Empfehlung an den Stadtrat
"Mammutprojekt": Das gibt es Neues zum Stadion-Umbau in Nürnberg
7.6.2024, 15:08 UhrAuf dem Termin im Nürnberger Rathaus machte Oberbürgermeister Marcus König klar, wie wichtig das Projekt ist, über das hier gesprochen wird. Nach einem Besuch auf der Berliner Fanmeile bedauert der OB umso mehr, dass Nürnberg - aufgrund der miserablen Lage seines Stadions - nicht als Spielstätte für Partien der EM 2024 in Betracht gezogen wurde. "Es ist eine ganz große Herausforderung für uns alle - und das heutige Podium spiegelt die Bedeutung und Herausforderung wider", sagt König am Freitag. Beteiligt sind nicht nur der 1. FCN als Verein und Nürnbergs dritter Bürgermeister Christian Vogel, sondern auch die Stadtkämmerei um Thorsten Brehm, das Baureferat um Daniel Ulrich, das Sportreferat um Cornelia Trinkl und das Sportreferat um Britta Walthelm.
"Wir haben uns auf den Weg gemacht, auf dem Stadion-Areal den ‚Campus Sport‘ zu errichten, mit Spitzensport, Breitensport und dem modernsten Stadion Deutschlands. Das Ziel ist, einen Mehrwert für die ganze Stadt zu schaffen. Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass dies möglich und finanzierbar ist. Aber: Alleine wird die Stadt das nicht leisten können. Wenn der Stadtrat es beschließt, werden wir die nächsten Schritte gehen und die offenen Fragen klären, unter anderem: Was können der Club und weitere Partner leisten? Welches Betreiber-Modell ist sinnvoll und wirtschaftlich?", fasst Marcus König zu Beginn der Konferenz zusammen.
Machbarkeitsstudie weiter überprüft
Knapp ein Jahr nach Vorstellung der Machbarkeitsstudie zur künftigen Entwicklung des Max-Morlock-Stadions und des umliegenden Areals im vergangenen Juli steht das riesige Projekt am Mittwoch, 19. Juni, erneut auf der Tagesordnung des Stadtrats in Nürnberg. Dann legt die Projektgruppe, die aus Vertretern zahlreicher Geschäftsbereiche der Stadt Nürnberg sowie des 1. FC Nürnberg besteht, einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen vor, der Stadtrat soll grünes Licht für das weitere Voranschreiten in diesem "Mammutprojekt" geben. In den vergangenen Monaten waren die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vertieft, konkretisiert, mit der Öffentlichkeit diskutiert und in einigen Bereichen angepasst worden. Der Wille wird klar: "Wir wollen Nürnberg internationalisieren", nennt der Oberbürgermeister einen wichtigen Ansatzpunkt für das Projekt rund um den Volkspark Dutzendteich, das den Namen "Campus Sport" tragen soll.
Die Beteiligten und die Stadtspitze haben nicht nur große Hoffnungen, dass das kommende Areal "Werbung für die Stadt und die Region" sei, sondern dafür auch viele Pläne - und Wege zu gehen. "Das ist kein Pappenstiel", so König. In weiteren Schritten geht es darum, wie Planungskosten verteilt werden, die Kosten insgesamt, - aber: "Wir stehen noch am Anfang"; lässt der OB wissen, "der Wille ist da und wir sind einen Teil des Weges bereits gegangen". Auch Bürgermeister Christian Vogel betont: "Wir rasen auch, aber müssen und wollen alle mitnehmen. Deswegen fahren morgen die Bagger nicht gleich vor, auch wenn wir bereits seit 2022 intensiv planen."
Was ist konkret geplant für das Areal, das in Nürnberg heute noch als Volkspark Dutzendteich bekannt ist? Einiges, das auch für die Zukunft und die (Stadt-) Gesellschaft sehr wichtig ist. Eigentlich sind unter diesem Mega-Projekt für die Stadt, das sich unter dem Begriff "Campus Sport" läuft, drei Projekte zu sehen, die "herausragend und miteinander verzahnt sind und sich ergänzen", sagt Vogel beim Termin im Rathaus Nürnberg.
Das Stadion und sein vollumfänglicher Umbau sind das "Herzstück" und das erste des Projekt-Dreierlei. Hinzukommen Planungen für die sogenannte Mantelnutzung (zum Beispiel wäre eine Fankneipe denkbar) sowie für das Umfeld des Stadions. Klar ist, "wenn das Herz nicht mehr schlägt, kann es auch kein Blut in die anderen Projekte pumpen", verdeutlicht Christian Vogel. Wichtig sei vor allem, dass alle Fachebenen an den Planungen beteiligt sind und die weitere Konkretisierung gemeinsam vorwärts bewegen.
"Wir begehren am kommenden Mittwoch einen Beschluss, was die Größe anbetrifft", sagt Vogel weiter. Denn das aktuell planende Gremium hat sich darauf verständigt, nicht die kleine, nicht die mittlere, sondern die große Variante eines neuen Stadions zu wählen. Dann gäbe es in Nürnbergs Süden nicht nur 40.000 Sitzplätze, sondern auch rund 10.000 Stehplätze - das entspricht im Ligabetrieb mit Stehplätzen einer Kapazität von 46 000 bis 50 000 Besuchern. Die Stehplätze seien ein ausdrücklicher Wunsch aus der Fan-Szene gewesen, so Vogel. Und man wäre flexibel, was internationale Spiele betreffe. Auch im Oberrang solle es Stehplätze geben, Schwingungen, die es im alten Modell gebe, würden dann durch die neue Baukonstruktion freilich ausgemerzt. Elementar seien vor allem die barrierefreien Plätze. "Wir wollen Inklusion leben und uns so von den anderen moderneren Stadien abheben", sagen die Bürgermeister König und Vogel unisono.
Basierend auf der Funktionalplanung wurde ein Kostenrahmen für den Vollumbau des Stadions berechnet. Dieser beläuft sich, wenn man das heutige Baukostenniveau zugrunde legt, auf circa 290 Millionen Euro. Dabei ist zu beachten, dass sich diese Schätzung im Vergleich zu den Zahlen der Machbarkeitsstudie auf eine größere Stadionkapazität bezieht. Davon würden die Stadt und der 1. FCN zu je 30 Millionen Euro beteiligt sein. Um die Summe zu finanzieren, so Vorstand Stefan Heim, denke man darüber nach, Teile des Club-Areals am Valznerweiher zu verkaufen.
Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat gezeigt, dass sich das Stadionprojekt zu erheblichen Teilen selbst tragen kann, sagt Stadtkämmerer Thorsten Brehm. Die Herausforderung ist nun, die der Untersuchung zugrundeliegenden Annahmen abzusichern und in ein gemeinsames Finanzierungskonzept zu bringen. "Aus dem städtischen Haushalt wollen wir künftig nur noch unseren Eigenkapitalanteil leisten, ein Verlustausgleich soll nicht mehr erforderlich sein. Außerdem setzen wir auf die Club-Fans in der Staatsregierung. Eine Förderung des Freistaats würde eine Realisierung des Projekts erleichtern und beschleunigen."
Auch die Entwicklung des Stadionumfelds wird weiter vorangetrieben. Die Umsetzbarkeit aller Bausteine des "Campus Sport" (Leichtathletik-Stadion, Sportfelder, Eisflächen, Mehrfachsporthalle und Freizeit-Sportanlagen) wird aktuell intensiv betrachtet und geprüft. Auf Grundlage der ersten Untersuchungen sind Herausforderungen unter anderem hinsichtlich Naturschutz, Baumerhalt und Denkmalschutz zu erwarten. Deshalb empfiehlt die Verwaltung, weitere notwendige Untersuchungen, Gutachten, Alternativplanungen und Standortanalysen in Auftrag zu geben.
Sport- und Schulreferentin Cornelia Trinkl erklärt: "Wir befinden uns in intensiven Gesprächen mit allen Beteiligten im Sport und darüber hinaus und arbeiten engagiert daran, eine ausgewogene Lösung zu finden. Es werden derzeit verschiedene Standorte und Optionen für die unterschiedlichen Bausteine des ‚Campus Sport‘ geprüft, um sicherzustellen, dass sowohl die Bedürfnisse des Profi- als auch des Breitensports vollumfänglich berücksichtigt werden."
Auch beim Stadion selbst stehen Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Fokus. Schließlich handelt es sich um ein Naherholungsgebiet, das den Bürgern in Nürnberg wichtig ist. Hier wird vor allem auf den Grundwasserspiegel, den Baumbestand und insgesamt den Klimaschutz geachtet, so Britta Walthelm. Dazu soll auch die Energieversorgung beitragen, wie der Baureferent verdeutlicht, denn ein zentraler Aspekt eines umweltfreundlichen Stadions ist die Versorgung mit nachhaltig erzeugter Energie. Dafür wird ein gemeinsamer Energieverbund mit der NürnbergMesse, der Arena und der Technischen Universität (UTN) vorangetrieben. Aktuell steht die Frage im Vordergrund, wer wann wie viel Energie bereitstellen kann und wer sie zur gleichen Zeit nutzt. Darauf basierend soll ein Simulationsmodell erstellt werden. Baureferent Daniel F. Ulrich: "Der Umbau eines ganzen Stadtteils ist auch eine Chance, ganz neue Wege in der koordinierten Energieversorgung zu gehen. Mit den Playern Messe, UTN, Stadion und Arena haben wir die Chance, einen Strom- und Wärmeverbund im Netz der NErgie zu schaffen, der bundesweit Vorbild sein kann."
Was weiter geplant wird und wie das Areal künftig dann wirklich aussehen könnte - darüber stimmt der Stadtrat am Mittwoch, 19. Juni, ab. Danach können die Ideen und Planungen weiter vorangetrieben werden.
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