Kuh Yvonne: „Die ganze Region ist bedeppert“
18.8.2011, 16:50 UhrMit Hubschrauber und Wärmebildkamera, Geländewagen und rund einem Dutzend Helfern hat der Tiergnadenhof Gut Aiderbichl am Donnerstag bei Zangberg im Landkreis Mühldorf am Inn die Suche nach Kuh Yvonne fortgesetzt. Der Helikopter des Radiosenders Antenne Bayern überflog am Donnerstag zwei Stunden lang das Gebiet – doch Yvonne blieb wie vom Erdboden verschluckt. Die Tierschützer fanden immerhin frische Spuren: einen maximal einen Tag alten Kuhfladen und einen – offenbar kurz zuvor – umgerannten Zaun.
Der Zangberger Jagdpächter und Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdverbandes, Erich Loserth, nennt den ganzen Einsatz „Klamauk“ und fügt an: „Die ganze Region ist bedeppert.“ Die Yvonne-Fangemeinde im Internet wächst unterdessen weiter. Schon gibt es T-Shirts mit der Forderung „Esst mehr Gemüse! Freiheit für Yvonne“, und es gibt die ersten Yvonne-Lieder. „Hey Yvonne, du wuide Kuh, lebst im Wald, wuist nur dei Ruh“, singt etwa die Gruppe „Gnadenkapelle“. „Der Aufmarsch im Wald ist mittlerweile total daneben“, sagt Jagdpächter Loserth.
Einfach mal in Ruhe lassen
Rehe blieben – ähnlich wie die Kuh – im Dickicht und ließen sich nicht mehr blicken. „Wo ich mich hinsetze im Wald - ich sehe kein Reh“, sagt er. „Es ist eine Unverschämtheit den Tieren gegenüber. Es stört mich, wenn ich das ganze Jahr versuche, ein ruhiges Leben für die Tiere zu ermöglichen – und dann kommt sowas.“ Um die Kuh zu fangen, solle man sie ein paar Wochen in Ruhe lassen, bis sie wieder einen festen Platz habe, und sie dann betäuben. Bei einem Fangversuch könnte sie aggressiv reagieren. „Ich gehe davon aus, dass sie dann extrem gefährlich sein kann“, sagte Loserth.
Die Kuh mit den Ochsen Ernst zu locken, sei wenig aussichtsreich gewesen. Er selbst habe einen jungen, kräftigen Stier auf einer Zangberger Weide stehen – der habe Yvonne aber überhaupt nicht interessiert. „Der Stier stand wochenlang neben ihrem Platz - und dann bringen sie einen alten Ochsen daher.“
Leikermoser-Heli soll nochmal starten
An Bord des Hubschraubers hatten Radiomoderator Wolfgang Leikermoser und der Geschäftsführer des Gnadenhofs Gut Aiderbichl, Dieter Ehrengruber, nach Yvonne Ausschau gehalten – und laut Antenne Bayern mit der Wärmebildkamera auch rote Punkte entdeckt: Leben im Wald. „Sie haben Rehe gesehen und Hasen – aber die Kuh haben sie nicht gesehen“, sagte Aiderbichl-Sprecherin Britta Freitag. Dafür aber wurde am Boden ein maximal einen Tag alter Kuhfladen entdeckt. Knapp ein Dutzend Helfer durchstreifte den Wald, zwei Geländewagen und ein Quad waren unterwegs. Dann schließlich entdeckten die Aiderbichler einen umgerannten Wildtierzaun. „Ein Reh kann da nicht durchlaufen. Es kann nur die Kuh gewesen sein“, sagte Gutsverwalter Hans Wintersteller. „Ich bin vorher mit dem Quad durchgefahren, da war der Zaun noch nicht defekt.“
Was Yvonne derart aufgeschreckt haben könnte, wisse er nicht. Für Loserth hingegen ist klar, dass die Aktion der Aiderbichler sie verschreckt hat – mit Hubschrauberlärm und Geländewagen im Wald. Ein Ende der Suche ist indes nicht absehbar. Gut Aiderbichl will in den nächsten Tagen eventuell Yvonnes ausgewachsenes Stierkalb Friesi heranbringen, das sie locken soll. Auch der Antenne-Hubschrauber soll noch einmal starten.
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