Warum Benzin und Diesel momentan so teuer sind

Kilian Trabert

Volontär der Nürnberger Nachrichten

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10.11.2018, 06:00 Uhr
Warum Benzin und Diesel momentan so teuer sind

© Foto: Kronau

Preise jenseits der 1,60 Euro sorgen derzeit für ratlose Blicke in den Geldbeutel. Branchen-Experte Achim Hirsch weiß, warum die Preise in derartige Höhen gestiegen sind: "Schuld ist der extrem trockene Sommer", erklärt der Adelsdorfer.

Dadurch ist der Pegel des Rheins dramatisch gesunken, sodass Frachtschiffe entweder gar nicht mehr oder nur noch halbvoll beladen fahren können. Ein großes Problem für Deutschlands Sprit-Versorgung: Denn der Rhein ist der Haupttransportweg für Öl und Sprit. Entlang des Flusses befinden sich ein Großteil der Raffinerien des Landes.

Besserung in Sicht?

Den Süden trifft es deshalb auch deutlich härter als den Norden, erklärt Hirsch. Die Explosion in einer Raffinerie in Vohburg (Landkreis Pfaffenhofen) verschärft laut dem Mineralölwirtschaftsverband (MWV) die Situation zusätzlich.

Achim Hirsch kennt noch einen weiteren Grund: Das Handelsembargo der USA gegen einen der weltweit größten Rohölexporteure, den Iran. Seit Beginn des Embargos im Mai musste das Land seine Lieferungen deutlich reduzieren – was sich wiederum auf den Preis an deutschen Tankstellen auswirkt. "Die hohen Preise haben wir also zum Teil auch Donald Trump zu verdanken", so Hirsch.

Doch wann können Autofahrer wieder mit günstigeren Preisen rechnen? Der Tankstellen-Berater hat schlechte Nachrichten. "Die Situation wird sich in absehbarer Zeit nicht verbessern, eher sogar verschlechtern", prognostiziert er. Im Nachbarbundesland Baden-Württemberg komme es bei einigen Tankstellen bereits zu Leerständen, so Hirsch.

Notreserve angezapft

Vor wenigen Tagen hat die Bundesregierung deshalb bislang eisern zurückgehaltene Erdöl-Notreserven freigegeben. Begrenzte Mengen an Diesel, Benzin und Kerosin können somit genutzt werden.

Mit dieser Maßnahme muss zumindest die Wirtschaft keine Einschränkungen befürchten. Selbst wenn es in den kommenden Tagen regnet, würde sich der Rheinpegel nicht so schnell erholen, warnen Experten. Eine Lösung wäre, vom Schiff auf Lkw und Bahn umzusteigen", erklärt Achim Hirsch. Zumindest in der Theorie: Die neuen Transportwege würden deutlich mehr kosten, wodurch der Sprit an den Tankstellen nicht günstiger werden würde.

Wer dennoch oft mit dem Auto fährt, sollte zwischen 18 und 22 Uhr tanken. In diesem Zeitraum ist der Sprit am günstigsten, wie ein Test des ADAC und der Bericht der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamtes ergaben. Wer nachts, zwischen 2 und 5 Uhr an der Zapfsäule steht, muss am tiefsten in die Tasche greifen. Freitagabend und am Wochenende sind die Preise tendenziell höher als unter der Woche.

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