Klettern und Bouldern: Immer mehr Hallen in der Region

3.5.2019, 11:22 Uhr

Rote, blaue und gelbe Griffe ragen aus der Wand in der Kletterhalle des DAV-Zentrums Neumarkt heraus, die sich 14 Meter hoch bis zur Decke erstreckt. Jede Farbe markiert eine Route, die ein Kletterer hochsteigen kann. Insgesamt sind es rund 130 verschiedene Kletterrouten. Manche davon einfacher, manche schwerer.

Seit dem 1. September ist die Kletter- und Boulderhalle der Sektion Neumarkt des Deutschen Alpenvereins geöffnet. Über 1100 Quadratmeter Kletterfläche stehen den Besuchern zur Verfügung. Dazu kommt eine kleinere Halle mit rund 300 Quadratmetern Boulderfläche, also einer Fläche bei der auch ohne Sicherung geklettert werden kann. "Bislang gab es in der näheren Umgebung noch kein solches Angebot. Man musste also vor allem im Winter, wenn man nicht draußen klettern kann, sehr weit fahren", erzählt der Vorsitzende der Neumarkter DAV-Sektion Karl Gottschalk. Die Mitglieder entschieden deswegen 2014, eine Halle in der Kreisstadt zu bauen.

Neben Klettern für Erfahrene und weniger Erfahrene, bietet der DAV Neumarkt diverse Kurse für Schulen, Senioren oder Familien an, kooperiert zudem mit Firmen und sozialen Einrichtungen. Mit der bisherigen Besucherzahl seien sie "verhältnismäßig zufrieden". Nach nur sechs Monaten, könne man dazu aber noch nicht mehr sagen, so Gottschalk.

Vor allem Bouldern liegt aktuell stark im Trend

Die frisch gebaute Halle in Neumarkt ist nicht die einzige neue des DAV. In Hersbruck öffnete die dortige Anlage im Dezember vergangenen Jahres, in Erlangen laufen derzeit die Planungen der dortigen DAV-Sektion für einen weiteren Bau. Neben Klettern findet vor allem Bouldern immer mehr Anhänger. Dabei wird zwar ebenfalls geklettert, allerdings nur bis zu einer Höhe von 4,5 Metern; dafür aber ohne Seil und Sicherungsgurt. In Neumarkt hat man für die Boulder-Begeisterten ebenfalls einen eigenen Raum eingerichtet. Der Boden ist dort mit einer 30 Zentimeter dicken Matte ausgelegt; wer fällt, fällt also weich.

Trotzdem setzt man hier den Fokus eher aufs Klettern: "Das ist ja auch mehr am Alpinen dran und spiegelt unseren Vereinszweck wieder“, erklärt der Leiter der Halle und Ausbildungsreferent Achim Fischer. Bouldern sei zudem zwar gerade stark im Trend, Seilklettern sieht er trotzdem eher als langfristiger an. "Wie das mit den Trends so ist, man weiß nicht, wie lange sie anhalten", fügt Gottschalk hinzu.

In Langenzenn, im Landkreis Fürth, läuft unterdessen die Planung für ein städtisches Boulderprojekt. Dort soll, "hoffentlich noch in diesem Jahr", ein kostenlos nutzbarer Freiluftfelsen entstehen, an dem gebouldert werden kann, erklärt CSU-Stadtrat und Jugendbeauftragter Christoph Reuther die Pläne. Mitten in der Innenstadt, hinter dem Kloster, soll der rund 20 Meter breite und rund drei Meter hohe Felsen gebaut werden. "Wir wollen damit in der Innenstadt einen Platz für Jugendliche schaffen, wo sie sich da auch gerne aufhalten." Sobald der Felsen stehe, müssten die Boulderfans auch nicht mehr extra weiter weg fahren, sondern könnten kostenlos die Möglichkeiten in der eigenen Stadt nutzen. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch EU-Gelder.

Eben diese alternativen Angebote sowie die zunehmende Anzahl an Hallen in der Region, sehen einige Anbieter von Kletter- und Boulderhallen kritisch. In Forchheim betreibt Albrecht Waasner seit 15 Jahren die Magnesia-Halle. Auf 400 Quadratmeter Grundfläche bietet er eine große Kletterfläche und einen kleineren Boulderbereich. So viele Sportler wie zu Anfangszeiten zieht die Halle heutzutage nicht mehr an. Gründe dafür gibt es seiner Meinung nach mehrere: "Klettern am Seil ist nicht mehr attraktiv wie früher, weil man da auch erst Zeit für die Ausbildung investieren muss." Beim Bouldern sei man zudem flexibler, weil man keine zweite Person zur Sicherung brauche. Die steigenden Anzahl an Hallen ist für sein Geschäft ebenfalls ein Problem: "Mit jedem Neubau fehlen mir natürlich mehr Kunden."

Dass Bouldern gerade ein großer Trend ist, darin sind sich alle Betreiber einig. Ein Ende des Booms ist also erst einmal nicht absehbar.

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