In Franken und der Oberpfalz ist der Klimawandel längst da
5.3.2018, 05:48 Uhr"Die letzten beiden Jahre waren beispielhaft für das, was uns durch den Klimawandel noch erwartet", sagt Annette Freibauer, Leiterin des Instituts für Agrarökologie der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), bei einem Expertengespräch zum Klimawandel. Im vergangenen Jahr musste die erste Gurkenernte wegen Wassermangels ausfallen. Den Gemüsebauern ging so rund ein Drittel des Jahresertrags verloren. 2016 wiederum schwemmten die starken Regenfälle den fruchtbaren Ackerboden von den Feldern.
Verzicht auf Glyphosat
Das Thema Erosionsschutz steht seitdem bei der LfL und den Bauern ganz oben auf der Agenda. Eine einfache Gegenmaßnahme ist es, Ackerfurchen nicht direkt hangabwärts anzulegen, wodurch das Wasser besonders schnell abfließen kann und so die Böden erodiert. Komplizierter ist es beim Maisanbau: "Der Verzicht auf Glyphosat bringt uns in ein echtes Dilemma", erzählt Freibauer.
Denn um den Boden bis zur Maisaussaat im Mai vor Abtragung zu schützen, wird eine Zwischenfrucht angebaut. Diese muss allerdings wieder vernichtet werden, damit der Mais ausreichend Platz hat. Früher vertraute man da auf den Spätfrost.
Durch die im Schnitt wärmeren Winter setzen die Landwirte mittlerweile auf Glyphosat: Nach dessen Einsatz liegen die Pflanzenüberreste – wie nach Frost – direkt auf dem Boden und schützen ihn so weiter, während die jungen Maispflanzen wachsen können. Ohne Glyphosat muss die Zwischenfrucht in den Boden eingearbeitet werden, der wichtige Oberflächen-Schutz geht verloren.
Extreme Wetterereignisse wie der Starkregen vor zwei Jahren waren in den letzten 15 Jahren in Deutschland wesentlich häufiger als im Jahrhundert davor. Insgesamt nehmen die Schäden durch wetterbedingte Ereignisse in Deutschland aber nicht zu. Das berichtet Eberhard Faust, Forschungsleiter für Klimarisiken und Naturgefahren bei dem Rückversicherer Munich Re. Die extremen Wetterlagen führt er auf meteorologische Veränderungen zurück. Weltweit sei ein Anstieg der bodennahen Feuchte über Landgebieten messbar, so Faust. Das begünstige punktuelle Gewitter und Starkregen.
Auch die Klimaerwärmung ist in Franken angekommen. Sie betrifft vor allem die Temperaturen im Frühling. In den Jahren 1961 bis 1990 wurden im Durchschnitt in den Frühlingsmonaten zwischen sechs und acht Grad gemessen. Im Jahr 2017 waren es im gleichen Zeitraum acht bis zehn Grad. "Diese Temperaturen werden im Jahr 2050 ganz normal sein", prognostiziert Freibauer. Dadurch verschiebe sich der Vegetationsbeginn um einige Wochen nach vorne. Späte Kälteperioden seien jedoch weiter möglich: Das Risiko, bei Spätfrost Pflanzen zu verlieren, steigt also.
Hitzeanfälliger Hopfen
Im Sommer soll die Zahl der heißen Tage mit Spitzentemperaturen über 30 Grad Celsius zunehmen. In der Vergleichsperiode 1961 bis 1990 gab es durchschnittlich pro Jahr nur drei dieser extrem heißen Tage. 2017 waren es in der Region zwischen zehn und 23.
Zu hohe Temperaturen sind schlecht für die Aromen des hitzeanfälligen Hopfens. Im vergangenen Jahr gab es deshalb Engpässe beim Bierbrauen. "In Zukunft heißt es also vielleicht: mehr Wein statt Bier", sagt Freibauer scherzhaft - ob die Franken sich damit abfinden könnten?
Die steigenden Temperaturen sind nicht nur ein Problem für den Hopfen, sondern auch für die Stadtbewohner. In Sommernächten in Nürnberg liegen die Temperaturen schon jetzt sieben bis acht Grad über denen des Umlands. Die Kühlung der Stadt wird also immer wichtiger.
In Nürnberg hat das Pegnitztal die Funktion einer natürlichen Kühlung. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg, erklärt: "Manchmal ist sogar das Abholzen von Bäumen eine gute Tat – nämlich dann, wenn sie ein Gewässer zu sehr abschirmen." Auch neue Parks, etwa auf dem ehemaligen Quelle-Gelände in Eberhardshof, sind geplant, um das Stadtklima zu verbessern.
Eberhard Faust Prognose für die Zukunft der Region lautet: "In der Metropolregion steigt die Temperatur bis 2100 um etwa drei Grad, der Westen Frankens wird noch trockener. Extreme Wetterereignisse - Überflutungen, schwere Stürme und Hagel – werden wie in ganz Deutschland noch häufiger vorkommen.
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