Volker Heißmann ganz privat in Höchstadt

30.04.2018, 15:47 Uhr
Volker Heißmann ganz privat in Höchstadt

© Christian Enz

Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen und auf den Lippen stets ein frecher Kommentar – so ist Volker Heißmann seit gut zwei Jahrzehnten bekannt. So lange ist er in der Kleinen Komödie Fürth und der Fastnacht in Franken das "Mariechen" neben "Waltraud". Wie sollte man sich diesen Charakter nun in St. Georg vorstellen?

Diese Frage lockte am Sonntagabend mehrere Hundert, teils skeptische, Menschen in die Höchstadter Stadtpfarrkirche. Sie trafen dort weder auf Mariechen, noch auf anderen Ulk. Denn Volker Heißmann war als er selbst gekommen. Unmittelbar, ohne Kostüm oder Maske. "Auch wir Komödianten lachen nicht von früh bis spät. Es geht uns wie ihnen – wir haben Sorge vor einem Arztbesuch, fürchten schwere Gespräche oder trauern um Menschen".

Deshalb, so berichtete Heißmann, sei es wichtig immer wieder zu sich selbst zu finden. Keine einfache Aufgabe für einen wie ihn – der im Jahr 300 Auftritte in ganz Deutschland zu bewältigen hat. "Aber das Leben aus dem Koffer ist eigentlich nicht schwer, wenn man immer etwas Heimat im Gepäck hat", bekannte Heißmann. Für ihn sind dieses Stück Heimat Kirchen. Vor fast jedem Auftritt sucht Heißmann inzwischen ein Gotteshaus auf um zu sich selbst zu finden. "Egal wie stressig der Tag ist, nach 15 Minuten bin ich geerdet und weiß, dass es ein guter Abend wird". Dieses Gefühl fand er in "Somewhere", einem Motiv aus Leonard Bernsteins Musical "West side story". Mit Leidenschaft präsentierte Heißmann diesen Song – unterstützt durch seine langjährigen Bühnenbegleiter Pawel Sandorf (Klarinette/Saxophon), Stefan Porzner (Piano), Max Köhler (Schlagzeug) und Thorsten Seidel am Schlagzeug. Sie begleiteten Heißmann auch in den tiefen Passagen bei "Ich gehör nur mir" sicher an die Grenzen seiner stimmlichen Bandbreite. Dieser Auszug aus dem Musical "Elisabeth" war als Reminiszenz an das Künstlerleben zu sehen. "Wer nie zu Hause ist, hat keine Zeit für Familie. Aber ich habe mich bewusst dazu entschieden – und man kann auch alleine glücklich werden, wie ihr Dekan Kilian Kemmer", resümierte Heißmann mit einer Prise Selbstironie.

Überhaupt gelang es dem Bühnenprofi immer wieder, mit Lokalkolorit für Erheiterung zu sorgen – ohne die Ernsthaftigkeit seines Vortrages zu gefährden. "Ich wäre auch aufgetreten, wenn die Kirche noch eine Baustelle gewesen wäre. Aber ich bin dankbar, dass das Gotteshaus so herrlich geworden ist".

Volker Heißmann ganz privat in Höchstadt

Ein wichtiges Anliegen ist es Heißmann, mit seiner Musik und seinen Gedanken den Trost und die Hoffnung zu vermitteln, die vom christlichen Glauben ausgeht. Deshalb engagiert er sich auch abseits der Bühne als Kirchenvorsteher. Freimütig berichtet er deshalb auch von seiner schwersten Stunde. "Das war, als mein Vater plötzlich verstarb. Ich hatte keine Gelegenheit, mich zu verabschieden und wir konnten es uns wirtschaftlich kaum leisten, Auftritte abzusagen", erinnert sich der Kabarettist. Kraft fand er in jenen Tagen in dem Kirchenlied "Von guten Mächten treu und still umgeben", dass der Bariton mit liebevoller Akzentuierung zu Gehör brachte.

Die vornehmste Aufgabe eines Komikers, so erklärt Heißmann, sei es jedoch, Menschen zum Lachen zu bringen. "Dafür arbeiten wir alle – außer vielleicht mein Freund Atze Bauer. Bei dessen Frisur lachen die Leute von allein". Die Fähigkeit, Menschen zu erheitern, ist aus Sicht Heißmanns dabei besonders wichtig. "Denn wer lacht, kann dabei nur ganz schwer schlechte Dinge denken".

Sanfte, deutsche Texte

Deshalb verzichteten die Entertainer auch nicht darauf, im Altarraum gute Laune zu versprühen. Dazu wagte sich Heißmann ebenso an ein Gospel-Medley wie an Hits von Sammy Davis jr. oder Udo Jürgens. Allesamt interpretierte der Bühnenstar hochprofessionell und, dem kirchlichen Raum angemessen, ohne Affektion oder ausufernde Effekte. Besonders punkten konnte er dank seines weichen Timbre bei sanften, deutschen Texten.

Wer die Augen schloss, hatte Peter Alexander vor Augen – dessen Tonalität Heißmann in Perfektion abbildet. Das Höchstadter Publikum war davon ebenso begeistert, wie der zunächst skeptische Dekan. "Jesus wurde immer wieder gefragt, ob aus Nazareth etwas Gutes kommen könne. Danken wir für die Erkenntnis, dass selbst aus Fürth etwas Gutes kommen kann", scherzte Kemmer. Um dann in Ernsthaftigkeit Dank zu sagen für Menschen wie Heißmann, die mit ihrem Talent an die Kraft des Glaubens erinnern.

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