Zirkus im Wohngebiet stinkt den Anliegern

14.01.2014, 17:43 Uhr
Zirkus im Wohngebiet stinkt den Anliegern

© Maria Däumler

Seit 10. Dezember hat Zirkus Salto Mortale seine Zelte und Wohnwagen auf einem Privatgrundstück zwischen Dr.-Dassler-Straße und Burgstaller Weg mitten im Wohngebiet aufgeschlagen. Schon dreimal hat dort ein kleiner Zirkus campiert. Doch der jetzige Zirkus, ein Familienunternehmen mit Sitz in Alsenborn, ist mit 19 Leuten und 18 Wagen eine Nummer größer — und damit auch die Probleme.

Das Zelt für 38 Tiere — Pferde, Ponys, Kamele, Esel, Ziegen und Lamas — steht direkt vor dem Grundstück von Gerald und Helga Wiesinger. „Der Urin der Tiere stinkt gewaltig“, berichtet der ehemalige Frauenarzt. „Die Fäkalien der Tiere liegen auf der Wiese, der Mist türmt sich meterhoch auf einem Container“, kritisieren die beiden. Während der Vorstellungen des Zirkus zwischen dem 20. Dezember und 6. Januar habe die Musik täglich drei Stunden lang laut aus dem Zirkuszelt gedröhnt. „Auch an Heiligabend, wo man gern ein bisschen Ruhe gehabt hätte“, sagt Helga Wiesinger. Daneben röhrt und stinkt der Dieselgenerator. „Der brummt auch nachts ziemlich laut.“

Ins Ferienhaus geflüchtet

Das Ehepaar Wiesinger hat dem Zirkus sogar erlaubt, von seinem Grundstück aus, Strom abzuzapfen — gegen Bezahlung. Doch nachdem in ihrem Haus ein paar Mal die Stromversorgung zusammengebrochen ist, vermutlich aus Überlastung, wollen sie das nicht mehr — natürlich auch, weil sie verärgert sind. Mehrmals habe man den Zirkus gebeten, die Musik leiser zu machen, den Generator nicht so lang laufen zu lassen. Doch ohne Erfolg. Daraufhin sind die Wiesingers sogar eine Woche lang in ihr Ferienhaus in Pleinfeld geflüchtet, weil sie es zuhause nicht mehr ausgehalten haben.

Christine Waldera, die auch am Burgstaller Weg wohnt, fühlt sich wie die Wiesingers und weitere rund 20 Anwohner ebenfalls durch Lärm und Geruch massiv gestört. Die Wohnwägen stehen direkt vor ihrem Garten, das Manegenzelt, das inzwischen abgebaut ist, stand nur ein paar Meter weiter. „So ein Zirkus gehört nicht mitten in ein Wohngebiet“, findet sie.

Eigentlich sollte der Zirkus nach Dreikönig weiterziehen. Aber die Wagenansammlung steht noch und die Anwohner fürchten, dass die Zirkusleute noch länger bleiben. „Wir verstehen schon die schwierige Situation der Zirkusleute, aber bei uns ist jetzt die Schmerzgrenze erreicht“, sagt Christine Waldera. Mit den Wiesingers und im Namen weiterer Anwohner habe man sich bei Stadt, Polizei, Landratsamt und Stadtwerken erkundigt, was zu tun sei. Mit mäßigem Erfolg: „Keiner fühlt sich zuständig.“ Ihr Vorschlag, die Stadt solle dem Zirkus ein Gelände mit Wasser- und Stromanschluss am Stadtrand anbieten, sei abgelehnt worden — wegen schlechter Erfahrungen, hieß es. Heike Kraus vom Ordnungsamt der Stadt sagt: „Wir können nichts machen, weil das ein privater Platz ist.“ Künftig werde man verstärkt darauf achten, dass immissionsschutzrechtlich alles in Ordnung ist. Voraussetzung sei aber, dass der Zirkus sich im Vorfeld meldet. Praxis sei aber: „Die bauen auf und kommen dann zu uns.“

Auch die Grundstückseigentümerin fühlt sich etwas überrollt. Sie habe dem Zirkus das Gelände vermietet — eher aus Mitleid, weil die mehrfach bei ihr nachgefragt hätten, sagt sie. Außerdem sei ihr versichert worden, dass der Zirkus klein sei. Dass die Anwohner nun solche Probleme hätten, sei ihr furchtbar peinlich, versichert die Frau. Sie sei inzwischen bei Monika Bügler, der Großmutter des Familienclans, gewesen. Die habe ihr versichert, dass der Zirkus bis zum Wochenende abziehen wolle. „Das habe ich mir sogar unterschreiben lassen.“ In Zukunft werde sie das Grundstück nicht mehr an einen Zirkus vergeben, verspricht sie.

„Wollen weiterziehen“

Monika Bügler, die Älteste im Familienzirkus, versteht die Aufregung nicht: So laut sei das doch nicht gewesen, die Kinder seien früh in der Schule und nachmittags wegen des Wetters sowieso in den Wägen. Und einen Zirkus ohne Musik gebe es halt nicht. „Wir wollen jetzt weiter ziehen“, verspricht sie. Weil die Plätze derzeit so aufgeweicht sind, habe sich alles etwas verzögert, erklärt die 65-Jährige.

Das Familienoberhaupt schildert, wie schwierig es inzwischen für den Zirkus sei, einen Standort zu bekommen. „Früher waren wir mal in Herzogenaurach oben am Flugplatz, aber der Platz wird nicht mehr vergeben“, sagt sie. Deswegen sei das Gelände im Wohngebiet die einzige Möglichkeit hier in der Stadt gewesen. Dafür sei sie der Eigentümerin auch dankbar. Monika Bügler stellt noch klar: „Wir bezahlen unseren Strom und das Tierfutter. Wir machen keinem was vor. Wir sind einfach nur froh, wenn wir unserem Beruf nachgehen können.“

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