"Tierwohl ist wichtig, aber es muss sich auch rentieren"
9.1.2019, 06:00 Uhr"Ich muss mich als Unternehmer weiterentwickeln und auch sehen, dass ich wirtschaftlich auf meine Kosten komme", sagt Jürgen Schenk. Er hat einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und betreibt eine Biogasanlage zwischen Oberlindach und Kairlindach. Im Sinne der Diversifizierung sei er auf der Suche nach einem weiteren Standbein gewesen. "Und da hat einiges für Rinderhaltung gesprochen."
Jürgen Schenk erklärt, dass in den letzten Jahren das Angebot an Gras stark zugenommen habe, die Tierhaltung jedoch zurückgehe. Und als Pächter müsse man neben Ackerfläche oft auch Wiesenfläche dazupachten. "Das gibt es oft nur im Komplettpaket. Die Wiesen sollen ja auch erhalten werden, aber ich muss das Gras verwerten können." Bei der Biogaserzeugung sei Gras allerdings schwierig zu verwenden, deshalb sei seine Wahl auf die Rinderhaltung gefallen. "Zum einen kann ich so mein Gras verfüttern, zum anderen erzeugen die Rinder Mist, den ich für die Biogasanlage brauche. Bisher muss ich die Gülle von weit herfahren, das fällt dann weg. Das ist eine Win-win-Situation." Die Mastanlage soll nämlich direkt neben der Biogasanlage entstehen.
Auf die Frage, ob 480 Rinder nicht zu viel für Weisendorf und Umgebung seien, gibt Schenk zu bedenken, dass es sich hierbei um eine eher kleine Mastanlage handelt. Die Dimensionen, die er auch mit dem Landwirtschaftsamt besprochen habe, passten zu seinem Betrieb.
Zudem nennt er Zahlen: "Im Jahr 1999 hatte die Gemeinde Weisendorf noch 1128 Rinder auf 40 Höfen, 2010 waren es nur noch 604 Rinder auf 18 Höfen." Die Gemeinde könne also 480 zusätzliche Rinder gut verkraften, denn "vor 20 Jahren waren es ja auch nicht zu viel".
Zwei Hallen mit je 2300 Quadratmetern möchte Jürgen Schenk errichten. Die Rinder – "das sind ja Herdentiere", so Schenk — werden in Gruppen zu je 30 Tieren freilaufend in großen Boxen gehalten (rechnerisch 3,5 Quadratmeter pro Tier), die mit Stroh eingestreut werden. Der Boden ist leicht geneigt (sieben Prozent), sodass der Mist abrutschen kann. Jeden Tag wird der Mist entfernt und in der Biogasanlage verarbeitet, die Boxen werden frisch eingestreut. "Das sind wesentlich bessere Bedingungen für die Tiere als noch vor einigen Jahren in Anbindeställen auf Spaltenboden", so Schenk.
Er betont, dass er sich an die gesetzlichen Vorgaben für einen konventionellen Mastbetrieb halte. Ihm liege das Tierwohl durchaus am Herzen. "Ich habe ja ein Eigeninteresse daran, dass es meinen Tieren gut geht, aber ich muss auch meinen Lebensunterhalt bestreiten, es muss sich rentieren". Bei entsprechender Wirtschaftlichkeit könnte sich Schenk in der Zukunft auch eine Umstellung auf Bio vorstellen.
Aber hier sei vor allem der Verbraucher gefordert, der entscheide, welches Fleisch er zu welchem Preis kaufe. "Solange der Verbraucher günstiges Fleisch möchte, muss ihm klar sein, dass das auch irgendwo produziert werden muss." Mit regional erzeugtem Fleisch und kurzen Wegen (geschlachtet wird in Erlangen) treffe der Verbraucher auf jeden Fall eine bessere Wahl hinsichtlich Ökologie und Qualität.
Was eine mögliche Geruchsbelästigung durch die Mastanlage angeht, verweist Schenk darauf, dass das Landratsamt den Immissionsschutz natürlich prüfe und dass die Anlage ja einen Kilometer Luftlinie von Kairlindach entfernt stehen soll. "Da gibt es nix zu befürchten." Eine Mist-Lagerung werde es auch nicht geben, denn der Mist werde ja sofort in der Biogasanlage verarbeitet.
3 Millionen Euro investiert Jürgen Schenk in sein neues Standbein und hofft, wenn die Gesamtfortschreibung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Weisendorf abgeschlossen ist, dieses Jahr endlich mit dem Bau der Mastanlage loslegen zu können.
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