Klaus Schambergers "Umg‘schaut" gibt's nun auch als Buch
24.11.2018, 05:57 UhrNZ: Seit wie viel Jahren schreiben Sie Texte, die Menschen zum Lachen bringen?
Schamberger: Ob ich Menschen zum Lachen bringe, das weiß ich nicht. Der Chefredakteur der Abendzeitung hat mich 1971 gefragt, ob ich mir eine regelmäßige Kolumne zutraue. Die Nürnberger AZ wollte damals eine eigenständige Kolumne haben und keine mehr aus München übernehmen. Wenn ich gefragt werde, ob ich mir etwas zutraue, dann sage ich erst einmal grundsätzlich ja. Zehn Minuten später erschrecke ich darüber. Am Ende habe ich drei Serien mit Kolumnen geschrieben: "Der Spezi unterwegs", "Ich bitte um Milde", "Am Tor der Kleinen". Seit fünf Jahren schreibe ich "Umg‘schaut" in der NZ.
NZ: Der Münchner AZ-Kolumnist Sigi Sommer und der Tscheche Jaroslav Hašek, der den Schwejk erfunden hat, waren ihre Vorbilder. Was haben Sie von ihnen gelernt?
Schamberger: Sommer hat zu München gehört wie die Frauenkirche und die Weißwurst. Meine Lebensgrundlage ist Nürnberg. Ich war damals naiv und habe gedacht, Journalist ist ein wunderschöner Beruf. Man setzt sich hin, schreibt fünf Minuten, um dann berühmt zu sein. In der Realität ist es aber ganz anders. Schreiben ist mit Arbeit verbunden. Es hat auch etwas mit dem Kopf zu tun und man bekommt Kopfweh vom nachdenken. Sommer hat in seinen Münchner Kolumnen viel zurückgeschaut und am Ende zu oft geschrieben, dass es früher besser war. Hašek begeistert mich mit seinen Geschichten. Er ist der einzige Schriftsteller, bei dem ich lachen muss. Den Schwejk lese ich alle zwei Jahre. Der Mensch Hašek ist skurril. Viele seiner Geschichten hat er im Wirtshaus geschrieben und dann vorgelesen. Mich begeistert sein Schreibstil. Wegen Hašek habe ich sogar versucht, Tschechisch zu lernen. Am Ende vergeblich.
NZ: Wo nehmen Sie denn die Ideen für Ihre Kolumnen her?
Schamberger: Für Umg‘schaut muss es auch im schlechtesten Fall zumindest entfernt etwas mit Nürnberg zu tun haben. Im besten Fall direkt mit Nürnberg. Kunst um der Kunst Willen ist nicht meine Sache. Ich möchte möglichst viele Menschen für das Thema interessieren und auch die Resonanz ist mir wichtig. Was nur mich als Thema bewegt, ist für die Kolumne zu wenig. Ich greife auch gerne Themen, die in der Zeitung diskutiert werden, auf. Ich gehe auch manchmal mit meinem Notizbuch durch Nürnberg und schreibe auf, was mir auffällt.
NZ: Sie greifen selten menschliche Schwächen auf, sondern stellen gerne grundsätzliche Fragen. Auch nach der Moral von der Geschichte.
Schamberger: Wenn es so ist. (Er lacht.) Ich will auf keinen Fall Menschen beleidigen. Aber manchmal passiert es doch und ich erschrecke dann hinterher. Ich hätte kein Problem, einen Herrn Gauland richtig zu beleidigen. Angst vor der Konfrontation habe ich nicht.
NZ: Verfolgen Sie mit ihrem Schreiben einen bestimmten Zweck? Wollen Sie die Menschen zum Lachen bringen?
Schamberger: Schon. Ich schreibe selten richtig ernsthaft. Nur wenn mich die Wehmut packt. Für den Leser soll aber kein großes Quantum Trostlosigkeit übrig bleiben. Es ist mir lieber, wenn jemand darüber lacht. Den puren Blödsinn mache ich aber nicht mehr. Früher habe ich die Nürnberger manchmal einfach blödeln lassen.
NZ: Sind Sie Vertreter eines speziellen fränkischen Humors?
Schamberger: Das glaub ich nicht. Herbert Hisel, der einer der ersten war, die mit Dialekt erfolgreich geblödelt haben, hat mir einmal gesagt. Du musst eine Pointe haben und die Leute glauben lassen, das war es. Es soll aber keine ganz tolle Pointe sein. Wenn die Menschen schon lachen, dann soll erst die richtige Pointe kommen. Das kann ich aber gar nicht.
NZ: Welche Rolle spielt Ihre Frau?
Schamberger: Meine Frau steht vor mir auf und liest am Montag als erstes das "Umg‘schaut". Dann sehe ich schon an ihrem Gesicht, ob es etwas war oder nicht. Wenn sie sagt, das hast Du richtig gut gemacht, dann schwebe ich.
NZ: Ihre Kolumnen werden im Plauderton vorgetragen, aber sie enthalten sehr viel Wissen, wie gute Texte funktionieren. Arbeiten Sie lange daran?
Schamberger: Am liebsten habe ich schon am Montag oder Dienstag das Thema, über das ich dann am Freitag schreibe. Wenn ich es nicht habe, dann verkrampft mein Denken. Am schlimmsten ist es, wenn ich das Thema der Kolumne erst am Freitag habe und am Sonntag schreibe. Wenn ich eine Idee habe, dann klopfe ich sie ab, ob es jemanden interessieren könnte und wie man es ironisch behandeln kann. Ironie verstehen aber leider nicht alle. Das Nachdenken nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch als das Schreiben. Ich mache mir eine Stoffsammlung über alles, was mir zu dem Thema einfällt. Dass ich das gelernt habe, verdanke ich meinem früheren Deutschlehrer. Nach der Stoffsammlung mache ich eine Gliederung, damit ich nicht zu stark ins Schwafeln komme.
NZ: Haben Sie einen Lieblingstext in dem Buch?
Schamberger: Was ich gerne mag, sind Dialoge mit Sachen. Da ist alles enthalten, was für mich wichtig ist: Ironie, Wehmut, Rückblick und Vorschau. Und nichts Reaktionäres.
Eine Sammlung ausgewählter Glossen von Klaus Schamberger liegt jetzt in Buchform vor. Das Buch "Umg`schaut" ist ab sofort nur in den Geschäftsstellen der Heimatzeitungen sowie im Zeitungsshop von NN und NZ in der Mauthalle zum ZAC-Preis von 7,50 Euro erhältlich. Eine Signierstunde mit Schamberger gibt es am 24. 11., in der Geschäftsstelle Erlangen, Hauptstraße 38, von 10 bis 12 Uhr. Eine weitere Signierstunde findet in der Geschäftsststelle Mauthalle, Hallplatz 2, in Nürnberg, am 8. Dezember zwischen 11 und 13 Uhr statt.
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