Wilde Bienen: Imker aus Höchstadt im Entdecker-Glück
3.12.2020, 06:00 UhrBienen, die nicht in Imkerbeuten, sondern in der Natur ihre Waben bauen: Im Juli berichtet der Höchstadter von zwei Wildnestern, die er in der Nähe der Stadt entdeckt hat. "Es sind gerade mal 130 Naturschwärme in ganz Bayern bekannt", sagt er, "da war das natürlich schon ein enormes Glück."
Reaktionen auf den Artikel führen noch zu vielen weiteren Entdeckungen. Knapp 25 Mails zu möglichen Wildnestern und Anfragen zu Wespenbestimmungen folgen. Insgesamt kann Wolfgang Schwarz dieses Jahr acht Wildvölker online bei beetree.com melden. Diese Internetseite, die Sebastian Roth aus München koordiniert, kartographiert deutschlandweit Wildnester, um ein Bild von wild lebenden Honigbienen zu bekommen.
Wildbienen versprechen Erkenntnisse im Kampf gegen die Varroamilbe
Speziell geht es um die Frage, ob solche Völker dauerhaft überleben können und damit resistent sind gegenüber der von Imkern gefürchteten Varroamilbe. Über 75 Prozent der wilden Honigbienen überleben den ersten Winter nicht.
"Eine unglaubliche Geschichte", erzählt Wolfgang Schwarz aus Gerolzhofen. Der dortige Stadtgärtner André Ditterich, der über seine Mutter in Erlangen von dem Zeitungsartikel erfahren hat, meldet im Sommer ein Volk, das nahe der Stadtmauer in einem Baum nistet. Kurz nachdem er die Mail erhalten hat, unternimmt Wolfgang Schwarz mit seiner Frau eine fünftägige Wanderung durch den Steigerwald. Dabei verschlägt es sie nach Gerolzhofen, wo der Imker an der Stadtmauer in einer Esche in sieben bis acht Metern Höhe tatsächlich ein Wildnest entdeckt. "Stolz rief ich den Stadtgärtner an und teilte ihm mit, dass ich sein Volk durch Zufall gefunden hätte."
Aber so einfach ist es gar nicht. Das Wildbienen-Glück schlägt nämlich doppelt zu. Schwarz hat ein anderes Volk entdeckt als der Stadtgärtner. "Da musste ich mich erst mal setzen", sagt Schwarz. In dem Moment weiß er noch nicht, dass er im September ein weiteres Nest in Gerolzhofen entdecken wird. Nummer acht in diesem Jahr.
"Unter den acht Nestern sind auch sehr vielversprechende Behausungen, die teils schon sechs bis zehn Jahre von Bienen besiedelt werden", freut sich der Imker, der hofft, dass er helfen kann, ein Mittel gegen die Varroamilbe zu finden.
Waben bei Höchstadt im Freien gebaut
Damit sind die Entdeckungen von Wolfgang Schwarz aber noch nicht am Ende. "Was dem Fass den Boden ausgeschlagen hat, das war die Entdeckung eines Wildnestes vollkommen im Freien" – also ohne einen schützenden Stamm oder in einen stillgelegten Kamin. Laut Sebastian Roth wurden dieses Jahr deutschlandweit gerade Mal drei solcher nicht überdachter Nester bei beetree gemeldet. E
ins davon liegt in Höchstadt, denn Schwarz hat es gerade mal 25 Meter entfernt von seinen eigenen Bienen entdeckt, in einem großen Schlehenstrauch. Leider ist es nicht mehr besiedelt. "Ich bin mir sehr sicher, dass dieses Volk ein verschwundener Schwarm eines meiner eigenen Völker war." Allerdings nicht gerade der Schlauste. Denn Schwarz hatte eigentlich eine leere präparierte Beute in der Nähe aufgestellt, die sich die Bienen hätten schnappen können. Das wäre erfolgversprechender gewesen. Aber man hat auch nicht immer Glück.
Wer von einem Honigbienenvolk weiß, das wild lebt, kann zur Forschung beitragen. Eine Nachricht an Wolfgang Schwarz vom Imkerverein Höchstadt genügt (E-Mail-Adresse: der-Schwarz@t-online.de).
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