr bei Jürgen Bitter. Der Optiker bedauert: „Ich bekomme auch nichts mehr herein bis zur Sonnenfinsternis.“

Der Brillenhändler kann sich gut an die letzte „SoFi“ vor 16 Jahren erinnern. Damals sollte es — im Gegensatz zum kommenden Freitag — eine völlige Sonnenfinsternis geben. Doch über Herzogenaurach verdeckten Wolken den Blick auf die Sonne.

„Meine Ehefrau ist an dem Tag nach Ingolstadt gefahren.“ Dort profitierte Gabi Bitter dann tatsächlich von der über Ingolstadt vorhergesagten Wolkenlücke.

Flug nach Island

Sonnenfinsternis-Fans sollten aktuell nach Island fliegen, glaubt Jürgen Bitter. Dort könnten sie im Gegensatz zu Deutschland eine 100-prozentige Finsternis erleben. „Einer meiner Kunden fliegt tatsächlich nach Island, aber nicht wegen der Sonnenfinsternis.“ Aber auch er ging bei der Jagd nach einer Sonnenfinsternisbrille leer aus. „Da hatten wir sie noch nicht im Geschäft“ Der Kunde wollte sich mit einer Schweißerbrille behelfen.

„SoFi“ räumt die Regale aller Optiker leer

Mit „schuld“ am Herzogenauracher Ausverkauf der Sonnenbrillen ist auch Grundschulrektorin Gabriele Lommer. In einem Elternrundbrief hatte sie die Schülereltern unmissverständlich vor die Wahl gestellt: Entweder ihr Schulkind kommt mit Sonnenfinsternisbrille zum Freitagsunterricht, oder es muss die Pause im Schulhaus verbringen.

Lommer hatte diesen Beschluss vorher im Kollegenkreis abgesprochen. „Mir geht es um die Sicherheit der Kinder. die liegen uns einfach am Herzen“. Ein Kind ohne Sonnenfinsternisbrille in den Pausenhof zu schicken, hält die Rektoren für „zu riskant“. Bei einem bedeckten Himmel in der fraglichen Zeit zwischen 9.30 und 12 Uhr seien diese Vorsichtsmaßnahmen allerdings unnötig.

Eindringlich warnt auch der Höchstadter Augenarzt Dr. Kurt Tröger vor dem Blick gen Sonne mit den üblichen Sonnenbrillen. Oder auch mit CDs als einzigem Schutz. „Das wäre ganz miserabel“, so der Mediziner. Dadurch würde im Auge „die Stelle des schärfsten Sehens verbrannt“. Auf diese Weise würde das Auge „unwiederbringlich“ geschädigt und könne nicht mehr repariert werden.

„Gottseidank“ habe Dr. Tröger in seiner Arztpraxis noch nie einen Patienten mit derartig gravierenden Symptomen behandeln müssen. Keine Angst vor der Sonnenfinsternis und etwaigen Auswirkungen auf die Energiewirtschaft hat Jürgen Bauer, Geschäftsführer der Herzo Werke.

Diese Sonnenfinsternis sei ein „planbares Ereignis“, weshalb sich der gesamte deutsche „Stromerzeugungspark“ langfristig darauf einstellen konnte.

Durch die geringere Einspeisung aus Photovoltaikanlagen komme es zu einem langsamen Leistungsabfall und danach zu einer Leistungszunahme. Dieser könnten durch Gas-, Kohle- und Pumpkraftwerke ausgeglichen werden.

Den Herzogenaurachern braucht vor der Sonnenfinsternis also nicht Bange zu sein. Bauer: „Wir profitieren sogar davon.“

Die Herzo Werke stellen aus ihren Gasmotoren im Kraftwerk an der Mülldeponie 1,3 Megawatt Leistung als „Regelenergie“ zur Verfügung. Diese werden ins allgemeine Stromnetz eingespeist und würden einen Beitrag zur Netzstabilität leisten.

Die Höhe des Gewinns aus dem Energieverkauf ist unklar: Beim Preis sei das „wie an der Börse“. Dieser hänge von Angebot und Nachfrage ab.

Für Bauer besonders wichtig: „Die Sonnenfinsternis ist ein Phänomen, aber kein Problem.“ Der Energie-Experte ist überzeugt, dass es „unser Netz nicht zusammenhaut“.

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