Volles Zelt und beste Stimmung bei Axel Hacke

28.9.2018, 16:30 Uhr
Volles Zelt und beste Stimmung bei Axel Hacke

© Foto: Jürgen Petzoldt

"Onion Rings" sind, Gourmets wie Knabbergebäck-Fans wissen das, eigentlich "Zwiebelringe". In der englischen Sprache weniger Kundige könnten "Onion rings" auch leicht mit "Zwiebel ruft an" übersetzen. Bingo: Wer im Ausland Speisekarten mit ihren eingedeutschten Mahlzeit-Bezeichnungen studiert, kann oftmals sein kicherndes Wunder erleben. Axel Hacke beispielsweise bekommt von Lesern eingestandenermaßen Unmengen Speisekarten zugeschickt, die von ertrunkenen Kopffüßlern, Klammermassen, Milchwelpen, einem Herzeleid-Meer, einem Oberst von Huhn sowie einem "Sockel des Sünders" nur so strotzen. Ganz launig erscheinen solche Phantasmagorien beim bloßen Lesen, zum ungebremsten Ablach-Hit aber werden sie erst in der Hacke’schen Diktion: Wenn der Meister der sanften Ironie sie in einen passenden Themen-Text presst und sie – und das vor allem – mit sonorer Stimme knochentrocken referiert.

Aber er kann das ja, das Schreiben und das Referieren: Seit fast 30 Jahren verfasst Axel Hacke Kolumnen, seit über 20 Jahren Woche für Woche im SZ-Magazin. Eine echte Win-Win-Situation: Der Schreiber hat in aller Ruhe eine ganze Woche Zeit, um einen – vergleichsweise kurzen – Text zu formulieren, die Leser kriegen ein wohldurchdachtes Schelmenstück voll von süffisantem, nie bösem Witz. Und wenn man den 62-jährigen, in München lebenden Niedersachsen dann auch noch live vor sich hat, kommt man gar in den Genuss des Vortrags – ein Mehrwert, der keineswegs unterschätzt werden darf.

Hacke geht vor den Ohren und Augen eines sehr belustigten Publikums thematisch gebündelt vor, hat zu diesem Zweck einen Stapel Bücher dabei – sichtbares Zeichen seiner immensen Produktivität, die Texte erscheinen eben auch kompakt in Buchform. Jugenderinnerungen des Fußballfreunds ("war nie Fan, bin Zweifler vom Naturell her") an große Eintracht-Braunschweig-Zeiten in den 1960ern – damit geht der Abend los. Und schon ist man bei der Kindererziehung: "Der kleine Erziehungsberater" versammelt am Beispiel der eigenen Familie sanftmütig-listige Fallstudien zum Thema, inklusive des sattsam bekannten "Partnerschaftspassivs" ("das muss hier mal weggeräumt werden").

Haarsträubende Mechanismen

Ach ja, und dann noch "Das Beste aus meinem Leben", und erst die Geschichten, die sich den haarsträubenden Mechanismen des akustischen Verhörens widmen und welche urkomischen Folgen diese zeitigen – darin ist Hacke ein ganz Großer, der mit Hintersinn und Understatement das Groteske des Alltags ins Rampenlicht zerrt. Seine Kolumne im Donald-Trump-Sprech – hochklassig, hochkomisch, und beim Vortrag stets um die Wirkung des Entertainments bedacht. Seltsam in diesem Zusammenhang Hackes Auszug aus seinem jüngsten Bestseller "Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen": Moralisierender Betroffenheitsgestus inklusive wohlmeinenden Appells an die Leser – Hacke ist kaum wiederzuerkennen. Nee, dann schon lieber ein Rausschmeißer wie der schlussendliche Telefon-Dialog (Stichwort: Verhören), der noch mal für heftige Heiterkeit sorgt. Hacke schauspielerte gut und ging dann zum Signieren.

Neben Axel Hacke sorgten noch weitere Künstler beim "hin & herzo"-Festival für Stimmung:

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