Laufer Wehranlage: Im Ursprung Burg, im Volksmund Schloss
9.9.2014, 08:19 UhrLag doch bereits dem Gründer des Laufer Stadtarchivs und „Entdecker des Wappensaals“ August Rebmann diese Thematik besonders am Herzen. Die amtierenden Laufer Stadtarchivarin Ina Schönwald erklärt im folgenden Artikel den Unterschied zwischen Schloss und Burg:
In den „Nürnberger Nachrichten“ erschien am 14. Mai 1949 ein kleiner Artikel: „Unter Führung von Studienrat August Rebmann fand für die Mitglieder des Bayerischen Lehrervereins…ein Besichtigung der unter dem langläufigen Namen „Wenzelschloß“ bekannten Laufer Burg statt. Schon der Name gab dem Vortragenden Veranlassung zu längeren Ausführungen, in denen er nachwies, dass es sich hier um eine befestigte Anlage, eine ausgesprochene Wasserburg handelt und die Forderung nach Wiedereinführung des einzig richtigen Begriffes „Burg“ erhob, was insbesondere von den Schulen aus geschehen könnte.“
Fahndet man in den Urkunden und Akten des Laufer Stadtarchivs nach den historischen Bezeichnungen für das Laufer Wahrzeichen, so fällt auf, dass sich die Bezeichnung „Schloss“ erst in der Neuzeit findet. Ein Laufer Häuserbuch aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, das die Lage der städtischen Anwesen in Beziehung zum Wehrbau beschreibt, verwendet ausschließlich den Begriff „Schloss“. Ebenso findet sich im Pflichtenbuch aus dem Jahr 1738 der Begriff „Schloss“.
Repräsentatives Gebäude
Ganz anders verhält es sich mit den von alters her zur Herrschaft gehörenden Anwesen, diese werden als „Burglehen“ bezeichnet. Wann also wurde im Sprachgebrauch der Laufer aus der „Burg“ Kaiser Karl IV. ein „Schloss“ – und dann gar noch ein „Wenzelschloss“.
Hier gilt es zurückzublicken bis in die Zeit, in der die Reichsstadt Nürnberg im Zug des Landshuter Erbfolgekriegs 1504, ihr Landgebiet erweitern konnte. Auch Lauf und die Laufer Burg zählten nun zum Nürnberger Landbesitz und natürlich sollte das repräsentative Gebäude auf der Pegnitzinsel der Wohn- und Amtssitz des Nürnberger Pflegers, des reichstädtischen Stadtoberhaupts in Lauf werden. Der Krieg hatte das trutzige Bauwerk wohl weitgehend verschont. 21 Jahre später hat sich die Situation geändert: Der Pfleger meldet dem Rat nach Nürnberg, dass die Gebäude „so böse“ wären, „dass dies nicht mehr zu bessern sei“. Teile der Burg drohten einzustürzen. Der Landbaumeister Paulus Behaim bestätigt diese Aussage.
Besonders der ehemalige Bergfried der Burg – das Bauelement, das eine Burg des 12. Bis 14. Jh. kennzeichnete - scheint schwer ruinös gewesen zu sein. Der im Westen gelegene Bergfried (Richtung Wasserbrücke) der Laufer Burg mit seinem dickeren Mauerwerk, war wie auch andernorts unbewohnt, diente als Ausguck, als letzter Rückzugsort und umfasste im Untergeschoß ein Verlies.
Die Reichsstadt entschloss sich , Dach und Obergeschosse des Bergfrieds abzubrechen und auf den unteren Geschossen die Pflegerwohnung neu aufzubauen. Eine Wohnstube und zwei Kammern, mit Küche, Bad und Abtritt als angemessene Behausung für den reichstädtischen Beamten entsprachen seinem Status in der Landstadt. Anstatt des ehemaligen Zeltdachs erhielt der „geköpfte“ Turm nun ein Satteldach. Mit dem südlichen Torturm in der Mitte hatte die Anordnung der Gebäude nun zumindest von Süden eine gewissen Symmetrisierung, wie sie bei Schlossanlagen üblich ist, erfahren. Das typisch charakteristische Aussehen einer Burg war ab diesem Zeitpunkt eingebüßt.
Verstärkt wurde die Prägung des Gebäudes noch zusätzlich im vom Absolutismus geprägten, repräsentationssüchtigen 17. Jahrhundert. Zwischen 1678 und 1680 wurden Wohnung und Amtsräume des Pflegers neuerlich erweitert und umgebaut. Die prachtvolle Stuckdecke des Amtszimmers, die wohl um 1700 vom Nürnberger Stukkateur Donato Polli geschaffen wurde, vervollständigte nun im Inneren den Charakter eines Repräsentationsbaus, wie ihn das Schloss als Bauaufgabe der Neuzeit erfüllte.
Besonders ausgeschmückt
Es war der Pfleger Ulman Stromer, der den Nürnberger Stadtbaumeister Gottlieb Volckamer darum bat, den in der Reichsstadt tätigen Künstler auch nach Lauf zu beordern. Reichsstädtische Herrschaft und Größe feiern im Programm der Decke in den drei Nürnberger Wappen und dem Reichsadler herrschaftlichen Anspruch. Einem Teil der Burg wurde somit per Definition als „ Gebäude eines Landesherrn mit Wohnfunktion“ der Charakter eines „Schlosses“ attestiert. Möglicherweise wurde diese Bezeichnung im Sinn des Pflegers auch dahingehend gefördert.
Die Toranlage im Süden, als Hauptzugang zur Burg besonders hervorgehoben, wurde in diesem Sinn durch Bildwerke besonders ausgeschmückt. Neben dem böhmischen Wappen, ist es hier das prominente Standbild des Heiligen Wenzel. Er ist durch seine bildliche Darstellung als junger Ritter mit Herzogskrone, langem Haar, Rüstung, Schild und Lanze als Wenzel ausgewiesen. Wenzel verweist auf das Patrozinium der Burgkapelle.
Als Böhmischer Nationalheiliger demonstrierte er über dem Zugang zur Burg territorialen Anspruch und verweist auf den christlich- nationalen Kontaxt des eigentlichen Bauherrn Karl VI. Vor allem aber auf die Burgkapelle und ihren Weihetag am 28. September, dem Fest des Heiligen, das bis zur Reformation noch als „Kirtag“ in reichsstädtischer Zeit im Umgriff der Burg und ihrer Kapelle begangen wurde. Heute hat die „Hämmernkirchweih“ (sie wird heuer am 20./21 September gefeiert) deren Nachfolge angetreten.
Noch in reichsstädtischer Zeit hatte der Torturm den Namen „Wenntzelsthurm“ inne. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sich die Titulierung im Sprachgebrauch irgendwann auf die gesamte Anlage übertragen. Es ist jedenfalls schön, dass sich die Laufer nun wieder vermehrt mit „ihrem“ Wahrzeichen auseinandersetzen: der Burg Kaiser Karl IV. Ina Schönwald
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