Kaum Beihilfen: Brauer stecken im historischen Bier-Tief

Arno Stoffels

Reporter-Team

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2.2.2021, 06:00 Uhr
Der Bier-Absatz ist seit Jahren rückläufig. Doch die Corona-Krise hat den Umsatz auf ein historisches Tief gedrückt. 

© Christophe Gateau, dpa Der Bier-Absatz ist seit Jahren rückläufig. Doch die Corona-Krise hat den Umsatz auf ein historisches Tief gedrückt. 

Gute Nachrichten sind seit Monaten rar. Doch jetzt hat Oswald Kundmüller gleich drei davon bekommen.

Nachdem er und seine Mitarbeiter mit der gleichnamigen Brauerei in Viereth-Trunstadt im letzten Jahr den Titel "Craft Brauer des Jahres 2020" geholt hat, wurden jetzt die Biere Weiherer Lager, Weiherer Pils und Weiherer Grünhopfen-Pils beim "Meininger's International Craft Beer Award" als einem der renommiertesten Bier-Wettbewerbe weltweit mit Gold und Silber ausgezeichnet.

Historisches Absatzminus

Deutlich unschöner sind die Zahlen, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden jetzt veröffentlich hat. Demnach wurden im vergangenen Jahr in ganz Deutschland mit 8,7 Milliarden Litern 5,5 Prozent weniger Bier abgesetzt, als 2019.


Brauereien leiden: Bierkonsum sinkt auf Niveau der 50er Jahre


Das ist der niedrigste Wert seit der Neufassung des Biersteuergesetzes im Jahr 1993.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Zwar ist der Bierkonsum seit Jahren rückläufig. Aber die Corona-Krise mit den abgesagten Festen und Großveranstaltungen, der geschlossenen Gastronomie haben erwartungsgemäß tiefe Bremsspuren hinterlassen.

Viel Flaschenbier

Davon bleibt auch Oswald Kundmüller nicht verschont, wobei er sich nicht beschweren will. Bezogen auf den Bierabsatz sei man bisher mit einem "hellblauen Auge" davongekommen.

Das hänge vor allem damit zusammen, dass ihre Biere meistens in der Flasche verkauft werden. Der Fassanteil liege nur bei rund zehn Prozent, so Kundmüller.

Schmerzhaft sei aber dennoch die Tatsache, dass Gasthof und Gasthaus geschlossen bleiben müssen und es trotz der weiterlaufenden Kosten keinerlei Corona-Beihilfen gibt.

Keine Corona-Hilfe

Denn weil solche Betriebe als Mischbetriebe gelten, die nicht nur mit der Gastronomie Umsätze machen, fallen sie bei der November- und Dezemberhilfe durch das Raster. Das sei vor allem mit Blick auf die Mitarbeiter schlimm, sagt Kundmüller.

Sie müssen nicht nur mit der Kurzarbeit kämpfen, sondern hätten zusätzlich hohe Einnahmenverluste zu verkraften, weil das Trinkgeld fehlt. "Ihnen würde ich gerne etwas helfen", so Kundmüller.


Nach 532 Jahren: Fränkische Brauerei schließt im März


Von einer "beschissenen Situation" spricht auch Mike Schmitt als Inhaber des Handwerksbetriebs "Nikl-Bräu" in Pretzfeld.

Bei ihm ist der Faßbieranteil sehr hoch, etwa 40 Prozent des Jahresabsatzes wird in normalen Zeiten damit gemacht. "Das ist komplett weg", so Schmitt.

Besserung nicht in Sicht

Und auch für 2021 rechnet er nicht mit einer Verbesserung, wo jetzt schon die ersten Feste wegen der Pandemie abgesagt werden.

Auch er hat eine Gastwirtschaft neben dem Sudkessel, auch er kann nicht verstehen, dass es mit einem solchen Mischbetrieb keine staatlichen Hilfen gibt.

Er sei der letzte, der etwas gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sagen würde, so Schmitt. Aber vielen Betrieben würde einfach die finanzielle Grundlage weggezogen und Monate ohne Einkünfte seien auf Dauer nicht zu verkraften.

Bedrohliche Situation

Von einer bedrohlichen Situation spricht auch Georg Rittmayer. Mitinhaber der gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf und Präsident der privaten Brauereien Bayern.

Der erste Lockdown sei nocht verkraftbar gewesen, weil die Betriebe viel über den Absatz von Flaschenbier ausgleichen konnten.

Doch all die weggefallenen Volksfeste und Kirchweihen hätten dann ein Loch gerissen, das "den Mittelständlern richtig weh" tue.

Fehlende Perspektive

Einige Betriebe, zumal wenn sie "sehr fassbierlastig sind", werden Rittmayers Einschätzung nach nicht überleben. So gehen Ende März bei der mittelfränkischen Hauff-Bräu mit ihrer 532-jährigen Tradition die Lichter aus, weil die Umsätze weggebrochen waren.

Bei vielen Brauern "sind die Reserven jetzt langsam aber sicher aufgebraucht", so Rittmayer. "Mehr als zwei Monate reichen die Rücklagen nicht mehr."

Doch auch wenn sich die Pandemielage entspannen sollte, rechnet Rittmayer nicht mit einer Erholung. Zwei bis drei Prozent weniger Bierabsatz werden es seiner Einschätzung nach auch 2021 sein.

Auch deshalb würde er weiterhin um Corona-Hilfen durch den Freistaat kämpfen. "Wir sind ständig dran."

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