80 Angestellte betroffen

Kurz vor Weihnachten: Fränkisches Traditionsunternehmen nach über 60 Jahren insolvent

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

12.12.2023, 07:48 Uhr

Es ist ein schwerer Schlag kurz vor Weihnachten für 80 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im fränkischen Kulmbach. Die Gienanth Zaigler MBA GmbH kann auf eine mehr als 60-jährige Erfahrung zurückblicken. Jetzt ist das Unternehmen jedoch auch offiziell zahlungsunfähig. Konkret gehört das Werk zur Gienanth-Gruppe mit Sitz in Eisenberg (Pfalz), die sich auf die Herstellung und Veredelung hochwertiger Eisengussteile im Maschinen- und Handformverfahren spezialisiert hat. Eben jene Gienanth GmbH, eine Kerngesellschaft der Gießerei-Gruppe, stellte am 27. November 2023 beim Amtsgericht Kaiserslautern einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung.

Diesen Vorgang bestätigen die Insolvenzverwalter Schultze & Braun nun auch öffentlich in einer Pressemitteilung. Wenige Tage später, am Freitag, den 1. Dezember 2023, dann eine weitere Meldung: Zaigler aus Kulmbach befinde sich ebenfalls in einem vorläufigen Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Laut Schultze & Braun sein dort derzeit 80 Menschen angestellt.

Jetzt haben sich die Verantwortlichen auch noch einmal ausführlicher zur Situation geäußert. Demnach hätten "finanzielle Einbußen durch die Auswirkungen der geopolitischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Krisen" die Gienanth-Gruppe in den abgelaufenen Geschäftsjahren arg gebeutelt. Weil auch durch die weltweite Covid-19-Pandemie Lieferketten "erheblich gestört und die Verfügbarkeit wichtiger Einzelteile deutlich eingeschränkt" wurden, mussten vor allem Kunden aus der Automobilindustrie wegen der mangelnden Verfügbarkeit ihre Produktionen drosseln. Diese Einzelheiten gab Gienanth-Geschäftsführer Stephan Vrublovsky am 27. November bekannt.

Gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie hätten ebenfalls zu einer negativen Entwicklung beigetragen. Auch von Sanktionen gegen Russland im Zuge des Angriffskrieges gegen die Ukraine sei man betroffen gewesen, da man "größere Aufträge nicht mehr ausführen" konnte, die für den russischen Markt bestimmt waren.

Nun sei man nach einer Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass vier weitere Gesellschaften ebenfalls Anträge stellen sollen. Konkret betreffe das die Gienanth Group GmbH und Gienanth Sales GmbH (beide Eisenberg), die Fronberg Guss GmbH (Schwandorf) sowie eben Gienanth Zaigler aus Kulmbach.

Wie geht es weiter?

Die wohl wichtigste Frage: Wie geht es für die 80 Angestellten in Franken, aber auch der anderen Gesellschaften, nun weiter? So sollen alle Mitarbeitenden der vier betroffenen Gesellschaften über das Insolvenzgeld bis einschließlich Januar 2024 abgesichert sein. Danach komme Gienanth wie bisher für Löhne und Gehälter auf, heißt es aus dem Unternehmen dazu weiter. Ebenso werde der Geschäftsbetrieb in allen Teilen der Gruppe in vollem Umfang aufrechterhalten bleiben. So oder so – es bleibt eine Hiobsbotschaft so kurz vor Weihnachten für alle Angestellten der vier betroffenen Gesellschaften.