Stefan Kügel erhält den Kulturpreis Erlangen-Höchstadt

28.09.2013, 06:57 Uhr
Stefan Kügel erhält den Kulturpreis Erlangen-Höchstadt

© Christian Enz

„Als ich mein Amt als Landrat angetreten habe, da lag die Kulturförderung im Landkreis noch total brach“, erinnerte sich Eberhard Irlinger. Gemeinsam mit dem Kreistag hob Irlinger deshalb im Dezember 2007 den Verein „Kultur Erlangen-Höchstadt e.V.“ aus der Taufe. Dieser stiftete 2011 einen jährlich zu verleihenden Kulturpreis.

Nach dem Niederndorfer Thomas Fink (2011) und dem aus Weisendorf stammenden Rainer Glas (2012) konnte sich diesmal Stefan Kügel über die Auszeichnung, die nur Personen mit außergewöhnlicher Begabung vorbehalten ist, freuen.

Und diesem erlesenen Kreis ist Puppenspieler Kügel ohne Weiteres zuzurechnen, wie die von Eberhard Irlinger in seiner Funktion als Vereinsvorsitzendem vorgestellte Vita eindrucksvoll bewies. Nach einer Schauspielausbildung an der renommierten Berliner Ernst-Busch-Schule finden sich in seinem Lebenslauf zahlreiche Engagements als Kino- und Fernsehschauspieler, beispielsweise an der Seite von Elmar Wepper.

Obwohl er viel unterwegs ist, ist er auch in seiner fränkischen Heimat stets aktiv. Seit Anfang der 90er Jahre lebt Kügel im Adelsdorfer Ortsteil Heppstädt, gemeinsam mit seinen Söhnen betreibt er dort das Theater Kuckucksheim. „Am Anfang hielten das viele für verrückt. Da kommt doch eh keiner hin, hieß es“, erinnert sich Kügel. Doch mit Leidenschaft, ausdrucksvoller Schauspielkunst und einem für alle Altersgruppen interessanten Spielplan erarbeitete sich das kleine Theater ein Stammpublikum. Zuschauer aus Erlangen und Höchstadt zählen ebenso dazu, wie Gäste aus Nürnberg oder Würzburg.

Dass das Publikum so begeistert ist, dass es immer wieder nach Heppstädt kommt, freut den Ausnahmeschauspieler dabei ganz besonders. „Denn ich spiele ja um die Menschen zu unterhalten und vom Alltagsstress abzulenken — nicht für mich.“

Deshalb hat der ERH-Kulturpreis auch einen ganz besonderen Stellenwert für Stefan Kügel, obwohl sich in seiner Wohnzimmervitrine bereits eine Vielfalt an Auszeichnungen wiederfindet. Den Wolfram-von-Eschenbach Kulturförderpreis etwa hat er schon erhalten, auch den ersten Preis bei den Bayerischen Theatertagen oder den SPD-Bürgerpreis.

Anerkennung vor Ort

„Der Kulturpreis Erlangen-Höchstadt zeigt, dass ich die Anerkennung der Menschen vor Ort bekomme. Dies ist in der Schauspielerei nicht selbstverständlich — und besonders schön, da es sehr lange gedauert hat, bis ich mit dem Theater Kuckucksheim wahrgenommen wurde“, betont Kügel.

Eine Tatsache, die für Eberhard Irlinger schwer nachzuvollziehen ist. Er war schon in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter von Kügel überzeugt.

„Besonders, weil er den fränkischen Dialekt pflegt. Damit ist er weit über die Landkreisgrenzen hinaus ein Aushängeschild für Erlangen-Höchstadt“, so der Landrat bei Übergabe des Preises — einer Skulptur des Oberreichenbacher Bildhauers Josef Hirtmann. Auch wenn Kügel Engagements bei Film und Fernsehen als willkommene Abwechslung genießt — zu Hause ist er auf der Theaterbühne. „Ich möchte authentische Geschichten erzählen“, sagt der Preisträger. „Und wenn man die Menschen direkt vor sich sitzen hat, dann spürt man gleich ob das gelingt.“

Deshalb war es für den Preisträger eine Ehrensache, den Festgästen eine Kostprobe seines vielgelobten Talents zu geben. Vor den Augen des Publikums schlüpfte Kügel dann in die Rolle des Totengräbers und hielt, entrückt von Raum und Zeit, den Monolog des Totengräbers aus dem Stück „G'schenkte Stund“. „Ich habe mich für diese Szene entschieden, weil sie ein typisches Herbststück ist — das war für den heutigen Tag einfach passend“, erläuterte der Mime.

In den Bann gezogen

Keine zehn Minuten und ohne weitere Unterstützung agierte der Kulturpreisträger auf der großen Bühne der Höchstadter Kulturfabrik. Dank geschulter, voller Stimme und perfektionierter Mimik genügte dies jedoch, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen, wie die stehenden Ovationen am Ende der Darbietung bewiesen.

Stefan Kügel ist ein fränkisches Unikat. Nicht zuletzt deshalb, weil er den fränkischen Dialekt gekonnt nutzt, um seinen Charakter zu unterlegen. Davon inspiriert hatte Zeljka Bojanovic, Organisatorin und Kulturbeauftragte am Landratsamt, Helmut Haberkamm und Thomas Fink eingeladen. Unter dem Motto „Musik und Mundart“ sorgten sie für das Rahmenprogramm eines gleichermaßen stimmungsvollen wie kurzweiligen Festaktes.

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