Die Fakten zur Stromtrasse durch das Nürnberger Land
17.1.2014, 16:04 UhrWarum ist die Trasse durch das Nürnberger Land die bevorzugte?
„Wir versuchen, den Weg mit den wenigsten Betroffenheiten zu finden“, erklärt der Pressesprecher von Amprion, Andreas Preuß. Dazu hat der Netzbetreiber eine sogenannte „Raumwiderstandsanalyse“ durchgeführt, in der der Schutz von Menschen, Tieren, Pflanzen, Gewässern und dem Landschaftsbild im Vordergrund stehen. Als „betroffen“ gilt aber nur, wer oder was sich direkt im sogenannten Schutzstreifen befindet. „Und der kann auch so verlaufen, dass es in einem eigentlich dicht besiedelten Gebiet weniger Betroffene gibt, als wenn in einem dünn besiedelten Gebiet zehn Bauernhöfe überspannt werden müssten“, so Preuß.
Gibt es einen Mindestabstand zur Wohnbebauung?
Nein. Da in Deutschland bislang keine Gleichstromtrasse über Land führt, gibt es auch keine festen Grenzwerte. Lediglich einen sogenannten Schutzstreifen von insgesamt 70 Metern Breite – 35 auf jeder Seite – soll es geben. Denn bei starkem Wind können die Leitungen in Schwingung geraten. „Hier wird der weiteste Punkt angenommen, zu dem die Leitungen ausschwingen können, und noch ein zusätzlicher Sicherheitsabstand einkalkuliert“, erklärt Preuß. Ist dies gewährleistet, könne theoretisch auch direkt unter der Trasse gebaut werden, auch wenn das heute kaum noch gemacht werde.
Warum ist der Korridor, in dem die Leitung verlaufen soll, zurzeit noch einen Kilometer breit?
Es steht noch nicht fest, wo genau die Masten aufgestellt werden und wie die Leitungen am besten verlaufen könnten. Erst wenn die Trasse definitiv ausgewählt ist, beginnen die genauen Standortplanungen. Deshalb hat Amprion bisher nur einen etwa 1000 Meter breiten Korridor festgelegt.
Wie hoch sind die Strommasten und wie weit stehen sie auseinander?
Auch das hängt stark von der Streckenführung ab. Die Masten sind zwischen 50 und 75 Meter hoch, je nach den Gegebenheiten vor Ort. Sie werden laut Preuß wohl zwischen 300 und 450 Meter voneinander entfernt stehen. Macht die Trasse allerdings einen Knick oder muss eine Autobahn überspannt werden, könnten die Masten auch näher beieinander stehen. Generell gilt: „Je höher ein Mast, desto weiter kann der nächste entfernt sein“, so der Pressesprecher.
Geht von den Stromleitungen eine Gesundheitsgefährdung aus?
„Aus Sicht von Amprion nicht“, sagt Preuß. Er räumt ein, dass es etwa eine Studie der Universität Mainz gibt, bei der die Forscher herausgefunden haben wollen, dass sich die Leukämie-Fälle bei Kindern häufen, wenn sie elektromagnetischen Feldern ausgesetzt sind – „aber es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege dafür“. Zudem sei die elektromagnetische Strahlung in einem normalen Haushalt ähnlich hoch.
Wie hoch ist der Grenzwert für die elektromagnetische Strahlung, die die Leitung abgeben darf?
Das muss erst noch errechnet werden. Denn wieder gilt: Erfahrungswerte für Gleichstromleitungen gibt es in Deutschland noch nicht. Bei Wechselstromleitungen gelten europaweit 100 Mikro-Tesla als Grenzwert, der nicht überschritten werden darf. In Holland hat das Umweltministerium die Empfehlung ausgesprochen, dass der Wert in 100 Meter Entfernung von der Leitung nicht mehr als 0,5 Mikro-Tesla überschreiten darf. Generell ist die Strahlung da am höchsten, wo die Leitung am nähesten zum Boden verläuft. Hier sollen in Deutschland auch die Grenzwerte bestimmt werden. „In 100 Meter Entfernung misst man kaum mehr etwas“, sagt Preuß.
Wie geht es nun weiter?
Zunächst will Amprion die Bevölkerung informieren. Die für das Nürnberger Land relevante Veranstaltung findet (wie berichtet) am 29. Januar, von 19 bis etwa 21.30 Uhr in der Meistersingerhalle in Nürnberg statt. Außerdem wird ein Antrag für das Planfeststellungsverfahren bei der Bundesnetzwerkagentur eingereicht, die dann auch entscheidet, welche Strecke am Ende realisiert wird. Hier dürfen sich auch die Bürger, Landkreise und Kommunen beteiligen und ihre Bedenken äußern. Ein solcher Prozess kann Jahre dauern. Der Netzwerkbetreiber rechnet frühestens 2017 mit dem Baubeginn. Eines steht allerdings fest: Die Stromtrasse soll bis 2022 fertig sein – so die Vorgabe der Politik.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen