Ottensoos will Synagoge mit Leben füllen
28.05.2015, 09:16 Uhr
Das Gebäude soll als „Tor zu unserer Ottensooser Geschichte“ dienen, drückt Bürgermeister Klaus Falk es aus. Es soll für alle möglichen kleineren kulturellen Veranstaltungen zur Verfügung stehen, also für Musikaufführungen, Lesungen, Ausstellungen, aber auch für die Erwachsenenbildung. Die Volkshochschule Unteres Pegnitztal wird die Synagoge also auch nutzen, sagt Falk.
Ottensoos ist eine der ältesten Kommunen im Landkreis, um 900 ist die Gemeinde auf einer Urkunde verbürgt. Um 1500 siedelten sich Juden an und wohnten seitdem Seite an Seite mit den Christen, die einen gingen zum Beten in die Kirche, die anderen in die Synagoge. Ursprünglich beteten die jüdischen Frauen getrennt von den Männern auf einer Empore auf drei Seiten des Gebetsraums, in dem auch der Toraschrein stand, erzählt Arnulf Elhardt, der ehemalige evangelische Pfarrer von Ottensoos der PZ. Die Nationalsozialisten setzten dem ein Ende, in der Reichspogromnacht 1938 wurden die letzten rund 15 Juden aus der Gemeinde erst verhaftet und dann deportiert und in ein Konzentrationslager gebracht, die Synagoge wurde verwüstet. Immerhin: Angezündet, wie viele andere in dieser Nacht, wurde sie nicht.
„Im November 1938 ist die Synagoge unter Zwang an die Gemeinde verkauft worden“, erzählt Elhardt. „Nach Kriegsende wurden im Gebetsraum eine Decke und Wände eingezogen, damit mehr Leute darin leben können.“ Ab den 1990er Jahren verfiel das Gebäude zunehmend, bis Falk, der 2002 Bürgermeister der Gemeinde wurde, die Initiative ergriff und sich für eine Sanierung mit anschließender Nutzung einsetzte. „Das gehört zu meinen Aufgaben“, sagt der Rathauschef, schließlich wolle die Kommune Anreize dafür schaffen, dass der Ortskern sich wieder belebt. „Das ist die klare Botschaft: wir als Gemeinde tun was.“
Leben ins Gebäude bringen
Im Jahr 2010 gab es einen Gemeindebrief, die Bürger wurden zu einem Ideenwettbewerb über die Nutzung des Gebäudes aufgerufen. So entstand im November 2013 der Verein „Freundeskreis Ehemalige Synagoge Ottensoos“, der die Aufgabe hat, „wieder Leben ins Gebäude zu bringen“, wie Elhardt es ausdrückt. Er und Falk sind Beisitzer im Verein, der mittlerweile rund 40 Mitglieder hat. Ohne finanzielle Hilfe wäre das Projekt allerdings nicht zu stemmen gewesen, sagt der Bürgermeister. Rund eine Million Euro kostet die Sanierung insgesamt, davon bezahlt die Städtebauförderung 60 Prozent.
Im Juni ist die Gemeinde am Ziel, das Gebäude steht für Veranstaltungen offen. Er wolle „nicht immer nur leichte Kost“ anbieten, sagt der Bürgermeister, sondern auch die Möglichkeit geben, um sozialpolitische Themen zu diskutieren. „Gehört der Islam zu Deutschland?“, stellt Falk eine Frage beispielhaft in den Raum und beantwortet sie selbst: „Ich meine: Muslime ja, der Islam nicht, aber über diese Dinge muss man reden.“ Wie genau die Nutzung aussehen wird, ist noch weitgehend offen. „Entscheidend ist, dass sich etwas entwickelt“, sagt Falk, aber das müsse nicht zwei- oder dreimal die Woche sein.
Am Sonntag, 7. Juni, findet die Eröffnung der ehemaligen Synagoge statt. Ab 15.30 Uhr lädt die Gemeinde zu einem Tag der offenen Tür ein. Um 16.30 hält Pfarrerin Barbara Eberhardt einen Vortrag über Synagogen als Zentren jüdischen Lebens.
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