Kliniken sollen wegen Corona entlastet werden: Kommt das Böllerverbot jetzt auch in Deutschland?
16.11.2020, 14:27 UhrSilvester ist nicht für alle ein Grund zum Feiern. Während Millionen Deutsche das neue Jahr begrüßen und begießen, sind Rettungsdienst, Feuerwehr und Krankenhauspersonal die ganze Nacht im Dauereinsatz. In Großstadtkrankenhäuser werden in dieser Nacht jeweils zwischen 50 und 60 Patienten mit teils schwersten Verletzungen eingeliefert, hat die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie sowie für Orthopädie und Unfallchirurgie ermittelt.
Wegen Corona: Böllerverbot an Silvester auch in Deutschland?
Knochenbrüche, Verbrennungen und fehlende Finger - all das möchte sich unser Nachbarland, die Niederlande, an Silvester gerne ersparen. Denn die Krankenhäuser laufen wegen der anhaltenden Corona-Pandemie sowieso bereits auf Volllast, bei Ärzten und Pflegern häufen sich die Überstunden, die Intensivstationen sind mancherorts bereits belegt. Ein Silvester ohne Raketen - ist das auch eine Möglichkeit in Deutschland?
Auch hierzulande gibt es erste Stimmen, die eine Einschränkung befürworten. Auf Twitter fordert die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, ein Böllerverbot für die Hauptstadt. Die Partei schlägt stattdessen eine Alternative vor: „Wenn vor Ort zentrale Feuerwerke so organisiert werden, dass größere Menschenansammlungen ausbleiben und Abstandsregeln eingehalten werden, können diese eine sinnvolle Alternative zur Böllerei auf öffentlichen Plätzen und Straßen sein“, sagte Landtagsfraktionschefin Verena Schäffer der Rheinischen Post.
Einfach mal #Silvester und #Verletzte googeln:
— Antje Kapek (@Antje_Kapek) November 14, 2020
•Verletzte & Schwerverletzte
•Pulverisierte Hände
•Angriffe auf Polizei, Feuerwehr, Sanitäter
•Großeinsatz der Reinigungsbetriebe
Unsere Krankenhäuser haben schon #COVID19. Das reicht.
Deshalb #stayathome und #Feuerwerksverbot
Corona in Nürnberg und der Region: Das ist der aktuelle Stand
Kein Feuerwerk wegen Corona: Klinik-Chef spricht sich dafür aus
Kein Feuerwerk wäre eine echte Hilfe, findet auch der Chef, der Uniklinik Essen, Professor Jochen Werner. Er fordert ein Verbot größerer Feiern und eine Diskussion darüber, ob es Raketen in diesem Jahr wirklich brauche. Krankenhäuser sollten nicht noch zusätzlich belastet werden, sagte er dem Unternehmermagazin DUB.
Die Deutsche Umwelthilfe spricht sich seit Jahren für ein Verbot aus - und verschärft wegen Corona ihren Apell nochmals. Sie beruft sich dabei auf eine Studie, die unter anderem vom Max-Planck-Institut herausgebracht wurde. Demnach sei eine hohe Luftverschmutzung bei einem Viertel der Corona-Toten mitverantwortlich gewesen.
CDU-Politiker spricht sich gegen Verbot aus: "Niemand will des Jahreswechsel verbieten"
Keine großen Partys, aber wenigstens ein Feuerwerk: Die Regierungsfraktionen von CDU und FDP im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen wollen hingegen, dass Silvester trotz Corona-Pandemie mit Böllern, Raketen und zumindest im kleinen Kreis gefeiert werden kann.
Corona: Mit jedem Erkältungssymptom in häusliche Quarantäne?
„Seit Monaten werden wir in der Politik gefragt, was wir alles absagen wollen oder eher müssen - Bundesliga, Festivals, Sankt Martin, Karneval“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Peter Preuß, der Rheinischen Post. „Ich kann Ihnen versichern: Niemand will den Jahreswechsel verbieten.“
Silvester wird wegen Corona anders: "Große Partys können wir uns aus dem Kopf schlagen"
Christof Rasche, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion, sprach sich gegen ein Feuerwerksverbot, wie es in den Niederlanden geplant ist, aus. „Privates Feuerwerk und Böllern zu verbieten, wäre aus Sicht der FDP-Landtagsfraktion überzogen.“
Auch der Städte- und Gemeindebund NRW sprach sich gegen ein generelles Verbot von Feuerwerken und Böllern zu Silvester aus. „Natürlich müssen wir in Corona-Zeiten sehr genau hinschauen, was an Silvester möglich ist“, sagte Präsident Roland Schäfer der Deutschen Presse-Agentur. „Große Partys können wir uns aus dem Kopf schlagen, soviel ist sicher. Aber deswegen sollten wir nicht direkt landesweit das Abbrennen von Feuerwerk verbieten.“
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