NN/NZ-Klinikcheck
Künstliche Hüfte: Hier wird am besten operiert
11.9.2021, 06:14 UhrIm Vergleich von 24 Krankenhäusern im Großraum zeigt das Malteser-Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen die besten Qualitätsergebnisse. In der Kategorie der Bestplatzierten im Ranking unseres Projekts NN/NZ-Klinikcheck folgen die Kliniken Dr. Erler in Nürnberg, das Klinikum Ansbach sowie das Krankenhaus Schwabach.
Warum kann sich das Hüftgelenk so abnutzen, dass es ersetzt werden muss?
Es gibt viele mögliche Ursachen dafür, dass die Knorpelschicht in dem an hohe Lasten gewöhnten Kugelgelenk mit den Jahren dünner und rissig wird – der Fachbegriff lautet Arthrose. Prof. Dr. Thomas Tischer, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie am Waldkrankenhaus Erlangen, zählt sie auf: Neben allgemeiner Veranlagung können das Unfälle und Sportverletzungen sein, rheumatische Entzündungen oder angeborene Fehlstellungen (Hüftdysplasie). Auch Infektionen im Gelenk oder die Hüftkopfnekrose, ein Absterben des Knochens durch Minderdurchblutung, führen zu Arthrose.
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Lässt man in der Statistik geburtshilfliche Eingriffe außen vor, ist der Hüftgelenkersatz die vierthäufigste Operation in Deutschlands Krankenhäusern. In etwa einem Viertel der Fälle ist ein akuter Oberschenkelhalsbruch der Anlass; diese Fälle betrachtet der Klinikcheck nicht. Das vom Malteserorden getragene Waldkrankenhaus setzt jährlich etwa 460 Hüftgelenke aus den verschiedenen Gründen ein, dazu kommen knapp 50 Operationen, bei denen ein Hüftimplantat ausgetauscht wird.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die künstliche Hüfte?
Chefarzt Tischers einfache Antwort: "Wenn die Lebensqualität der Patienten durch die Beschwerden deutlich eingeschränkt ist." Dazu kommen objektive Kriterien: Röntgenbilder und Untersuchungen müssen einen fortgeschrittenen Gelenkverschleiß erkennen lassen. Auch soll eine konservative Behandlung ausprobiert worden sein: Abbau von Übergewicht, Bewegungs- und Schmerztherapie. Manche Menschen kommen damit jahrelang zurecht. Die Bewegungseinschränkung werde schließlich höchst individuell empfunden, je nach Alter und Lebenswandel: "Der eine leidet darunter, nur noch eine halbe Stunde auf den Beinen sein zu können, den anderen stört es nicht."
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Die neueste ärztliche Leitlinie betont ebenfalls sehr den Faktor Lebensqualität bei der Entscheidungsfindung. "„Ein Röntgenbild allein ist noch kein Grund zu operieren“, sagt Tischer. Jahrelange Schmerzen müsse niemand aushalten.
Wie lange dauert die Regeneration?
Bereits am Tag nach der Operation stehen die Patienten aus dem Bett auf, schildert der leitende Oberarzt Dr. Torsten Elbracht. "Unsere Physiotherapeuten beginnen mit ihren standardisierten Programmen. Wir mobilisieren früh, um Risiken wie Lungenembolien und Thrombosen zu minimieren." Die Patienten bleiben zwischen sieben und zwölf Tagen im Waldkrankenhaus. Danach folgt eine dreiwöchige stationäre oder ambulante Reha. Für ältere Menschen, die sich zu Hause nicht gut versorgen können, kommt die geriatrische Rehabilitation des Krankenhauses auf.
Der Klinikcheck kann keine Aussagen über den Langzeiterfolg der Operation treffen. Was lässt sich heute über Hüftprothesen sagen?
Das Etikett "Operation des Jahrhunderts" sei beim Hüftgelenk-Ersatz tatsächlich passend, findet Tischer. Die Daten aus den Endoprothesen-Registern der vergangenen zwei Jahrzehnte würden zeigen: "Der Eingriff gibt Patienten sehr viel Lebensqualität zurück. Unbeschwerte Alltagsaktivität wird wieder möglich, teilweise sogar Sport." Die Standzeiten, wie die Haltbarkeit des Kunstgelenks auch heißt, sind hoch. Nach 20 Jahren tragen noch 90 Prozent der Operierten ihr ursprüngliches Implantat.
Die Werkstoffkunde hat Hüftgelenkimplantate so stark verbessert, dass sie kaum noch Abrieb machen. "Es gab aber auch Materialkombinationen, die sich nicht bewährt haben, etwa aus Metall auf Metall." Tischer und Elbracht setzen daher auf "moderne, aber zuverlässig bewährte Materialien. Ob der Hautschnitt einen Zentimeter kürzer oder länger ist, spielt für das Ergebnis langfristig keine Rolle." Dagegen entscheide das "muskelschonende Operieren in der Tiefe" viel über die Regeneration. Robotersysteme erzielten hier noch keinen Vorteil. "Da war der Knochen zwar exakt gefräst, aber der Weichteilschaden nicht unerheblich."
Im Klinikcheck darf es bei der planbaren Hüftoperation möglichst selten zu Komplikationen (etwa Wundheilungsstörungen, Thrombosen, Blutergüsse, Herz-Kreislauf-Probleme, Knochenbrüche) und Nachoperationen kommen. Bewertet wird auch, ob die Notwendigkeit zur Operation geprüft wurde, ob Sturzprophylaxe erfolgte und die Patienten bei der Entlassung erwartbar gut beweglich waren. Was tut die Siegerklinik dafür?
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Das Waldkrankenhaus ist seit 2013 als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung zertifiziert –das Gütesiegel garantiert bestimmte Abläufe und Strukturen. Zum Beispiel müssen die Hauptoperateure mindestens 50 Eingriffe dieser Art im Jahr durchführen. Der Chef- und der Oberarzt schwören aber auch auf Teamarbeit zwischen den Abteilungen: "Gerade die Gruppe, die zu Komplikationen neigt – ältere Menschen, die Grunderkrankungen haben und viele Medikamente einnehmen – wird bei uns gut mitbetreut von Physiotherapeuten und Geriatern."
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Bei der Operation selbst sei die möglichst kurze Dauer von unter einer Stunde essenziell. Dies hilft Infektionen zu vermeiden. "Die sind zum Glück sehr selten, aber im Einzelfall schwerwiegend."
Wenn eine Seite der Hüfte wegen Arthrose operiert wird – wird dann die Gegenseite auch fällig?
Das kann viele Jahre dauern, aber: Die Mehrheit der Betroffenen kommt im sechsten oder siebten Jahr nach dem ersten Implantat wieder, weil auch die zweite Seite so weit ist, beobachtet Torsten Elbracht. "Wenn die erste Seite nach der OP beschwerdefrei wird, merkt man oft die zweite, noch weniger betroffene Seite deutlich stärker."
Kann man der Hüftarthrose vorbeugen oder lässt sich diese Veranlagung nicht aufhalten?
Übergewicht zu reduzieren bringe oft einen Effekt, wenn auch nicht so deutlich wie bei Kniearthrose, berichten die beiden Mediziner. Auch wer Sportverletzungen vermeidet, senkt die Wahrscheinlichkeit für Gelenkverschleiß. Mehr in den Fokus der Orthopädie rückte zuletzt als Risikofaktor das "Impingement", eine mechanische Blockade des Hüftgelenks durch einen verengten Gelenkspalt. Bei jüngeren Menschen empfehle es sich, dieses Problem durch gelenkerhaltende, minimalinvasive Eingriffe per Arthroskopie zu beheben. Das kann dem späteren Gelenkverschleiß vorbeugen und die Endoprothese lange hinauszögern.
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Die nächste Folge des Klinikchecks am 18. September 2021 befasst sich mit Leistenbruch-Operationen.
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