Ice Tigers verlieren 0:8: "Beschissener geht's nicht"
28.1.2021, 23:20 UhrNach der ersten Pause hätte eine Reaktion erfolgen sollen. Chris Brown hatte die Mannschaft zuvor noch mit einem Testosteron-Schub in die Kabine geschickt. Aber zurück auf dem Eis war die erste Aktion der Ice Tigers ein Foul. Patrick Reimer ließ seinen Schläger stehen, sein Gegenspieler fiel drüber, der Kapitän verabschiedete sich auf die Strafbank. 95 Sekunden später hatte der ERC Ingolstadt auf 6:0 erhöht.
Die Ice Tigers haben in der Arena in Ingolstadt große Abende erlebt. An diesem Donnerstag aber bescherte der aktuelle Jahrgang den Fans zu Hause ein Eishockey-Erlebnis, das alle möglichst schnell werden vergessen wollen. Dabei offenbarte das 0:8 (0:5, 0:1, 0:2) bittere Wahrheiten.
Nein, es lag nicht an der Unreife der Mannschaft
Ihre jüngsten vier Spiele hatten die Ice Tigers alle knapp gehalten und alle verloren, danach stellte Frank Fischöder jedes Mal fest, dass er seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen könne. Gerade in Straubing und Schwenningen und zuletzt beim wilden 5:6 gegen Augsburg konnte man das auch anders sehen – und der Auftritt in Ingolstadt bestätigte diesen Eindruck. Dazu gelten die Ice Tigers als junge Mannschaft, bei dem Debakel am Donnerstag aber waren es nicht Moritz Elias und Roman Kechter, die beiden 16-Jährigen, die den Anforderungen eines alltäglichen DEL-Spiels nicht gerecht wurden. Und, wirklich überraschend ist das nicht, aber in dieser Form werden sich die Ice Tigers vom siebten und letzten Platz in der Süd-Gruppe nicht mehr verabschieden können.
Allein im ersten desaströsen ersten Drittel gewährten sie ihren Gastgebern vier Mal doppelte Überzahl, (vier Mal!) – und das nicht, weil sie die Forderung ihres Cheftrainers erfüllten und „mehr Biss, mehr Hass“ zeigten, sondern weil ihr Zweikampfverhalten ungenügend war. Einzig die Entscheidung gegen Dane Fox war diskutabel, die Fouls von Bires (27 Jahre alt), Adam (30), Gilbert (38), Schmölz (29) und Reimer (38) aber waren allein das Ergebnis schlechten Handwerks und wurden von den Panthern mit großer Spielfreude ausgenutzt. Ben Marshall (4. Minute), Mirko Höfflin (17.), Mathew Bodie (18.), Brandon DeFazio (23.) und Daniel Pietta (42.) machten eine bis dahin eher schlechte Power-Play-Bilanz der Panther zu einer ordentlichen.
Sharipov muss 60 Minuten lang leiden
Da war schnell vergessen, dass das Spiel für Nürnberg denkbar unglücklich begonnen hatte. Bereits nach dem eigentlich harmlosen ersten Angriff lag der Puck im Tor, nach 28 Sekunden prallte die Scheibe von Brett Pollocks Schlittschuhen durch die Schoner von Ilya Sharipov. Dass der Torhüter auch beim zweiten Gegentreffer machtlos war, weil Andrew Bodnarchuk den Schuss von Marshall abgefälscht hatte, wird ihn kaum trösten. Fischöder ließ Sharipov über 60 Minuten leiden, am Samstag (17.30 Uhr) steht gegen den EHC München das nächste Spiel an, da wird er einen unvorbelasteten Niklas Treutle im Tor brauchen.
Und so musste Sharipov auch noch das 8:0 durch Tim Wohlgemuth (47.) schlucken. Nachdem die Ice Tigers im zweiten Abschnitt nur ein Tor kassiert hatten, stellte Oliver Mebus am Mikrofon von Magentasport nüchtern fest, dass es „beschissener als in den ersten 20 Minuten“ auch kaum hätte laufen können. Seine Mannschaft kam dann auch allmählich zu Chancen, aber nur weil die Panther nach einem halben Dutzend Treffer auf Testspielmodus zurückschalteten. In der Offensive aber reichte das immer noch, um die Schwächen in der Nürnberger Defensive bloßzulegen.
Nur einmal erwiesen sich die Ice Tigers als wehrhaft. Nach 20 Minuten lieferte sich Brown mit Hans Detsch einen blutigen Faustkampf – wohl auch, weil der für einen gefährlichen Kniecheck an Gilbert zuvor nur zwei Minuten hatte auf die Strafbank müssen. Es sollte ein Zeichen an die Kollegen sein, kam beim Stand von 0:5 aber viel zu spät und wirkte ein wenig albern.
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