Fälle in der Region

Krankhaftes Sammeln von Tieren: Animal Hoarding nimmt weiter zu

28.12.2019, 05:55 Uhr
Die Aufnahme zahlreicher, oft kranker Tiere aus Animal-Hoarding-Fällen bringt die Tierheime vielfach an ihre Grenzen.

© Deutscher Tierschutzbund Landesverband Bayern e.V. Die Aufnahme zahlreicher, oft kranker Tiere aus Animal-Hoarding-Fällen bringt die Tierheime vielfach an ihre Grenzen.

Das krankhafte Sammeln von Tieren nimmt weiter zu. Laut dem Deutschen Tierschutzbund, der seit 2012 bundesweit bekannt gewordene Fälle auswertet, hat sich ihre Zahl seitdem mehr als verdoppelt – und erreichte 2018 einen neuen Höchststand. Im Vorjahr dokumentierte der Verband 59 Animal-Hoarding-Fälle mit insgesamt 3888 betroffenen Tieren. Von einer hohen Dunkelziffer sei auszugehen. "Obwohl unsere Auswertung zeigt, wie relevant die Problematik hierzulande ist, ist das Phänomen Animal Hoarding leider bisher wenig bekannt", sagt Moira Gerlach vom Deutschen Tierschutzbund.


"Animal Hoarding": Wenn Tierliebe zur Krankheit wird


Auch in Nürnberg gibt es immer wieder Fälle von Animal Hoarding. Jüngst wurden aus einer Zwei-Zimmer-Wohnung in der Südstadt 43 Katzen befreit. Die Nürnbergerin ist beim Veterinäramt als Tiersammlerin bekannt, bereits im Jahr 2011 wurden über 60 Katzen aus ihrer Wohnung geholt.

Die jüngste Räumung ist in Nürnberg und Fürth einer von sechs Fällen in diesem Jahr. Die insgesamt 184 Tiere kamen ins Nürnberger Tierheim: 68 zum Teil trächtige Katzen (mit 31 Kitten in Folge), 80 Ratten, 14 Hunde sowie 22 Vögel. "In der Versorgung solcher Tiere sind wir ja leider schon geübt", sagt die stellvertretende Leiterin Miriam Bader. Doch die Platz- und Personalkapazitäten sowie der finanzielle Aufwand seien hochproblematisch. "Die Tiere sind meistens in keinem guten Zustand und benötigen eine besondere tierärztliche und pflegerische Aufmerksamkeit." Auch die Vermittlung gestalte sich schwierig, da "die Tiere oft Folgeschäden mit sich tragen – sowohl psychischer als auch physischer Natur".

Allein in Nürnberg sind ein Ehepaar und sechs Frauen im Alter von 40 bis 70 Jahren aktenkundig. Alles Wiederholungstäter. Trotzdem wird auch bei ihnen nur "nach Anlass kontrolliert", so Amtstierärtzin Daniela Rickert – also erst dann, wenn das Tierleid so groß ist, dass geräumt werden muss. "Ohne einen konkreten Verdacht überprüfen wir nicht", fährt sie fort. Das sei rechtlich schwierig, zudem habe die Behörde durch die angespannte Personalsituation dafür keine Kapazitäten. Denn: "Fälle von vernachlässigten Tieren gehen bei uns quasi täglich ein."


Völlig abgemagerte Hunde aus Fürther Wohnung gerettet


In Nürnberg sind vor allem Kaninchen und Meerschweinchen sowie Katzen die Opfer von Animal Hoardern. Die Räumung mit den meisten Tieren war jene mit über 200 in Käfigen eingepferchten Ratten, die in einer Wohnung zurückgelassen und nur Dank aufmerksamer Nachbarn entdeckt wurden. Wer solche Geschehnisse beobachtet, sollte sofort das zuständige Tierheim oder Veterinäramt informieren.

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