Zu teuer, zu weit weg: Variante 2 aus Niederndorfer Sicht
16.5.2012, 14:58 UhrSichtweisen und Interessen in Niederndorf gehen hinsichtlich einer Südumfahrung erheblich auseinander. Dies klang sogleich zu Beginn der Versammlung im überfüllten Feuerwehrhaus an, als sich Anwohner des Hasengarten beklagten, man sei nicht eingeladen worden. Darauf kam Dieter Händels Retourkutsche, 1992 seien von den „Hasengärtlern“ keine Solidaritätsplakate aufgestellt worden (Applaus).
Händel, auch SPD-Stadtrat, argumentierte, angesprochen worden sei die Bürgerinitiative, „um ein Stimmungsbild einzuholen“. Aus dieser Richtung kam die Klage, seit 30 Jahren mit dem anschwellenden Verkehr leben zu müssen. Ferner kam die Forderung, den Verkehr auf alle Schultern zu verteilen und Sympathie für die Variante 3.1 entlang der Bahngleise/Aurach, so wie sie auch Händel bekundete und wie sie seit 40 Jahren im Flächennutzungsplan steht.
Die bei der April-Sitzung im Stadtrat vielfach präferierte große Lösung/Variante 2 mit weitem Bogen um Niederndorf, wurde auch kritisch gesehen, da man zu viel Naturverbrauch, eventuell zwei Brückenbauwerke, womöglich mangelnde Attraktivität durch zu große Distanz zum Ort, durch Ampeln und Kosten um die 20 Millionen Euro aufrechnete. O-Ton: „Des wird a tote Straß‘.“
Als „geringsten Eingriff in die Natur“, ökologisch und wirtschaftlich das kleinste Übel, sah der Arzt Herbert Ackermann mit Praxis in der Niederndorfer Hauptstraße die Variante 3.1 an, die jedoch die Bewohner des Hasengartens und Hauptendorfs belasten würde und die „bereits in den Köpfen der Politiker“ sei: „Das wäre schon schwierig für das Kollektiv Hasengarten“ (starker Applaus).
Die Herausforderung, so wurde insgesamt deutlich, sei es einerseits, die Pendler und rund tausend Lastwagen täglich zu Schaeffler zu leiten – moniert wurde auch die derzeitige Route der Lkw über Neuses zur Spedition Wormser anstelle der Rathgeberstraße – und andererseits die adidas-Einpendler aus dem Raum Fürth künftig nicht länger zu verleiten, über die Peter-Fleischmann-Straße zu fahren. Vorschläge wie eine Rückstufung der Kreisstraßen und dann entsprechend Tempo-30-Zonen auszuweisen wurden geäußert – vorausgesetzt, eine Südumgehung um Niederndorf sei dann existent.
Kritik ging auch auf den Landkreis und die Region nieder, für die man, den Worten des Bürgermeisters entsprechend, die Straßen baue. Von dort, so ein Bürger, können man im Gegenzug nichts erwarten.
Welche Basisdaten das Büro Brenner beim Verkehrsgutachten zugrundelegte, wurde skeptisch hinterfragt. Schließlich sei von diesem Büro auch schon einmal eine Tunnellösung für das Lohhof-Gebiet empfohlen worden... Dieter Händel zitierte schließlich aus dem Bebauungsplan Hasengarten: „... mit höherem Verkehrsaufkommen ist zu rechnen.“ Händel: „Jeder der dort gebaut hat, hat gewusst, dass dort eine Straße geplant ist.“ Für Hauptendorf mit den Häusern und Garagen gen Norden, die als Lärmschutzwall dienen könnten, gelte das Gleiche.
Die Problematik des Ziel- und Quellverkehrs kam noch einmal zur Sprache zu Planvariante 2: Trotz der großen Spange würden Hauptendorfer weiter durch Niederndorf fahren, denn von Hauptendorf geht keine Straße auf die Anhöhe.
Dies führe dann zu den prognostizierten 8400 Autos pro Tag als Prognose des Brenner-Gutachtens für 2025, ergänzte Dieter Händel.
Die Schwierigkeiten mit dem anwachsenden Individualverkehr spiegelten sich schlussendlich in Bemerkungen wie: „Bei der Nordumgehung haben wir keine Entlastung gemerkt, kann sein, dass die Südumgehung gebaut wird und wir merken immer noch nichts.“
Dass die Stadt-Umland-Bahn vor der Haustür Bürger womöglich wegen Lärmbelästigung auf die Barrikaden bringen würde, war da nur eine Randnotiz im Verkehrs-Dilemma. -eke
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