Mann mit Koran platzt in Trauerfeier in Schnaittach

3.2.2017, 16:56 Uhr
Mann mit Koran platzt in Trauerfeier in Schnaittach

© Udo Schuster

Pfarrer Wilfried Römischer beschreibt das, was sich am Mittwochnachmittag in der Schnaittacher Christuskirche ereig­net hat, als "absolute Grenzüber­schreitung", die vor allem die Angehö­rigen des Verstorbenen hart getroffen habe. Sie gipfelte darin, dass der 33-Jährige, der mitten in die Trauer­feier platzte, ihn wüst beschimpfte. "Ich verfluche dich und deine Religi­on", rief er nach Angaben des Pfar­rers.

Dieser stellte Strafanzeige. Ermittelt wird wegen Störung der Religionsausübung und einer Trauer­feier. Der fremde Mann trug drei Bücher unter dem Arm, vermutlich Koranaus­gaben. "Er blieb etwa drei Meter vor mir stehen", erzählt Römischer. Dann verkündete der 33-Jährige, der laut der Laufer Polizeiinspektion vom Westbalkan stammt, aber schon seit Jahren in Deutschland lebt: "Sie Ungläubiger! Ich habe hier etwas zu sagen, das alle hören müssen."

Dem Pfarrer gelang es, sich zwischen den Störer und das Mikrofon zu stellen. Ein Mitarbeiter eines Bestattungsun­ternehmens kam ihm zu Hilfe. Um eine gewalttätige Auseinandersetzung in der Kirche zu vermeiden, machte Römischer dem 33-Jährigen, der bei seiner Festnahme angab, er wollte sei­nen Glauben kundtun, ein Angebot: "Ich habe ihm gesagt: ‚Ich höre Ihnen gerne zu, aber nach der Veranstal­tung‘".

Zwar gab der Mann daraufhin Ruhe und setzte sich, doch dauerte ihm die Sache wohl zu lang. Schließlich fing er nach übereinstimmenden Angaben von Pfarrer und Polizei an, lautstark Verse aus dem Koran zu zitieren. Für Römischer war die Gesprächsgrund­lage damit zerstört. Er ließ die Beam­ten rufen, die den 33-Jährigen nach kurzer Fahndung in der Nähe der Kir­che fassten.

"Übergriffige Missionie­rung hat bei uns keinen Platz"

Er habe sich friedlich gegeben und sei kooperativ gewesen, so Benno Eichinger, stellvertretender Leiter der Laufer Inspektion. Hinweise auf Dro­gen- oder Alkoholkonsum gab es nicht, auch war der Mann nach Ein­schätzung der eingesetzten Beamten kein Fall für die Psychiatrie. Der 33-Jährige ist der Polizei wegen ande­rer Delikte bekannt, gilt jedoch nicht als Islamist. "Diese Art des Umgangs", resü­miert der Pfarrer, "sucht keinen Dia­log, sie will nur verkünden."

Er hat sich entschlossen, offen über den Vor­fall zu reden: "Übergriffige Missionie­rung hat bei uns keinen Platz. Wir dür­fen das nicht unter den Teppich keh­ren." Römischer will nicht bloß aus Furcht schweigen "vor jenen Leuten, für die das ein gefundenes Fressen ist". Er meint damit Fremden- und Islamfeinde. "Es gibt auch Deutsche, die Gottesdienste stören", sagt der 55-Jährige, er selbst hat das schon erlebt.

Gerade in der Flüchtlingshilfe habe er zudem engagierte Muslime kennengelernt, mit denen hervorra­gende Gespräche möglich gewesen sei­en. Das, was der 33-Jährige getan habe, sei hingegen "unverschämt" gewesen. "Sie verletzen Menschen in ihrer Trau­er", so Römischers Entgegnung an den Störer. Glaubt man der Polizei, war dem Mann die Strafbarkeit seines Handelns nicht bewusst.