Traumauftakt für die Herzo Rhinos vor 800 Zuschauern

Holger Peter

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14.7.2019, 19:28 Uhr
Traumauftakt für die Herzo Rhinos vor 800 Zuschauern

(So viel los war auf dem Platz des ASV ewig nicht mehr. Spötter sagten sogar: "Das sind heute mehr Zuschauer als bei den Fußballern in der ganzen Saison." Weit weg von der Wahrheit ist das nicht, denn schätzungsweise 800 Zuschauer kamen zum Deutsch-Amerikanischen Volksfest neben der Sommerkirchweih.

Beachtliche 150 Dauerkarten hatten die Herzo Rhinos für die erste Saison Saison in der untersten American-Football-Liga verkauft und optimistisch 500 Tagestickets drucken lassen. Doch die waren bald fort, die weiteren Besucher wurden ohne Karte hereingelassen.

Dann begann die Party, mit viel Musik, feschen Cheerleaders, vielfältigem Catering und einem Ex-Nationalspieler als kompetentem Stadionsprecher: Rhinos-Coach Joachim Gerlach konnte seinen Bruder Manfred, einst Quarterback der Noris Rams und der der deutschen Nationalmannschaft dafür begeistern.

Der Einlauf der Spieler zeigte schon: Die Nashörner strotzten vor Adrenalin. Laute Urschreie, wilde Gesten – im ersten Heimspiel wollte das Team zeigen, dass man über den Anfänger-Status längst hinaus ist. Und nach dem Münzwurf von Bürgermeister German Hacker bewiesen das die Rhinos prompt.

Die Coburg Black Dukes durften den ersten Angriff fahren, wurden aber von den aggressiven Herzogenauracher Verteidigern früh gestoppt, so dass der Ei-Besitz gleich wechselte. Und der erste Angriff führte zum Touchdown – zum Jubel der Fans. Quarterback Andreas Neumüller bediente erst Jens Rümmler und dann Flavio Lodeserto mustergültig (und die fingen auch sicher), dann machte er den Touchdown selbst, in dem er sich die letzten Meter zur Endlinie unter dem Schutz seiner wuchtigen Bodyguards durchtankte.

Der folgende Extrakick von Jonah Schneider missglückte zwar, aber das blieb ohne Folgen. Denn wieder walzten die Nashörner die Coburger Angriffe regelrecht platt, die aber auch nicht sonderlich einfallsreich aren. Meistens suchte der US-Quarterback seinen Landsmann auff der Tight-End-Position - zu durchschaubar.

Vielseitige Angriffszüge

Einfallsreicher die Angriffszüge von Coach Joachim Gerlach. Im zweiten Anlauf hatte man immerhin die Chance auf ein Fieldgoal, doch Schneiders Schuss war zu kurz. Doch der nächste Versuch passte: Andres Johnson Alvarez lief mit einem weiten Pass auf und davon, schlug noch ein paar Haken und überquerte die Endlinie. Diesmal gelang der Bonuskick, den Marco Würl übernahm. Und fast hätte dieser noch kurz vor der Halbzeit mit einem Fieldgoal für eine höhere Führung gesorgt. So blieb es beim 13:0.

Das klang nicht nur deutlich, sondern sah auch so aus, als ob die Oberfranken nicht mithalten können würden. Aber am ersten Spieltag hatten die Rhinos eine 21:2-Führung nach drei Vierteln noch verdaddelt. Dazu sollte es diesmal nicht kommen. Bis in die Haarspitzen motiviert, stoppte man die Angriffe der schwarzen Herzöge immer wieder – und das tat diesen manchmal richtig weh. Stadionsprecher Manfred Gerlach kommentierte spöttisch: "Jungs. hat euch keiner gesagt, dass man niemals gegen ein Nashorn laufen sollte?"

So ging der Triumphzug munter weiter. Die spektakulärste Szene des Spiels sorget für minutenlange Debatten bei den Referees: Herzogenaurach hatte zwar einen Pass der Dukes abgefangen, aber nur ein paar Meterchen vor der eigenen Endlinie. Die Rhinos riskierten viel, schickten Andres Johnson Alvarez auf die Reise, ihren Kleinsten und Schnellsten. Der lief tatsächlich 96 Yards allen weg und machte einen Touchdown. Doch die Schiris hatten eine übertriebene Jubelgeste bei ihm gesehen – und zwar schon vor der Linie. So zählten die Punkte nicht, die Rhinos mussten noch einen Anlauf machen, den aber Niklas Batz wuchtig vollendete, Schneider sorgte für den Extrapunkt.

Derselbe Spieler fing einen etwas verunglückten Befreiungs-Punt der Black Dukes ab und trug ihn mit einem entschlossenen Lauf über die Linie: 26:0. Den Schlusspunkt setzte Quarterback Neumüller, der ein zweites Mal die letzten Meter bis zur Zielzone entschlossen lief. Mit 32:0 war der bisherige Tabellenzweite bedient – dessen Coach gratulierte Joachim Gerlach neidlos: "Ihr habt ein echt geiles Team!"

Der freute sich über das Kompliment und war begeistert von der Heimpremiere: "Wahnsinn, das war ja ein ausverkauftes Haus. Wir hatten ein hartes Spiele gegen eine Topmannschaft erwartet und sind Vollgas in das Spiel gegangen. Unser Vorteil: Wir haben als Team gespielt, jeder für den anderen." Für zusätzliche Motivation habe gesorgt, dass die Gäste nur mit 22 Mann antraten. Die Regeln derAufbauliga erlauben dem Gegner nur fünf Akteure mehr. Neun Rhinos durfte also gar nicht mitwirken. "Da waren wir natürlich angefressen", so Gerlach.

Viele Fans sind vielleicht nur aus Neugier gekommen, doch diese Premiere hat sicherlich Appetit auf mehr gemacht. Einen Fan haben die Footballer aber schon gewonnen: die ASV-Vorsitzende Elke Sowa: "Die bringen nicht nur viele neue Mitglieder, sondern integrieren sich auch gut und arbeiten fleißig mit auf dem Gelände. Aber an die Football-Regeln muss ich mich erst gewöhnen."

 

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