Junge Union macht in Erlangen Front gegen Seehofer
4.11.2017, 15:02 UhrDie bayerische Junge Union (JU) stellt sich offen gegen CSU-Chef Horst Seehofer und fordert einen Rückzug des 68-Jährigen spätestens im kommenden Jahr. Ein Antrag, in dem mit Blick auf die Landtagswahl im Herbst 2018 ein "personeller Neuanfang" gefordert wird, wurde auf der Landesversammlung des CSU-Nachwuchses in Erlangen mit deutlicher Mehrheit angenommen.
"Für einen Erfolg bei der Landtagswahl im kommenden Jahr braucht es einen glaubwürdigen personellen Neuanfang", heißt es in dem Antrag der Jungen Union wörtlich. Und weiter: "Bei allen Verdiensten, die sich Horst Seehofer zweifellos in vielen Jahrzehnten für die CSU, Bayern und Deutschland erworben hat, muss er jetzt den Weg bahnen für einen geordneten Übergang an der Spitze der Staatsregierung."
Der Druck wächst
Seehofer will sich ungeachtet der Forderung der Jungen Union nach einem personellen Neuanfang nicht unter Zeitdruck setzen lassen. „Wir haben in der Führung der CSU unter Beteiligung des JU-Vorsitzenden entschieden, dass wir während dieser Sondierungsgespräche keine Personaldebatten führen. Ich halte mich daran“, sagte Seehofer am Samstag nach neuen unionsinternen Jamaika-Beratungen in Berlin.
Seehofer steht seit dem CSU-Fiasko bei der Bundestagswahl intern unter Druck. Mehrere CSU-Bezirksvorstände forderten bereits, jeweils mit großer Mehrheit, einen "geordneten" personellen Übergang. Das waren allerdings interne Sitzungen. Die JU-Versammlung ist das erste große Gremium, dass sich öffentlich gegen Seehofer stellt. Offiziell, unter anderem vom CSU-Vorstand, war die Personaldebatte angesichts der laufenden Jamaika-Gespräche in Berlin vertagt worden.
Das entscheidende Datum ist spätestens der Parteitag im Dezember.
Seehofer will sich ungeachtet der Forderung der Jungen Union nicht unter Zeitdruck setzen lassen. "Wir haben in der Führung der CSU unter Beteiligung des JU-Vorsitzenden entschieden, dass wir während dieser Sondierungsgespräche keine Personaldebatten führen. Ich halte mich daran", sagte Seehofer am Samstag nach neuen unionsinternen Jamaika-Beratungen in Berlin.
Er habe seit der Bundestagswahl dazu nichts gesagt, "obwohl beinahe täglich gegen mich Stellungnahmen abgegeben wurden", sagte er und betonte: "Wenn die Sondierungen abgeschlossen sind, werde ich mich dazu äußern."
Seehofer hätte eigentlich am Samstag bei der Jungen Union in Erlangen sprechen sollen – er hat aber am Freitag kurzfristig abgesagt. Er entschuldigte dies mit den Jamaika-Gesprächen. "Wissen Sie, ich bin hier in historisch bedeutsamen Verhandlungen", sagte er vor unionsinternen Beratungen in Berlin. "Da darf kein Fehler passieren. Da muss man sich sehr vorbereiten."
Auf die Frage, ob er nicht am Sonntag zum CSU-Nachwuchs nach Erlangen hätte fahren können, sagte er: "Am Sonntagvormittag haben sie ja einen Redner, den ich nicht verdrängen möchte – Sie kennen den Namen." Am Sonntag wird Bayerns Finanzminister Markus Söder als Redner in Erlangen erwartet, der als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge Seehofers gilt.
Der Artikel wurde um 15.02 Uhr mit der Stellungnahme von Horst Seehofer ergänzt.
13 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen